Viele Indianerstämme kannten ihn, in Afrikas Dörfern hatte er Gewicht, und auch der Stadtrat in München hat einen: den Ältestenrat. Wie weise das schon klingt. In solch einem Gremium müssen ja durchdachte, wohl temperierte Entscheidungen fallen, gespeist aus den Erfahrungen des (politischen) Lebens. Heutzutage zwar nicht mehr die wichtigsten, aber oft sehr sensible, die nicht ins Gefecht der Tagespolitik geraten sollen. Was hier besprochen wird, soll geheim bleiben. So sieht es der Ehrenkodex des Ältestenrats vor.
Wie in allen Ältestenräten der Gegenwart sitzen hier aber nicht tatsächlich die Senioren des Parlaments, sondern nur sehr erfahrene Mitglieder. Also die Großkopferten, sprich Bürgermeister, Fraktionsspitzen und noch ein paar dazu. Nun kommt es aber vor, dass gerade die Großkopferten in der Politik nicht bei allen sensiblen Themen einer Meinung sind. Und wer sich über das bornierte Unverständnis der anderen aufregt, muss irgendwann Dampf ablassen. Ganz alleine und insgeheim wirkt das aber nur so lala. Dazu kommt, dass nicht immer alle verstehen, warum manche besprochene Themen überhaupt geheim sein sollen. Also lassen sie manches, wiederum geheim, durchsickern.
Als vor Kurzem das neue, noch nicht fertige Sicherheitskonzept des Rathauses deutlich vor der Sitzung des Ältestenrats im Detail bekannt wurde, soll Oberbürgermeister Dieter Reiter ordentlich angefressen gewesen sein. Nicht zum ersten Mal, auch vorher hatte ihn das Geplaudere seiner Ältesten schon genervt. Wohl deshalb berief er das Gremium völlig überraschend und extrem kurzfristig am Mittwochvormittag zu einer Krisensitzung ein. Thema: die Verschwiegenheitspflicht. Wie die Sitzung gelaufen ist? Das lassen wir diesmal offen.