Junge Flüchtlinge:Hilfe direkt in Afghanistan

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Gedanken über andere Ansätze der Unterstützung

Leserbriefe "Kampf um die Existenz" vom 11. Januar, "Tödliche Angst" vom 9. Januar und die Berichterstattung über sich mehrende Suizide unter jungen afghanischen Geflüchteten:

Die Zunahme der geschilderten Suizide junger Flüchtlinge aus Afghanistan ist schrecklich. Das immer wieder in den Meldungen berichtete Drama um die Abschiebungsflüge abgelehnter Asylbewerber nach Kabul beschäftigt viele von uns immer wieder. Nur: Die daraus resultierenden Schuldzuweisungen gegenüber "dem Staat", gegenüber "der CSU", gegenüber "der Verwaltung" oder gar gegenüber "dem Flüchtlingsrat" in den Leserbriefen der zurückliegenden Tage bringen uns keinen Schritt weiter. Wir müssen viel weiter denken und die deutsche Politik gegenüber Flüchtlingen aus Afghanistan neu überdenken.

Nachzudenken wäre zuerst einmal darüber, inwiefern sich aus deutscher Sicht Flüchtlinge aus Afghanistan unterscheiden von Asylsuchenden aus anderen Ländern. Hauptunterschiede sind:

(1) Afghanistan ist ein Land, das historisch gesehen eine lange Freundschaftsbeziehung zu Deutschland hat. Wer Afghanistan einmal bereist hat, weiß aus persönlicher Erfahrung, mit welchem Willkommen und mit welcher Freude man als Deutscher dort begrüßt wird.

(2) Deutschland entsendet seit mehr als zehn Jahren deutsche Soldaten nach Afghanistan, die dort helfen sollen, das Land zu befrieden. Mehr als 60 deutsche Soldatinnen und Soldaten haben in diesem Dienst bislang ihr Leben lassen müssen.

(3) Die Bundesrepublik Deutschland hat in diesen Jahren mehr als 10 Milliarden Euro Steuergelder für die Befriedung des Landes Afghanistan ausgegeben.

Wenn man diese gravierenden Unterschiede zu allen anderen Ländern, aus denen Deutschland Asylbewerber empfängt, berücksichtigt, dann sollten wir auch ein völlig anderes, sehr spezielles Konzept für Flüchtlinge aus Afghanistan beschließen.

Vorschlag: Deutschland erklärt gegenüber Afghanistan, dass es keine Asylbewerber aufzunehmen bereit ist, weil die jungen Afghanen besser im eigenen Land bleiben und dort die internationalen Helfer (wie zum Beispiel die deutschen Soldaten) bei der Befriedung des Landes unterstützen sollten. Um solche jungen Afghanen in die Lage zu versetzen, derartige Unterstützung zu leisten, ist Deutschland bereit, junge Leute für zwölf Monate in Deutschland für entsprechende Einsätze (Hilfspolizist, Feuerwehrler, Technisches Hilfswerk, et cetera) auszubilden und sie danach in ihr Land zurückzuschicken.

Dasselbe müsste gelten für die zurzeit in Deutschland lebenden circa 170 000 afghanischen Asylbewerber. Dr. Jan Bodo Sperling, Schleching

© SZ vom 01.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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