Jugendhilfe:Personalnot

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge stellen die Stadt vor Probleme

Von Sven Loerzer

Rund 10 000 Flüchtlinge werden in diesem Jahr ohne Eltern in München ankommen und angeben, minderjährig zu sein. Nach der Altersfeststellung durch das Stadtjugendamt gelten etwa 60 Prozent wirklich als unter 18-Jährige, um die sich die Jugendhilfe kümmern muss. Wöchentlich muss die Landeshauptstadt derzeit etwa 60 Kinder und Jugendliche längerfristig in Obhut nehmen, wie es im Fachjargon heißt. Die Zahl wird über den Sommer noch deutlich ansteigen, denn die angestrebte Weiterverteilung an andere bayerische Jugendämter gelingt noch nicht so schnell wie erwünscht.

Die Stadt stellt das vor erhebliche Probleme. Bislang als Gemeinschaftsunterkünfte für Erwachsene vorgesehene Unterkünfte werden umgewandelt in Jugendhilfeeinrichtungen für Flüchtlinge. Dafür aber fehlt Personal, obwohl der Betreuungsstandard sehr viel knapper angesetzt ist als in herkömmlichen Jugendhilfeeinrichtungen. In ähnlicher Lage sind die Jugendämter in Rosenheim und in Passau, denn bislang gibt es keine bundesweite Weiterverteilung der minderjährigen Flüchtlinge. Zuständig für sie sind bisher die Jugendämter, in deren Bereich sie aufgegriffen werden, weshalb Städte an den Haupteinreiserouten besonders stark betroffen sind. Erst Anfang nächsten Jahres soll sich das ändern. Letzte Woche hat das Kabinett einen Gesetzentwurf von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) beschlossen, wonach Minderjährige ebenso weiterverteilt werden sollen wie Erwachsene. In Fachkreisen ist das wegen des Ortswechsels nicht unumstritten, da gerade entwurzelte Kinder und Jugendliche eine stabile Umgebung benötigen. Doch anders dürfte für die stark belasteten Jugendämter die Aufgabe nicht mehr zu bewältigen sein.

München muss in diesem Jahr noch etwa 1000 zusätzliche Plätze für Minderjährige schaffen. Noch schwieriger wird es sein, 150 Fachkräfte für ihre Betreuung zu finden. Frühestens von März 2016 rechnet Sozialreferentin Brigitte Meier damit, dass die Entlastung durch die bundesweite Verteilung wirkt und München jährlich nur 2000 statt 6000 Jugendliche unterbringen muss.

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