100 Jahre Tram in Pasing:Der Fünferl-Aufschlag

Vor 100 Jahren wurde die Trambahnstrecke München-Pasing eröffnet: Einblicke in die Welt der historischen A- und D-Wagen.

Monika Maier-Albang

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Vor 100 Jahren wurde die Trambahnstrecke München-Pasing eröffnet: Einblicke in die Welt der historischen A- und D-Wagen.Der A-Wagen hat es nicht geschafft, leider. Bis nach Pasing war die Tram aus dem Jahr 1901 noch ausgerückt, doch der Weg vom MVG-Museum an der Ständlerstraße hatte dem alten Gefährt so zugesetzt, dass die Bremsen bei der Ankunft am Pasinger Marienplatz schon brenzlig rochen. Die erste Fuhre Fahrgäste nahm die Uralt-Tram noch auf, doch zurück Richtung Laim blieb sie "Am Knie" liegen - und wurde von dort abgeschleppt.Text: Monika Maier-Albang Fotos: Alessandra Schnellnegger

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Für die Umstehenden gab das zwar gute Fotos, doch von den Zuschauern wurde die alte Tram schmerzlich vermisst, als am Samstag das 100-jährige Jubiläum der Trambahnstrecke zwischen München und Pasing gefeiert wurde. Oberbürgermeister Christian Ude hatte kurz nach Ankunft des historischen Trambahnkorsos die Pasinger noch nachdrücklich gebeten, sich nicht gegen die Verlängerung der Strecke vom Pasinger Marienplatz bis zum Pasinger Bahnhof zu sträuben, wo ein Knotenpunkt zwischen S-Bahn, Tram und Bussen entstehen soll.

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Wobei Ude den Zuhörern zu schmeicheln verstand: Normalerweise murrten die Münchner ja, wenn irgendwo eine neue Tram gebaut werde und hinterher protestierten sie "genauso heftig", wenn sie wieder verschwinden soll. Die alten Pasinger seien da weitsichtiger gewesen. Als München 1895 die "Elektrische" bekam, habe es ihnen "gestunken", dass sie hintanstehen sollen. Also kämpften die Pasinger für den Trambahnanschluss, und 1908 fuhr endlich die erste Tram ins damals noch eigenständige Pasing.

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Ganz so weit reicht das Gedächtnis von Franziska Fuchs und Johanna Kaufmann zwar nicht zurück. Aber erinnern können sich die beiden Damen, Jahrgang 1924 die eine, Jahrgang 1931 die andere, sehr wohl noch an jene Zeit, als sie den Pasing-Aufschlag beim Ticket zahlen mussten. War es ein Fünferl oder ein Zehnerl?

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Ein Fünferl war's, sagt MVG-Chef Herbert König, bei einem Ticketpreis von 15 Pfennig. Dann war das Zehnerl wohl für Grünwald, vermuten die Damen. Sie haben sich am Samstag in einen der stets überfüllten antiken Wagen gedrängt, die am Nachmittag zwischen der Wendeschleife am Pasinger Marienplatz und dem Willibaldplatz in Laim pendeln. Weil der Andrang so groß ist, lassen die Schaffner die Fahrgäste an jeder der beiden Haltestellen aussteigen, damit auch andere die Möglichkeit zum Mitfahren haben.

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Auch die Schaffner stecken in alten Uniformen, wobei Markus Tronner, ein hochgewachsener Mann in einer 50er-Jahre-Uniform, feststellt, dass die Kollegen früher wohl eher "klein und bauchig" waren. Ihm jedenfalls sind die Ärmel viel zu kurz.

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Etwas wehmütig sitzt zur selben Zeit Horst Bergmüller im Führerstand. 46 Tage hat er noch bis zur Pensionierung, und er sagt, dass es für ihn "eine Ehre" sei, heute hier den D-Wagen fahren zu dürfen. Jene Tram aus dem Jahr 1914, die bis vor der Olympiade 1972 im Einsatz war. Die Betagte übersteht auch diesen Tag problemlos. Bergmüller, der extra seinen "D-Schein" aufgefrischt hat, muss kurbeln, bremsen, selbst die Weichen stellen. Er tut es gern. Damals, sagt er, hatte man noch was zu tun, und auch wenn die Fahrer im Winter sakrisch froren, so hatte die altgediente D-Variante ihre Vorteile. Es gab noch keine Trennscheibe zwischen Fahrgast und Fahrer. Wenn er gut und ruhig fuhr, hätten ihn die Leute beim Aussteigen nicht selten gelobt.(SZ vom 17.11.2008/af)

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