Initiative der Stadt:Münchens Schüler sollen schwimmen lernen

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Spielerisch schwimmen lernen: In einem Bad hängt Ausrüstung für den Unterricht von Kindern. (Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Zu wenige Schüler in München können schwimmen.
  • Die Gründe dafür sind verschieden - in den Schulen jedenfalls fällt der Schwimmunterricht häufig aus.
  • Nun will die Stadt mit einem Projekt wieder mehr Kinder ins Wasser bringen.

Von Melanie Staudinger, München

Zu wenige Schwimmbäder, ein aufwendiger Hin- und Rückweg, fehlende Sportlehrer: Die Stadt München will die Probleme beim Schwimmunterricht in der Schule bekämpfen. Dazu bietet das Referat für Bildung und Sport in diesem Juli das neue Projekt "Großes Schwimmfinale für Münchner Schulen". Alle allgemeinbildenden Schulen im Stadtgebiet konnten sich anmelden für geblockten Schwimmunterricht in den letzten drei Wochen vor den Ferien.

Jede Klasse, so eine Sprecherin des Bildungsreferats, erhält eine Woche lang jeweils zur gleichen Zeit 120 Minuten Schwimmunterricht in einem Schulschwimmbad oder in einem Hallen- beziehungsweise Freibad der Stadtwerke München. Schwimmexperten etwa der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DRLG) unterstützen die Lehrkräfte, damit diese nicht alleine unterrichten müssen. "39 Schulen mit 140 Klassen haben sich für den geblockten Unterricht angemeldet", sagt die Sprecherin des Bildungsreferats.

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Schwimmunterricht ist vernachlässigt in den Grundschulen. Das liegt vor allem an den Rahmenbedingungen. Eine Umfrage unter Münchner Eltern im Jahr 2016 hat ergeben, dass nur die Hälfte aller Kinder zwischen fünf und elf Jahren eine zufriedenstellende Schwimmkompetenz hat, also nach einem Sprung vom Beckenrand 25 Meter am Stück schwimmen und einen Ring aus schultertiefem Wasser herauftauchen kann.

Die Gründe dafür: Viele Kinder haben Angst vor Wasser, und Eltern ist oft gar nicht bewusst, wie wichtig es wäre, dass die Kinder Schwimmen lernen - zudem fehlt das schulische Angebot. In den ersten und zweiten Klassen, so gaben die Eltern an, haben fast 80 Prozent der Kinder keinen Schwimmunterricht. In der dritten und vierten Klasse kehrt sich das Verhältnis dann um. Dennoch fallen oft Stunden aus - weil die Lehrerin krank, die Schwimmhalle belegt oder kein Fachlehrer vorhanden ist.

Zwar ist in München anders als auf dem flachen Land kein Schwimmbadsterben zu beobachten. Kapazitäten fehlen trotzdem, wie eine Antwort des Bildungsreferats auf eine entsprechende Anfrage der SPD-Stadtratsfraktion zeigt. 33 Schulschwimmbäder gibt es demnach in München, fünf davon sind derzeit außer Betrieb, weil sie gerade saniert werden.

Noch können sich Schulen bewerben

"Die durchschnittliche Auslastung liegt bei 117 Prozent, das heißt, Schwimmzeiten werden bereits doppelt belegt", schreibt das Bildungsreferat. Weitere neun Bäder sind in Planung. In sieben Bädern der Stadtwerke hat die Stadt zirka 260 Stunden für Schwimmunterricht gebucht. Weitere 140 Stunden sind bei drei privaten Bädern angemietet.

Zudem versuche die Stadt gerade, mit der Hypo-Vereinsbank ins Gespräch zu kommen, um die Wiedereröffnung des derzeit geschlossenes Bades der Bank am Tucherpark zu erreichen. Zuletzt habe sich die Stadtverwaltung auch um Kooperationen mit Fitnessstudios bemüht. Viele dieser privaten Schwimmbäder seien allerdings für das Schulschwimmen ungeeignet, weil sie zu klein seien, es keine Trennmöglichkeit zum regulären Betrieb gebe oder die Umkleidekabinen nicht passten.

Die neue Schwimmoffensive soll nun Entlastung bringen und durch den Blockunterricht die Planung der Schulen erleichtern. Noch sind zudem nicht alle Plätze belegt, wie die Sprecherin des Bildungsreferats verrät. Schulen können sich noch bewerben.

© SZ vom 10.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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