Hochhäuser in München:Stadtbild nicht der Rendite opfern

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"Prüfung bestanden" vom 3. Februar und die neu aufflammende Münchner Hochhaus-Debatte:

Mit großem Interesse verfolge ich die neu begonnene Hochhausdiskussion. Ich möchte meine Meinung mit ein paar Punkten einbringen, nicht zuletzt, weil ich mich schon seit meiner ersten Amtszeit (1972 bis 1978) immer wieder intensiv mit der Hochhausfrage befasst habe.

1. Die Betreibergesellschaft Bahn verhält sich bei dem 75 Meter hohen Hochhaus wie manch anderer Grundstücksverwerter auch: Je größer das Gebäude, umso mehr Büros und Hotelzimmer haben Platz, umso rentabler wird das ganze Projekt sein. Da sind viele Millionen Euro im Spiel, und die Architekten haben es schwer, die Vorgaben der Bauherrn unterzubringen.

2. Ich finde, dass der nahe an der Altstadt vorgesehene voluminöse Büroturm zur Frauenkirche und den anderen Türmen und Kuppeln in starker Konkurrenz stehen würde. Für nicht absehbare Zeit wäre das so geschätzte historische Münchner Stadtbild erheblich beeinträchtigt. Dieser geplante wuchtige Bauklotz verwundert und erschreckt einen schon als Modell. Ich meine, er kann so nicht gebaut werden, dabei geht es nicht nur um die Höhe.

3. Die Abkehr von der bisher allseits akzeptierten Linie, Hochhäuser innerhalb des Mittleren Ringes nicht zuzulassen und schon gar nicht in unmittelbarer Nähe zur Altstadt, löst zu recht heftigen Protest aus. Ich möchte all jene unterstützen, die zu einer gravierenden Änderung dieses Vorhabens aufrufen, wie der allseits geschätzte und erfahrene Kreisheimatpfleger Gert F. Goergens. Er hat recht mit seiner Feststellung: "Der neue Turm würde einen Paradigmenwechsel bedeuten." Bayerns oberster Denkmalschützer Mathias Pfeil sieht in dem geplanten wuchtigen Bauwerk einen neuen Bezugspunkt für künftige Bauwerke. Auch der Vorsitzende des Landesdenkmalrates, Ludwig Spaenle, ist gegen dieses bauliche Ungetüm und verdient Unterstützung. Ich halte auch die Aussage von Prof. Florian Fink in der SZ vom 23./24. Januar für sehr hilfreich: "Wichtig ist, in eine Debatte zu kommen, wie wir als Bürger unserer Stadt in Zukunft leben wollen." Die Bürger seien also gefragt. Ich unterstütze auch Stadtrat Walter Zöller mit seiner Forderung, für dieses Bauvorhaben einen neuen Architektenwettbewerb vorzusehen, was die Stadtgestaltungskommission kürzlich abgelehnt hat.

Diese Aussagen und gravierenden Bedenken von geschätzten und erfahrenen Fachleuten machen eine Neubesinnung notwendig. Ich meine, dass eine große Mehrheit der Münchnerinnen und Münchner letztlich eine behutsame Stadtentwicklung befürworten. Georg Kronawitter, Altoberbürgermeister München

© SZ vom 17.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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