Isartreiben:Schwimmappell für ein Isar-Flussbad

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Einfach mal treiben lassen: 150 Menschen nutzten das Sommerwetter am Sonntag für eine schwimmende Demonstration in der Isar. (Foto: Stephan Rumpf)

Eine schwimmende Demonstration

Von Anna Hoben

Die Sonne brennt gnadenlos vom Himmel, als eine Frau mit Mikrofon am Isarufer den Countdown herunter zählt und auf "Los!" etwa drei Dutzend Menschen in den Fluss stürmen. Erst links halten, dann rechts, hat die Frau den Schwimmern zuvor erklärt, und zwischendurch einfach mal treiben lassen. Ein Hund bellt, auf einem aufblasbaren Sofa sitzt ein Mann mit Bierdose in der Hand und guckt interessiert den Schwimmern hinterher. Die sind nach kurzer Zeit nur noch bunte Punkte in einem bräunlichgrünen Band. Nur die Farbe der aufgewühlten Isar erinnert hier, ein Stückchen unterhalb der Braunauer Eisenbahnbrücke, noch an den Regen vom Vormittag. Die bunten Punkte sind die sogenannten Wickelfische: wasserdichte Taschen, in denen die Schwimmer ihre Habseligkeiten mitnehmen können und die zugleich als Schwimmblasen fungieren können.

"Wir freuen uns, dass es gleich beim ersten Termin geklappt hat", sagte Ulrike Bührlen von den Urbanauten und dem Verein Isarlust, der das Isartreiben veranstaltete. Im vergangenen Jahr hatte das Schwimm-Event mehrmals verschoben werden müssen. Dieses Mal meldeten sich 150 Menschen an, etwa gleich viele Männer wie Frauen. Von 15.30 Uhr bis 17.30 Uhr gab es jede halbe Stunde eine Startmöglichkeit. Schon kurz vor dem ersten Start für die Hobbyschwimmer machten sich die Teilnehmer des Isarpokals auf den Weg. Sie gingen die 1,2 Kilometer lange Strecke die Isar hinab sportlicher an und mit einem Ziel: am Kulturstrand zum schnellsten Isarschwimmer oder zur schnellsten Isarschwimmerin gekürt zu werden.

Trotz sportlicher Ambitionen steht beim Isartreiben der Spaß im Vordergrund, obwohl die Veranstaltung auch eine Demonstration ist: für ein dauerhaftes Schwimmbad in der Isar. Charlotte und Angela Seidelmann, 56 und 49 Jahre alt, finden die Idee großartig. Sie haben über Facebook vom Isartreiben erfahren und sind heuer zum ersten Mal mit dabei. Überhaupt ist es eine Premiere für das Paar: Beide sind noch nie in der Isar geschwommen. Wenn es irgendwann ein richtiges Flussbad gäbe, so wie etwa in Zürich, "das wäre toll", sagt Angela Seidelmann, "vor allem in Anbetracht der überfüllten Schwimmbäder in München". Generell nutze die Stadt den Fluss zu wenig, findet sie. "Auch Cafés am Ufer würden die Stadt noch attraktiver machen."

© SZ vom 10.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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