Jana Wall:Ruhm alleine reicht nicht

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Jana Wall ist Modell, Schauspielerin - und nun auch Sängerin. Für die Münchnerin hat Bastian Hager eine neue Musikfirma gegründet.

Michael Bremmer

Bastian Hager (29) aus Eichenau arbeitet seit zwölf Jahren als Tontechniker und Produzent. Seit 2004 veröffentlicht er in seinem Plattenlabel "I Hate Music" Indie-Bands. Jetzt hat er eine neue Musikfirma gegründet: "Sounds Perfect". Am 12. Juni erscheint die erste Single - die R'n'B-Nummer "As I stand" der Schauspielerin Jana Wall.

"As I stand": Jana Wall versucht sich nun auch als Sängerin. (Foto: Foto: oh)

SZ: Sie haben für Ihre neue Künstlerin Jana Wall ein neues Label gegründet - warum erscheint deren erste Single nicht bei "I hate Music"?

Bastian Hager: Der Label-Name "I hate Music" polarisiert. Für Bands ist das spannend, gerade bei Indie-Bands passt so etwas super zum Image.

SZ: Aber?

Bastian Hager: Mit Jana Wall habe ich jetzt eine Solo-Künstlerin, die professionelle, gute und erfolgreiche Musik macht. Hierfür passt "I Hate Music" nicht, das wäre kontraproduktiv.

SZ: Bislang verbindet man Ihre Arbeit mit klassischer Indie-Musik. Warum jetzt eine R'n'B-Nummer?

Bastian Hager: Ganz einfach: Weil die Künstlerin aus diesem Bereich kommt. Weil sie diese Musikvorstellung hat. Jede andere Wahl der Musikrichtung wäre aufgesetzt und damit auch langfristig falsch gewesen.

SZ: Und weil man mit Mainstream-Popmusik am meisten Menschen erreichen kann...

Bastian Hager: Jana Wall ist ja keine Unbekannte. Sie war Darstellerin in der Pro7-Soap "Die Abschlussklasse". Sie arbeitet als Model. Und sie hat das meistgeklickte Profil der Internet-Community "Die Lokalisten", derzeit ist Jana mit dem Lokalisten-Werbeclip im Fernsehen zu sehen.

SZ: Das erleichtert die Planungen...

Bastian Hager: Keine voreiligen Schlüsse. Jana Wall ist bislang nicht groß als Musikerin in Erscheinung getreten.

SZ: Das ist doch bei so viel Promotion nebensächlich.

Bastian Hager: Janas Bekanntheitsgrad ist Segen und Fluch gleichzeitig. Natürlich ist die große Aufmerksamkeit super. Aber eine Künstlerin, die nicht über die Musik bekannt ist, jetzt über die Musik zu vermarkten, ist schwierig.

SZ: Inwiefern?

Bastian Hager: Natürlich hat Jana 75.000 Freunde bei den Lokalisten. Aber diese Menschen finden sie vielleicht als Schauspielerin oder als Model toll. Und welche Musik diese 75.000 Freunde hören, ist gar nicht klar. Auch nicht, ob sie Janas Musik toll finden - erst recht nicht, ob sie Janas Musik auch kaufen werden.

SZ: Jana Wall hätte doch bestimmt die Möglichkeit gehabt, mit größeren Plattenfirmen zu arbeiten. Warum ging sie damit nach Eichenau?

Bastian Hager: Ganz ehrlich, das habe ich mich auch immer gefragt. Sie hat bereits mit großen Namen im Musikgeschäft gearbeitet und auch die typischen Knebelverträge unterschrieben, aber dann wurde nichts Spannendes veröffentlicht. Sie ist eine Künstlerin, sie singt seit ihrer frühesten Jugend und wollte eigentlich eine Gesangskarriere starten, war aber bisher als Model und Schauspielerin erfolgreicher.

SZ: Diese Geschichten vom großen Traum hört man immer wieder...

Bastian Hager: Aber bei Jana Wall ist es nicht nur so dahergesagt. Ein Beispiel: Jana hat einmal bei einem Wettbewerb im Dauerreden teilgenommen - sie brauchte das Preisgeld, um in die USA zu fliegen und dort an ihrer Karriere zu arbeiten: Nach 54 Stunden Reden hatte sie das Preisgeld in der Tasche.

SZ: Und dann?

Bastian Hager: Sie hat dort musikalisch experimentiert, sich von einigen Größen aus dem Showgeschäft inspirieren lassen. Und zwei Jahre später steht sie in Eichenau und vertraut mir so eine Karriere an.

SZ: Und Sie haben sofort zugegriffen?

Bastian Hager: Ich habe extrem lange gezögert. Das Projekt hat mich herausgefordert, die Künstlerin ist sympathisch. Und als klar wurde, dass unsere gemeinsame Vorstellung nicht umzusetzen wäre, wenn ich es nicht selbst rausbringe, habe ich es in die Hand genommen.

SZ: Jetzt kommt die Single, dann wird schnell das Album hinterhergejagt - so läuft das im Business, oder?

Bastian Hager: Solche Pläne haben wir schnell gekippt. Ich weiß nicht, wie lange der Hype um Jana noch anhält. Ich will kein schnelles 08/15-Album nachschieben, ich will Jana auch nicht verheizen, sondern langsam aufbauen. Sie muss sich über die Musik nichts beweisen, da ihr Bekanntheitsgrad auch ohne Solokarriere bisher stetig gestiegen ist.

SZ: Das ehrt Sie. Aber was haben Sie davon?

Bastian Hager: Das frage ich mich auch immer. Im Ernst: Ich möchte ja langfristig in dieser Branche arbeiten. Und meine Arbeitsmotivation ist nun mal die Liebe zur Musik. Das ist sehr idealistisch gedacht, aber zum Glück bin ich ja nicht gezwungen, nur von den Einkünften meines Labels zu leben.

© SZ vom 31.05.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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