Jugendliche helfen:Hilfe und Austausch

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Schüler aus Pasing erarbeiten Projekte, um Flüchtlinge willkommen zu heißen

Von Melanie Staudinger

Am Anfang mussten die Mädchen draußen sitzen bleiben. Zwar dürfen in Ägypten Frauen Fußball spielen, nicht aber in gemischten Mannschaften mit Männern. "Das war eine komische Situation", sagt Sophie. Eigentlich waren die Schüler des Pasinger Karlsgymnasiums in die Nähe von Luxor nach el-Tod gekommen, um den Menschen dort zu helfen. Sie renovierten im Rababah Community Centre ein Zimmer des Kindergartens und malten Bilder für den Arabisch- und Englisch-Unterricht. Danach sollten sich deutsche und ägyptische Jugendliche besser kennenlernen.

Doch in dem kleinen Ort, in den sich praktisch nie Touristen verirren, mussten die Mädchen zuschauen. Das allerdings wollten die Schüler des Karlsgymnasiums so nicht auf sich sitzen lassen. Das Spiel wurde wiederholt, dieses Mal im Hotel und in gemischten Teams. "Es war interessant zu sehen, dass die Ägypter anfangs viel distanzierter waren, sich aber schnell an die neue Situation gewöhnt haben", erzählt Konstantin.

Die Partnerschaft zwischen dem Pasinger Karlsgymnasium und Luxor besteht schon seit Jahren. Konkrete Hilfe vor Ort - dieser Ansatz steckt hinter dem Projekt. Die Schüler wollen aber auch hier helfen, und zwar nicht nur, wenn Tausende Flüchtlinge am Hauptbahnhof ankommen wie in diesem September. Sondern kontinuierlich. "Als Jugendlicher ist es gar nicht so leicht zu helfen. Man hat einfach nicht so viele Möglichkeiten, wenn man nicht volljährig ist", sagt Julian aus der elften Klasse. Abschrecken lassen wollte er sich von einem Mangel an Optionen nicht. Gemeinsam mit Mitschülern entwickelte er ein Kursprogramm.

In diesem Schuljahr erarbeiten die Teilnehmer des sogenannten P-Seminars zunächst die theoretischen Grundlagen, also die Ursachen von Flucht, Fluchtrouten und das Asylrecht. Danach geht es in die konkrete Umsetzung. "Wir wollen die Flüchtlinge hier bei uns willkommen heißen, etwas gemeinsam mit ihnen unternehmen", sagt Vera. Zielgruppe der Pasinger Schüler sind Gleichaltrige, eventuell lassen sich Erfahrungen aus dem Ägypten-Austausch miteinbringen. Sprachbarrieren etwa könnten gut bei Sportveranstaltungen abgebaut werden. "Wir wollen das Rad nicht neu erfinden, einfach nur unseren Beitrag zur Integration leisten", erklärt Julian.

Direktor Thomas Franz unterstützt das Vorhaben. "Ich finde es wunderbar, wenn die Inhalte des Unterrichts nicht immer nur von uns vorgegeben werden, sondern sich die Schüler selbst einbringen", sagt er. Franz sei sehr gespannt, welche konkreten Projekte am Ende des Seminars herauskommen. Sicher aber ist schon jetzt: Die ganze Schule soll dann miteinbezogen werden.

© SZ vom 08.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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