Immobilien:Ist die Stadt selbst an Münchens hohen Wohnungspreisen schuld?

Immobilien: Auf dem alten Paulaner-Gelände am Nockherberg verlangt die Bayerische Hausbau mehr als 20000 Euro pro Quadratmeter. Diese Preise kommen zustande, weil der Grund teuer ist, weil Handwerks- und Materialkosten gestiegen sind – und „weil das der Markt ist“, wie Jürgen Büllesbach einräumt.

Auf dem alten Paulaner-Gelände am Nockherberg verlangt die Bayerische Hausbau mehr als 20000 Euro pro Quadratmeter. Diese Preise kommen zustande, weil der Grund teuer ist, weil Handwerks- und Materialkosten gestiegen sind – und „weil das der Markt ist“, wie Jürgen Büllesbach einräumt.

(Foto: Stephan Rumpf)

Das meint zumindest der Chef der Bayerischen Hausbau - die selbst in der Kritik steht, als wichtigster Immobilienplayer die Preise gesteigert zu haben.

Von Anna Hoben und Christian Krügel

Nirgends in Deutschland sind die Immobilienpreise so hoch wie in München - und die Stadt selbst habe daran Mitschuld. Das sieht zumindest Jürgen Büllesbach, Chef der Bayerischen Hausbau, so. Nicht nur die Immobilienbranche, sondern auch die Stadt habe "einen großen Teil dazu beigetragen, dass die Situation so ist, wie sie ist", sagt er in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Andere Städte, etwa Stuttgart, hätten beim Verkauf von kommunalen Grundstücken und Entwicklung von Baugebieten klare Vorgaben zu Preisen und Mieten gemacht. "In München hieß es immer, man müsse den Maximalpreis verlangen", sagt Büllesbach.

Der Chef der Bayerischen Hausbau, eines der größten Immobilienunternehmen des Landes, findet Münchens Vorgaben zur "sozialgerechten Bodennutzung" (Sobon) zwar richtig. So müssen, wenn in der Stadt ein neues Wohngebiet entsteht, 30 Prozent der Fläche für öffentlich geförderte Wohnungen reserviert sein. Der Investor muss sich außerdem an der Finanzierung von neuen Straßen, Kindergärten und Schulen im Quartier beteiligen. Das sei sinnvoll, so Büllesbach, aber andere deutsche Städte seien mittlerweile weiter. Hamburg zum Beispiel fordere einen sogenannten Drittelmix: Neben Sozialwohnungen müssen auch frei finanzierte Mietwohnungen entstehen, ein Drittel dürfen Eigentumswohnungen sein. Im Sommer ist die Sobon in München zwar überarbeitet worden; Bauherren müssen zusätzlich zu den Sozialwohnungen zehn Prozent günstige Wohnungen anbieten. "Man hätte da aber mehr tun können", so Büllesbach über die Münchner Situation.

Er forderte von der Stadt klarere und verbindliche Regeln, die Immobilienunternehmen dazu brächten, mehr Mietwohnungen zu bauen. "Es bräuchte ein neues Bündnis für Wohnungsbau für die gesellschaftliche Mitte", so der Hausbau-Chef. Denn Hauptproblem der Stadt sei, dass bei Durchschnittspreisen von 8500 .- Euro pro Quadratmeter sich selbst Normalverdiener keine eigenen Wohnimmobilien anschaffen könnten. "Ohne Erbschaft und nur mit dem selbst verdienten Geld geht die Rechnung nicht mehr auf", sagt Büllesbach. Und er sieht weiter steigende Preise in der bayerischen Landeshauptstadt: "Ein Preis von 10 000 Euro pro Quadratmeter wird in den Innenstadtbereichen Standard werden."

Dabei steht Büllesbachs Unternehmen derzeit selbst in der Kritik, die Preise nach oben zu treiben. Die Bayerische Hausbau, die zur Schörghuber-Unternehmensgruppe gehört, ist in Hamburg, Stuttgart und Berlin aktiv, in München gilt sie als der wichtigste Akteur auf dem Immobilienmarkt. Ihr größtes Projekt ist die Entwicklung des ehemaligen Paulaner-Gelände in der Au. Am Nockherberg entstehen zwar auch Mietwohnungen, 46 Prozent der Wohnungen werden jedoch verkauft - darunter etliche Luxus-Wohnungen, etwa eine Zwei-Zimmer-Wohnung für 800000 Euro oder vier Zimmer für mehr als eine Million. Münchner Stadträte werfen der Hausbau vor, die Preise extrem angehoben zu haben, allein um 15 Prozent in den vergangenen Monaten.

Jürgen Büllesbach verteidigt die Preispolitik. Die Hausbau verlange dies, weil der Grund teuer gewesen sei, weil Handwerks- und Materialkosten gestiegen seien - und "weil das der Markt ist", sagt er im SZ-Interview. Hätte das Unternehmen die Wohnungen für 9000 statt 13000 Euro pro Quadratmeter angeboten, hätten jene, die nun eine Wohnung kaufen, eben zwei gekauft. "In einer Lage, die zu den Top-Lagen der Stadt gehört, muss man doch zulassen, dass es auch Wohnungen für Spitzenverdiener im Spitzensegment geben wird", sagt Büllesbach. Und immerhin baue sein Unternehmen am Nockherberg überhaupt noch Mietwohnungen.

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