Hilfe für Alleinerziehende:Partnerschaftliche Stütze

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Im Café Glanz in Haidhausen finden alleinerziehende Mütter einen zwanglosen Treffpunkt. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Seit 30 Jahren bietet der Verein "siaf" Beratung und Hilfe für Alleinerziehende. Mit dem Café Glanz hat die Selbsthilfeinitiative einen Treffpunkt für Frauen geschaffen, wo sie sich über ihre Probleme austauschen können

Von Florian Haenes

Als Sigrid Daus mit 43 Jahren unerwartet schwanger wurde, blieb in ihrem Leben fast nichts mehr wie es war: Kurz vor der Entbindung wurde sie von ihrem langjährigen Partner verlassen und nachdem ihre Tochter Marilouisa auf die Welt kam, musste sie den Vollzeitjob im Krankenhaus und das Studium im Pflegemanagements beenden. "Es war eine schwere Zeit", erinnert sie sich an die ersten Monate mit ihrer Tochter, "mein Partner war mit unserem Geld verschwunden, ich zog in eine neue Wohnung und war gezwungen, Hartz IV zu beantragen." Marilouisa litt an einem schweren Herzfehler und brauchte unentwegt die Nähe der Mutter. "Tagelang habe ich mit keinem erwachsenen Menschen gesprochen, kaum noch die Wohnung verlassen", sagt Daus. Irgendwann habe sie nach Hilfe gesucht und fand im Internet die Kontaktdaten des Vereins "siaf".

Die Selbsthilfeinitiative "siaf" haben alleinerziehende Mütter in Haidhausen vor 30 Jahren gegründet. Im Café Glanz in der Sedanstraße, dem Gruppenraum des Vereins, treffen sich Mütter, kommen teils von weit her, um mit anderen Frauen ins Gespräch zu kommen, eine günstige Mahlzeit zu sich zu nehmen, oder mit Beraterinnen über Trennung, Erziehung und Beruf zu sprechen. Für Ailet Strobel bietet das Café Glanz eine wichtige Alternative zu den eigenen vier Wänden, seitdem der Arbeitsvertrag der gelernten Hotelfachfrau während der Schwangerschaft nicht verlängert wurde. Sie erzieht ihre Tochter Estelle allein - der Vater interessiere sich nicht, sagt sie. Zuletzt habe sie im Café von anderen Müttern Ratschläge bekommen, wie sie mit der Trotzphase ihrer Tochter umgehen kann: Wenn sich Estelle nicht trösten lasse, ignoriere sie nun ihre Tochter, bis diese sich beruhigt habe und von ganz allein die Nähe der Mutter sucht.

Ailet Strobels Freundin Akiko Kobayashi ist hingegen verheiratet. Mit ihrem Sohn Haru Thai kommt sie dennoch häufig ins Café Glanz. Ihr Ehemann sei Verkäufer und komme oft erst spät abends von der Arbeit zurück, andere Familienmitglieder wohnten weit weg. Im Café bekämen Haru Thai und sie selbst die Gesellschaft, die sie zu Hause vermissen. Zusammen mit ihrer Mutter Sigrid Daus ist auch die sechsjährige Marilouisa häufig im Café Glanz. Die Selbsthilfeinitiative war für Daus eine wichtige Stütze: Mit einer Betreuerin zusammen habe sie die Ämterpost angeschaut, die sie sich nicht mehr allein zu lesen traute. Hier habe sie verstehen gelernt, dass sie Stärken habe, die nicht in Zeugnissen stehen und entschieden, den Beruf zu wechseln, erzählt sie. Inzwischen sei sie seltener im "Notfallmodus". Die lähmende Krisenstimmung sei dem Bewältigen alltäglicher Herausforderungen gewichen, etwa sich um Marilouisas Schulbildung zu kümmern.

© SZ vom 01.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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