Immobilien: Jürgen Schneider:Pleitier schwimmt nicht mehr im Penthouse

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Hier war der Gerichtsvollzieher: Immobilien-Pleitier Schneider verlor eine Münchner Heimstatt. Nun wird ein Käufer für das Penthouse mit Pool gesucht.

E. Müller-Jentsch

Kaum ist die Bogenhausener Luxusvilla des umstrittenen Bankers Georg Funke (Hypo Real Estate) an Libyen verkauft, kommt schon wieder das Domizil eines Prominenten auf den Markt. Diesmal ist das Zuhause von Jürgen Schneider dran.

Schöner Wohnen in einer der exklusivsten Wohnlagen Münchens: Das Eigenheim des Milliarden-Pleitiers Jürgen Schneider kommt Mitte Juli unter den Hammer. (Foto: Foto: oh)

Der heute 75-Jährige hatte einst mit dem Kauf und der Sanierung historischer Immobilien - wie dem Bernheimer-Palais am Lenbachplatz - vermeintlich einen märchenhaften Aufstieg geschafft, der sich dann aber als spektakuläre Milliarden-Pleite herausstellte. In wenigen Tagen kommt nun Schneiders Penthouse im Herzogpark unter den Hammer.

Nominell gehörte das komfortable Objekt seinem Sohn Nicolai, der aber im vergangenen Jahr in die Insolvenz geraten ist. Vater Schneider hatte die exquisite Immobilie nach seiner Haftentlassung 1999 offiziell in Juniors Namen für umgerechnet zwei Millionen Euro gekauft und für eine weitere Million umgebaut.

Er habe für Nicolai nur "die Bauleitung übernommen", erzählte Schneider damals und wies auf die honorige Nachbarschaft hin. So residierte der 2006 verstorbene Milliardär Friedrich Karl Flick gleich um die Ecke.

Obwohl Schneider nach seiner Haftentlassung den Banken noch rund 1,3 Milliarden Euro schuldete, konnte er frei über den Millionen-Bauetat verfügen: Denn das Geld war offiziell Nicolais Erbe vom Großvater. Um dieses Erbe hatte es zwar schon während des Gefängnisaufenthalts Gerüchte gegeben, Ermittlungen verliefen aber im Sande.

Der aktuelle finanzielle Engpass in der Schneiderfamilie kam aber wohl nicht ganz überraschend. Bereits vor einem Jahr wollte Jürgen Schneider, der gefallene Immobilien-Milliardär, die Wohnung für 3,2 Millionen Euro verkaufen, was aber nicht klappte.

Am 24. Juli kommt das Penthouse nun unter den Hammer: Im Auftrag des Insolvenzverwalters Wolfgang Ott wird Immobilienmakler Detlev von Wangenheim (Duken& WangenheimAG) als amtlicher Versteigerer die Auktion leiten. "Das Mindestgebot liegt bei 2,2 Millionen Euro", sagte er, rechnet aber mit einem höheren Erlös.

Das Objekt liegt an der Adalbert-Stifter-Straße 23, von der großen Dachterrasse kann der künftige Eigentümer einen unverbaubaren Blick auf den Herzogpark genießen. Es gibt alles, was Millionäre gerne haben: Der Lift fährt direkt in die Wohnung, für Lieferanten gibt es über ein separates Treppenhaus einen zweiten Zugang, natürlich ebenfalls mit Lift. Der Wohn- und Essbereich umfasst 110 Quadratmeter, daran grenzt die Bibliothek. Die umlaufende 180-Quadratmeter-Terrasse ist natürlich von außen nicht einsehbar. In die Wohnung integriert ist eine 100 Quadratmeter große Schwimmhalle.

Schneider hatte beim Umbau auch bedacht, dass er nicht mehr der Jüngste ist: Die gesamte Wohnung ist schwellenfrei, alters- und behindertengerecht ausgebaut: Für ein behindertengerechtes WC ist ebenso vorgesorgt wie für eine elektronische Einstiegshilfe in den 30-Quadratmeter-Pool - von dem aus der Hausherr seinen Blick über die Sonnenterrasse hinaus ins Grüne schweifen lassen kann.

Vor rund drei Monaten ist der luxusverwöhnte Pleitier Schneider zur frühen Morgenstunde vom Gerichtsvollzieher aus der Wohnung geholt worden. Auf der Straße warteten gleich die Möbelwagen. Laut Aussagen von Nachbarn habe sich der 75-jährige Schneider dabei so aufgeregt, dass ein Notarzt ihn im Rollstuhl nach unten befördern musste. Diese Informationen konnten offiziell nicht bestätigt werden.

© SZ vom 02.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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