Immobiliensuche:Der Apparat wächst mit

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Die Stadt tut sich schwer, genug Büros für die Verwaltung zu finden

Von Dominik Hutter, München

Natürlich gibt es auch Gegenbeispiele: das Chefbüro in der obersten Etage des Wirtschaftsreferats etwa, in dem nicht einmal mehr ein Schreibtisch steht. Der Behördenleiter benötigt es nur selten - Josef Schmid ist in Personalunion zweiter Bürgermeister und hat seine Räume im Rathaus am Marienplatz. Der großzügige Raum an der Herzog-Wilhelm-Straße, von dem eine Tür auf eine nicht minder imposante Dachterrasse samt entsprechender Aussicht führt, steht daher oft leer.

In den meisten Gebäuden der Münchner Stadtverwaltung geht es dagegen eher beengt zu. Der Stadtrat hat das für Immobilien zuständige Kommunalreferat gerade erst damit beauftragt, eine Adresse für ein neues Verwaltungsgebäude im Münchner Norden zu suchen. Zugeschnitten auf 2000 bis 4000 Mitarbeiter. Denn die Münchner Stadtverwaltung, die jetzt schon mehr als 30 000 Leute beschäftigt, wächst nach den Sparrunden der Ude-Zeit wieder an. Einfach, weil sie muss. München ist innerhalb von zehn Jahren um 20 Prozent gewachsen, jährlich kommen rund 25 000 neue Einwohner hinzu. Das hat Auswirkungen auf die Verwaltung, bei der jeder der Neuen sehr bald aufschlägt. Spätestens, wenn er sich anmelden muss oder einen neuen Ausweis benötigt.

Die Situation ist schon heute sehr unübersichtlich: Rund 80 Bürostandorte unterhält die Stadt München: vom Rathaus am Marienplatz, in dem neben Bürgermeistern und Stadtrat auch Direktorium, Personalreferat und Kämmerei untergebracht sind, bis hin zu bekannten Anlaufstellen wie dem Kreisverwaltungsreferat an der Ruppertstraße, dem Sozialreferat am Orleansplatz oder dem Planungsreferat im markanten Hochhaus an der Blumenstraße. Dazu kommen Servicestellen wie die Sozialbürgerhäuser oder die Bürgerbüro-Außenstellen des Kreisverwaltungsreferats. Daneben gibt es Abteilungen, die in andere Behörden ausgelagert sind. Im Backsteinbau an der Blumenstraße arbeiten auch Mitarbeiter des Kommunalreferats.

Dass das Kreisverwaltungsreferat seine angemietete Zentrale nahe dem U-Bahnhof Poccistraße aufstocken kann, ist ein Glücksfall, wie es ihn nur selten gibt. Das Anwachsen des städtischen Personals hat in den allermeisten Fällen eine Zersplitterung auf immer weitere Standorte zur Folge. Kurzfristig helfen meist nur Anmietungen, so Kommunalreferent Axel Markwardt. Denn bis ein Neubau fertig ist, vergeht viel Zeit. Wenn überhaupt ein ausreichend großes Grundstück zur Verfügung steht. Die Konkurrenz im städtischen Immobilienportfolio ist groß: Neue Schulen und Kindertagesstätten werden benötigt, der Bau neuer Wohnungen genießt höchste Priorität. Anwohner rufen nach Bürgerhäusern und Kultureinrichtungen, die Feuerwachen müssen erneuert und teilweise ausgebaut werden. Die Wirtschaft benötigt zusätzliche Gewerbeflächen. Da haben die Kämpfer für neue Verwaltungsbauten oft schlechte Karten.

Schon heute ist absehbar, dass eines der künftigen Verwaltungsgroßprojekte bei der Eröffnung zu klein sein wird: Die geplante neue Zentrale des Gesundheits- und Umweltreferats an der Dachauer Straße, in der eigentlich die komplette Behörde unterkommen sollte, reicht nicht für die vielen neuen Mitarbeiter. Die Außenstellen an der Schwanthaler- und Paul-Heyse-Straße bleiben deshalb bestehen. Einer der spektakulärsten Neubauten für die Münchner Verwaltung war das Technische Rathaus am Ostbahnhof, in das kurz nach der Jahrtausendwende das einst auf 23 Standorte verteilte Baureferat der Stadt einziehen konnte.

© SZ vom 11.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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