Jubiläum:Ein Revolver für zehn Beamte

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Polizeibeamte in der Möhlstraße in der Nachkriegszeit. (Foto: Scherl/SZ-Photo)

Die Bayerische Polizei feiert am Samstag ihre Gründung vor 70 Jahren

Von Martin Bernstein

Erschreckende Zahlen musste die neue Pressestelle der Münchner Polizei vermelden: Bei Kämpfen mit marodierenden Banden starben binnen eines Jahres fünf Polizeibeamte, elf Beamte wurden schwer verletzt. 237 Tötungsdelikte und 1578 Fälle von Raub und Plünderung registriert die Chronik für dieses Jahr. Die Rede ist vom Jahr 1946, in dem die Bayerische Polizei per Erlass neu gegründet und organisiert wurde. Raue und unsichere Zeiten waren das in den Monaten nach Kriegsende. Aufgabe der ersten Münchner Nachkriegspolizisten war daher auch die Bekämpfung des florierenden Schwarzmarkts, der Jugendkriminalität und der jährlich 30 000 Diebstähle.

In diesem Jahr feiert die Bayerische Polizei ihr 70-jähriges Bestehen. Seit April 1946 war die staatliche, grün uniformierte Landpolizei mit einem Präsidium an der Spitze in ganz Bayern wieder einheitlich organisiert. In München begann der Aufbau neuer Polizeistrukturen aber schon kurz nach Kriegsende im Juni 1945. Im Oktober desselben Jahres wurden auch wieder Schusswaffen ausgegeben - jeweils zehn Polizisten teilten sich einen Revolver. Die Kriminalpolizei bestand bei ihrem Neustart aus neun Beamten. Ende 1945 zählte die Stadtpolizei laut der jüngst veröffentlichten "Chronik der Münchner Polizei" 1488 Schutzleute, 172 Kriminalpolizisten und 154 Verwaltungspolizisten.

Die Münchner Polizei hat in Bayern historisch gesehen also die Nase vorn. Und deshalb am Wochenende auch beim Feiern - zu ihrem 70-jährigen Bestehen geht die Bayerische Polizei in München auf die Straße: Am Samstag findet von 10 bis 18 Uhr ein Festival statt, in das auch der 6. Landestag der Verkehrssicherheit integriert wurde. Außerdem wird am Samstagmorgen um 9.30 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst in der Theatinerkirche für alle Angehörigen der Polizei zelebriert.

Gefeiert und informiert wird in der Ludwigstraße ab der Von-der-Tann-Straße bis zur Brienner Straße sowie auf dem Odeonsplatz und beim Dienstherrn der bayerischen Polizisten, im Odeon. Am Sitz des Innenministers lassen Polizisten von 11 Uhr an im Dienst der Verkehrserziehung die Puppen tanzen. Das Straßenfestival zeigt das breite Spektrum der Bayerischen Polizei und wird "mit vielen interaktiven Vorführungen und Aktionen gestaltet", wie es in der Ankündigung der Münchner Polizei heißt. Wobei die Interaktivität sicher unterschiedlich stark ausgeprägt sein wird, je nachdem, ob man den Kletterturm oder den Wasserwerfer besucht. Überschlags- und Aufprall- sowie Fahrsimulatoren zeigen, wie sicher man im Straßenverkehr unterwegs ist. "Mitmachen und ausprobieren" lautet auch beim Verkehrssicherheitstag die Devise.

© SZ vom 17.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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