Im Finanzausschuss vorgestellt:Fachpersonal dringend gesucht

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Klinikum will mithilfe eines neuen Konzepts mehr Mitarbeiter finden

Von Inga Rahmsdorf

Die Kliniken in München suchen händeringend nach Pflegepersonal. Besonders schwierig ist es, Hebammen zu finden sowie Pfleger mit Zusatzqualifikationen, die für die Intensivmedizin, für Operationen und die Pflege von erkrankten Neugeborenen ausgebildet sind. Das städtische Klinikum entwickelt verschiedene Strategien, um mehr Mitarbeiter zu rekrutieren und diese an sich zu binden. Am vergangenen Dienstag wurde das aktuelle Konzept im Finanzausschuss des Stadtrats vorgestellt.

Engpässe gibt es bundesweit in der Pflege, in München werden sie durch die hohen Immobilien- und Lebenshaltungskosten noch verschärft. Und der Fachkräftemangel könnte in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Etwa 30 Prozent der Pflegekräfte sind 50 Jahre und älter und werden in den nächsten Jahren in Rente gehen. Das städtische Klinikum hat eigenen Angaben zufolge mehr als 70 verschiedene Maßnahmen entwickelt, um gegen den Personalmangel vorzugehen.

Aktuell arbeitet das Klinikum dabei vorrangig an drei Themen. Erstens sollen die Pflegekräfte besonders zu Spitzenzeiten stärker entlastet werden. Durch attraktivere und flexiblere Arbeitszeitmodelle sollen sich zudem Beruf und Familie besser vereinbaren lassen. Zweitens sollen sich die Fachkräfte wieder stärker auf ihre pflegerischen Aufgaben konzentrieren und so entlastet werden. Pflegefremde Tätigkeiten wie Essen zu verteilen, werde an Servicekräfte ausgelagert. Im Juli dieses Jahres wird dafür ein Pilotprojekt in Schwabing beginnen. Drittens möchte das Klinikum honorieren, wenn Pflegekräfte bei akutem Personalausfall zusätzliche Dienste übernehmen. Mitarbeiter, die sich entscheiden, bei Bedarf einzuspringen, erhalten attraktivere Konditionen für ihre zusätzlichen Dienste. Das Einspringen soll finanziell berechenbarer werden.

Das städtische Klinikum wirbt außerdem bereits mit Prämien von bis zu 8000 Euro. Der Mitarbeiter, der anwirbt, sowie der neue Pfleger erhalten jeweils 4000 Euro. Schüler der eigenen Pflegeakademie bekommen 3000 Euro, wenn sie innerhalb von zwölf Monaten nach dem Examen dort anfangen zu arbeiten. Und das städtische Klinikum zahlt Fachkräften, die nach München umziehen zusätzlich 600 Euro. Das Unternehmen setzt zudem darauf, an seinen Standorten verschiedene Beschäftigungsmodelle anzubieten, damit es eine größere Auswahl für die Mitarbeiter gibt. So können beispielsweise Hebammen zwischen verschiedenen Modellen wählen. Im Klinikum Schwabing unterliegt die fachliche und organisatorische Leitung zwar dem Chefarzt, die Hebammen rechnen aber ihre Leistungen selbst mit den Kassen und Patientinnen ab. In Neuperlach und Harlaching dagegen werde dieses Modell nicht favorisiert.

Es sei gut, dass der Fachkräftemangel endlich angegangen werde, sagt Stadträtin Lydia Dietrich von den Grünen im Finanzausschuss. Sie sehe allerdings den Vorschlag sehr kritisch, Bachelor-Studierende direkt am Krankenbett einzusetzen. Es sei unklar, wie das konkret aussehen könnte, sagt Dietrich.

© SZ vom 06.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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