Internationale Handwerksmesse:Wie Frauen sich ihre Zukunft bauen

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Schreiner, Zimmerer und Ofenbauer: Noch immer dominieren Männer die Handwerksbranche. Das aber soll sich ändern. Auf der Handwerksmesse in München werben Betriebe aktiv um Mitarbeiterinnen

Von Christina Rebhahn

Mal ne Frau! Mit diesen Worten begrüßt Malermeisterin Lisa Fleischhauer die Besucher ihrer Website, denn sie ist tatsächlich eine der wenigen Frauen, die handwerklich tätig sind. Warum das so ist, kann sich die Malerin nicht erklären. Sie ist glücklich mit ihrer Berufswahl und kann nur vermuten, was andere Frauen vielleicht von einer Karriere im Handwerk abhält: "Es ist schon anstrengend, man braucht ziemlich viel Kraft, muss sich schon mal dreckig machen und es herrscht ein bisschen raueres Klima. Vielleicht haben manche auch Angst davor."

Fleischhauer selbst hat kein Problem damit, in einer männerdominierten Branche zu arbeiten. Trotzdem wünscht sie sich, dass in Zukunft ein ausgeglicheneres Verhältnis zwischen Männern und Frauen in der Arbeitswelt herrscht: "Wir leben im 21. Jahrhundert. Die Frauen wollen immer gleichberechtigt sein, dann müssen sie aber auch etwas tun. Es wäre gut, wenn die Waage gehalten werden würde. In allen Berufen." Im Handwerk stellen Frauen derzeit nur etwa ein Drittel der Belegschaft.

Eine Auszubildende in einer Münchner Bäckerei: Der Job ist etwas für Frühaufsteher, die Vergütung für Lehrlinge legte jetzt überdurchschnittlich zu. (Foto: Robert Haas)

Damit sich mehr Frauen für das Handwerk interessieren und den Weg in die bisweilen eher unübliche Branche einzuschlagen, setzt die Internationale Handwerksmesse München, die an diesem Mittwoch, 7. März, beginnt, einen Schwerpunkt auf Frauen. Besucher können sich über neueste Handwerktrends informieren oder die Ideen von Start-ups kennenlernen. Jugendliche können sich in Halle C2 in mehr als 40 Handwerksberufen ausprobieren. Und für Frauen gibt es am Freitag, 9. März, eine Fachtagung mit dem Titel "Frauen im Handwerk: Zukunft gestalten". Neben einer Gesprächs- und Fragerunde, werden auch zwei Spezialistinnen auf die Bühne gebeten: Autorin und Coach Sabine Asgodom und Spitzenköchin und Buchautorin Cornelia Poletto.

Heidi Kluth, Vorsitzende des Bundesverbands der Unternehmerfrauen im Handwerk, ist wie Fleischhauer davon überzeugt, dass gemischte Betriebe in allen Bereichen wünschenswert sind. Im Handwerk fehle derzeit eine Dauerlösung, um Frauen zu integrieren. Obwohl viele Frauen eine Ausbildung beginnen, springen sie später oft noch ab. Außerdem erklärt Kluth eine weitere Entwicklung: "Wir haben das Problem, dass wir zwar steigende Zahlen bei den Frauen generell haben, aber keine steigenden Zahlen in den männerdominierten Werken."

Frauen trauen sich Handwerksjobs noch eher selten zu. Heidi Kluth, Chefin des Bundesverbands der Unternehmerfrauen im Handwerk, will sie für die Branche begeistern. (Foto: Stephan Rumpf)

"Keine Frau auf dem Bau" - bis 1994 gab es in Deutschland ein Beschäftigungsverbot für Frauen im Bauhauptgewerbe, darunter fallen beispielsweise die Dachdeckerei oder die Zimmerei. Ausnahmefälle bildeten zum Beispiel die Frauen, die beim Wiederaufbau von Städten nach dem Zweiten Weltkrieg halfen. Nach dieser Unterbrechung wurde das Gesetz jedoch wieder in Kraft gesetzt. Kluth verweist deshalb auch auf das Fehlen einer ganzen Generation von Frauen und sieht darin einen Grund für die noch immer veraltete Denkweise mancher Menschen: "Man darf es nicht unterschätzen, wenn so eine Kampagne mal durchgeführt wurde. Das bleibt noch lange in den Köpfen hängen." Auch heute würden Vorbilder für Frauen im Handwerk fehlen, sagt Kluth. Sie sieht gute, familienfreundliche Karriere- und Verdienstmöglichkeiten im Handwerk. Auch ändere sich der Arbeitsalltag. Dank technischer Hilfsmittel spielt reine Körperkraft eine eher untergeordnete Rolle.

Frauen, die sich heute für einen Handwerksberuf entscheiden, würden zwar keine Steine mehr in den Weg gelegt werden, sie "müssen sich aber schon der Rolle bewusst sein und dessen, dass es noch nicht so normal ist", sagt Kluth, die selbst als Betriebswirtin im Handwerk tätig ist. Das sehe sie auch bei ihrer eigenen Tochter, die im Familienbetrieb arbeite. Obwohl an der Wand im Büro ihr Meisterbrief im Heizungsbau hänge, müsse Kluths Tochter ihre Kompetenz oft noch rechtfertigen. "Die Kunden brauchen einen Mann am Telefon, um ihn als Fachmann zu erkennen", erklärt die Vorsitzende. Das sei nicht böse gemeint, sondern einfach noch tief in den Köpfen verankert. Obwohl die Anerkennung steige, gebe es noch viel zu tun.

Die Internationale Handwerksmesse auf dem Messegelände München mit rund 1000 Ausstellern hat vom 7. bis 13 März täglich von 9.30 bis 18 Uhr geöffnet. Eintritt: 13 Euro.

© SZ vom 07.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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