Hilfe für Kinder getrennter Eltern:Zwischen den Stühlen

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Ehrenamtliche helfen den Familien, wenn die Eltern zerstritten sind. (Foto: dpa)

Die Einrichtung "Betreuter Umgang" hilft seit 20 Jahren Kindern getrennter Eltern

Von Philipp Schulte

"Meine Tochter hat mich nicht mehr erkannt", sagt Ali Yilmaz, der seinen richtigen Namen nicht nennen möchte. Er durfte seine beiden Kinder zweieinhalb Jahre lang nicht sehen. Seine Frau hatte sich von ihm getrennt und bekam einen Monat später vom Familiengericht das alleinige Sorgerecht zugesprochen. "Meine Frau hat das alles taktisch gut gemacht und mir das Wichtigste weggenommen", sagt der 29-Jährige. Er ging dagegen vor, kämpfte um seine damals zwei und vier Jahre alten Kinder. Seine Ex-Frau wurde schließlich der Falschaussage überführt, er erhielt das geteilte Sorgerecht zurück. Yilmaz sieht seinen Nachwuchs nun wieder, wenn auch erst einmal nur vier Stunden im Monat und in Anwesenheit einer Betreuerin, bei der Einrichtung "Betreuter Umgang".

Diese hilft Müttern oder Vätern, den Kontakt mit ihrem Kind wiederherzustellen. Beim sogenannten begleiteten Umgang verbringen sie zwischen einer und vier Stunden mit ihnen in den Räumen der Einrichtung. Entweder spielen sie dort mit ihren Kindern oder gehen hinaus in den Sandkasten oder in die Stadt. Währenddessen ist eine der 16 Betreuerinnen immer dabei und passt auf, dass nicht gegen die Regeln verstoßen wird. So ist es verboten, das Handy zu benutzen oder das Kind gegen den anderen Elternteil aufzubringen.

Ein weiteres Angebot der Einrichtung ist die begleitete Übergabe, bei dem das Kind betreut wird, wenn die Eltern sich nicht mehr sehen wollen. "Das Wohl des Kindes steht bei uns immer im Mittelpunkt", sagt Gründerin und Leiterin Gabriele Buchwald. "Wir sind den Eltern gegenüber neutral. Die schönste Nachricht ist, wenn sie nicht mehr zu uns kommen müssen und den Umgang mit dem Kind allein regeln." Zu ihrer ehrenamtlichen Einrichtung, die dieses Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiert und dessen Träger der Verein für Fraueninteressen ist, kommen Eltern entweder auf gerichtliche Anordnung oder eigenen Wunsch. "Der begleitete Umgang ist wichtig, wenn keine Kommunikation zwischen den Eltern möglich ist oder es ohne eine Begleitung zu einer Gefährdung des Kindes kommen kann", sagt Buchwald. Sie empfangen Kinder bis 15 Jahre, in der Spitze waren es einmal 66 Familien und 1700 Stunden pro Jahr.

"Die Arbeit ist mit der Zeit immer anstrengender geworden", sagt Buchwald. Die Leute seien aggressiver geworden. Als Leiterin müsse sie sich um die Verstöße gegen die Regeln kümmern und sei oft die "Buhfrau": "Ich werde manchmal angeschrien und bedroht. Probleme der Gesellschaft wie hohe Trennungsraten oder psychische Probleme kommen bei uns an."

Ali Yilmaz hat durch den begleiteten Umgang das Verhältnis zu seinen Kindern verbessern können. Er kämpft weiter dafür, dass er irgendwann mit ihnen bei sich zu Hause spielen kann.

© SZ vom 22.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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