Hertie in Laim und Giesing:Zwei Traditionshäuser wackeln

Lesezeit: 2 min

Die Hertie-Filialen in Laim und Giesing sind nach einem Eigentümer-Wechsel von der Schließung bedroht.

Wally Schmidt und Otto Fritscher

Traditions-Kaufhaus ade: Die beiden Hertie-Häuser in Laim und Giesing sind von der Schließung bedroht. Beide Filialen haben, wie erst am gestrigen Mittwoch bekannt wurde, seit Dezember 2008 neue Eigentümer: die Bucher Properties GmbH in München und die Development Partner AG in Düsseldorf. Den Immobilien-Deal vermittelt hat Atisreal. Der Gesellschaft zufolge hat Hertie "erstmals die Kündigung der Mietverträge für die Warenhäuser akzeptiert."

Die Hertie-Filiale an der Tegernseer Landstraße in Giesing. (Foto: Foto: Robert Haas)

Die beiden neuen Eigentümer gaben sich von dieser Mitteilung selbst überrascht. Die Frage, ob die beiden Häuser nun geschlossen werden, wollten die Verantwortlichen nicht ausdrücklich bejahen. "Das wissen wir noch nicht", erklärte Ralf Bettges von der Development Partner AG auf SZ-Anfrage.

Denn die derzeitige Situation sei derzeit noch offen. Man gehe davon aus, dass sich der Insolvenzverwalter Ende dieses Monats über die Zukunft der Warenhaus-Filialen in Laim und Giesing äußern werde. Klar sei aber: "Hertie ist angeschlagen." Falls die Miete bezahlt werden könne, bleibe Hertie in den beiden Filialen.

"Wunsch, Hertie zu erhalten"

Die Höhe der Miete scheint der zentrale Punkt für den Fortbestand der Warenhäuser zu sein. Hertie hatte Ende Juli 2008 Insolvenz angemeldet. Seitdem kümmert sich der Düsseldorfer Insolvenz-Spezialist Biner Bähr um die Kaufhäuser. "Unser Wunsch ist es, Hertie zu erhalten und weiterzuführen", sagt Wolfgang Weber-Thedy, Sprecher des Insolvenzverwalters. Das setze allerdings "Rahmenbedingungen voraus, die wirtschaftlich Sinn machen."

Dazu gehöre eine marktübliche Miete. Der britische Investor Dawnay Day, dem sowohl die Immobilien als auch die Warenhäuser gehörten, hatte dem Vernehmen nach weit überzogene Mieten von Hertie verlangt. "Wir werden das Geschäft nicht mit unüblichen Mietverträgen weiterführen können", stellt Weber-Thedy klar. Der neue Eigentümer sei jetzt am Zug.

Falls der Erhalt der Kaufhäuser nicht gelinge, dann werde man jeweils das ganze Gebäude in Laim und Giesing "neu entwickeln", sagt Eigentümer Bettges. Auch der zweite Eigentümer, der Münchner Martin Bucher, berichtete auf SZ-Anfrage von ähnlichen Plänen. Man beabsichtige eine Projektentwicklung. Schließlich habe man die Immobilien gekauft, weil man Entwicklungschancen sehe. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass etwas Anderes kommt. Es geht um eine Neukonzeption der Immobilie."

Die Schließung der Warenhäuser an der Fürstenrieder Straße und der Tegernseer Landstraße scheint also wohl nur eine Frage der Zeit zu sein. "Das wäre der Gau", sagt Georg Wäsler von der Gewerkschaft Verdi. Dass man die beiden Traditionshäuser für immer dicht macht und sie verwertet, sei die denkbar schlechteste aller Alternativen.

Fortlaufende Verhandlungen

Verkaufsvermittler Atisreal jedenfalls sieht durch die Akzeptanz der Kündigungen durch Hertie "erstmalig Sicherheit hinsichtlich der Verfügbarkeit der Immobilien für den Markt." Es bestünden fortlaufende Verhandlungen mit Entwicklern und Investoren sowie mit "namhaften Filialisten als Nachmieter", sagt Christoph Meyer. Er ist Mitglied der Geschäftsleitung von Atisreal und betreut die Vermarktung der Hertie-Liegenschaften. Die Filiale in Fürstenried sei aber nicht von diesem Immobilien-Deal berührt, da sie einen anderen Eigentümer habe.

Das Zittern um die Zukunft der drei Stadtteil-Kaufhäuser begann im September 2005, als der Karstadt-Konzern deutschlandweit 74 Kaufhäuser mit weniger als 8000 Quadratmetern Verkaufsfläche an Dawnay Day verkauft hatte. Die drei Münchner Filialen erfüllen eine wichtige Funktion in den einzelnen Stadtteilen, weil sich um sie herum viele kleine Geschäfte ansiedeln. Insgesamt sind in den drei Hertie-Häusern zirka 120 Mitarbeiter beschäftigt. Auch Lokalpolitiker haben sich immer wieder für den Erhalt der Warenhäuser eingesetzt.

© SZ vom 22.01.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: