"Hygge":"Es ist ein Experiment"

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Eineinhalb Jahre hat Bernadette Landsgesell nach einem Laden gesucht. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Von Jessica Schober

Es war zermürbend: Anderthalb Jahre lang suchte Bernadette Landsgesell nach einem Laden in München. Am liebsten wollte die 36-jährige Allgäuerin ein Geschäft im Glockenbach- oder Gärtnerplatzviertel aufmachen, weil sie sich dort auskennt. "Aber die Ladenmieten in der Nachbarschaft waren mit bis zu 2000 Euro so unglaublich hoch, dass ich das niemals hätte reinspielen können." Anderswo verlangten Vormieter horrende Ablösen für Einrichtungen, die "aus fünf Lampen bestanden", erzählt Landsgesell. Eher aus Verzweiflung entschloss sich die Einzelhändlerin in spe also, zunächst den Onlineshop "Hygge" zu eröffnen. Erst kurz vor Weihnachten fand sie dann einen Raum in der Theresienstraße 51.

"Wichtig ist, dass ich hier viel Laufkundschaft auf dem Weg zur Technischen Universität und zu den Pinakotheken erreiche", erzählt die ehemalige Angestellte eines Zeitschriftenverlages. "Ich mag den direkten Kundenkontakt, ein Onlineshop alleine wäre mir viel zu unpersönlich." Einige ihrer Produkte kauften Kunden auch viel lieber vor Ort als im Netz: Die Leute wollten eben wissen, wie eine Duftkerze riecht oder ob ihre Yogamatte überhaupt in die Sporttasche hinein passt. Andere Kunden wiederum schlenderten durch ihren Laden und markierten sich ihre Lieblingsprodukte dann auf virtuellen Wunschlisten in den Onlineshops der Hersteller. "Das ist natürlich schade, dass die Leute nicht vor Ort kaufen", sagt Landsgesell. Bevor sie ihr Geschäft eröffnet hat, ließ sie sich beraten bei Guide, dem Münchner Frauennetzwerk für Existenzgründerinnen. Über die IHK Bayern erhielt sie einen Zuschuss für ein Gründungscoaching. "Die Beraterin hat mir sehr geholfen mit meinem Businessplan, aber mir gleichzeitig geraten, bei den Umsatzerwartungen realistisch zu bleiben", sagt Landsgesell. Inzwischen beschäftigt die Mutter eines dreijährigen Kindes eine Minijobberin als Aushilfe. Und sie hofft auf den Weihnachtsumsatz. Sie sagt: "Es ist ein Experiment".

© SZ vom 17.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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