Herbert-Riehl-Heyse-Preis:Nicht verbrannt, nur verdampft

Die Spur des Geldes: Der Herbert-Riehl-Heyse-Preis wurde an zwei Journalisten verliehen, die den verlorenen Milliarden der Finanzkrise nachspürten. Mario Adorf las den Gewinnertext. Der Abend in Bildern.

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Er hatte ein Gespür für die Dialektik des Alltags und einen Blick für die Geschichte hinter dem Ereignis."Wie es scheint, besteht an sauberem Journalismus", schrieb Herbert Riehl-Heyse, "allgemein doch sehr viel weniger Interesse als alle vorgeben." Der langjährige Redakteur der Süddeutschen Zeitung , im Jahr 2003 verstorben, blieb zeitlebens ein - illusionsfreier - Kämpfer für die Aufklärung. Die sei auch so schwer, führte er aus, weil "unserer Hoffnung ... tausend Kräfte entgegenstehen, die dafür sorgen, dass die Welt so aussehen soll, wie ihnen das in den Kram passt".Ihm zu Ehren verleiht die Süddeutsche Zeitung alle zwei Jahre den Herbert-Riehl-Heyse-Preis.Foto: Regina Schmeken

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Am Mittwoch war es wieder soweit. Im Münchner Literaturhaus bespricht SZ-Chefredakteur Hans Werner Kilz noch letzte Details mit Mario Adorf. Der Schauspieler wird den von der Jury ausgewählten Text lesen.Foto: Rumpf

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Das sind die beiden Preisträger - Wolfgang Uchatius und Kerstin Kohlenberg von der Zeit in Hamburg. Sie haben dem Verbleib der vielen Milliarden in der Finanzkrise nachgespürt; erzählen, wie das Geld an einkommensschwache Möchtegern-Hausbesitzer in den USA ging und wer daran verdient hat - ehe der Crash kam. "Wo ist das Geld geblieben" heißt ihre lange Reportage im "Dossier" der Zeit.Foto: Rumpf

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Kurt Kister, stellvertretender Chefredakteur der SZ, begrüßt die Gäste. Wäre das Entree nicht launig ausgefallen, hätten alle etwas vermisst. Doch auf Kister ist Verlass: Seinen Vorgesetzten Kilz preist er als "größten Chefredakteur des Jahrhunderts", es gäbe ja noch keinen anderen. Und auf den prominenten Festredner verweist er mit der Beobachtung, eine interessante Koalition aus Ole von Beust, Kurt Beck und Andrea Ypsilanti habe ihn als Ersten Bürgermeister von Hamburg verhindert.Foto: Rumpf

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Das ist der Verhinderte: Michael Naumann, Herausgeber der Zeit und in Schröders Zeiten einst Kulturstaatsminister. Aus dem politischen Geschäft hat sich der Sozialdemokrat nach der verlorenen Wahl in Hamburg zurückgezogen.Naumann betont in seinem wortgezwirbelten Beitrag, die Ära der Zeitungen sei noch lange nicht zu Ende - man solle keine falschen Schlüsse aus dem US-Markt ziehen.Außerdem findet der frühere Buchverlagsmanager kritische Worte zum Internet, in das der Zeit-Eigentümer Stefan von Holtzbrinck bekanntermaßen viel Geld investiert. Blogger seien keine Journalisten, sondern "Menschen, die Behauptungen zu Beweisen aufblasen", tadelt er die bunte Web-2.0-Welt. Die Blogger würden sich in ihren eigenen Kreisen ohne Rücksicht auf die Leser bewegen.Foto: Rumpf

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Den Preis überreicht Gaby Riehl-Heyse, die Witwe des verstorbenen SZ-Journalisten. Die Geehrten haben Bemerkenswertes zu berichten. So bekennt Kerstin Kohlenberg, sie habe bei der Finanzanlage einst auf Lehman Brothers vertraut und Geld verloren - das Preisgeld helfe nun, das Loch zu füllen.Wolfgang Uchatius wiederum, in München aufgewachsen, erzählt, dass Riehl-Heyse ihn gewissermaßen zum Journalisten gemacht hat: Nach dem Abitur habe ihn seine Mutter einst zu einer Veranstaltung mit dem SZ-Journalisten geschickt. Der junge Mann, ohne genaue Zukunftspläne im Kopf, radelte hin - nach dem Vortrag von Riehl-Heyse über Journalismus sei er vom diesem Beruf fasziniert gewesen.Foto: Rumpf

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SZ-Chefredakteur Hans-Werner Kilz beginnt seine Laudatio mit einer aktuellen Meldung: der vom Selbstmord des Finanzchefs der US-Hypothekenbank Freddie Mac - einem weiteren Menschen, der unter den Folgen der Finanzkrise scheiterte.Kilz lässt Kritik am Wirtschaftsjournalismus anklingen. Es hätte zwar genügend warnende Stimmen zum System des Subprime-Markts gegeben, "aber das Gros hat die Augen verschlossen". Wirtschaftsjournalisten bejubelten oft die Rendite und agierten als Ratgeber der Konzerne. Kilz mahnt, nicht den Jargon vermeintlich Erfolgreicher zu übernehmen.Foto: Rumpf

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Und dann liest Adorf. Den größten Erfolg hat der Schauspieler naturgemäß, als er den im Text zitierten Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann in schweizerischer Mundart wiedergibt, während er für einen einheimischen Frankfurter Bankkollegen Ackermanns hessische Laute fand. Die halbe Stunde Adorf-Zeit genießt das Publikum sichtlich amüsiert.Ein Satz aus dem preisgekrönten Werk, es ist der letzte, prägt sich ein. Die Pointe lautet: "Das Geld ist nicht verbrannt, sondern verdampft."Foto: Rumpf

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Intensives Gespräch am Rande der Veranstaltung: Professor Wolfgang R. Langenbucher (li.), Mitglied der Jury zur Preisverleihung, mit Wolfgang Krach, stellvertretender Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung. Im Hintergund: Der Politikwissenschaftler Werner Weidenfeld.Foto: Rumpf

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Treffen zwischen Politik und Medien: Die bayerische Justizministerin Beate Merk (CSU) redet mit Karl Ulrich, Geschäftsführer des Süddeutschen Verlags, und Verleger Eberhard Ebner (re.).Foto: Rumpf

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Gute Stimmung: Hier sind Ebner und Ulrich mit einer profunden Zeitungskennerin zu sehen, die einst beim Stern die Kolumne "Sibylle" schrieb: Anneliese Friedmann, Herausgeberin der Münchner Abendzeitung.Foto: Rumpf

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Auch Heribert Prantl, Leiter des Ressorts Innenpolitik bei der SZ, und Michael Naumann nutzen den Abend für eine - ganz offensichtlich recht angeregte - Diskussion.Foto: Rumpf

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So war die Preisverleihung - ganz im Sinne des Namensgebers - ein Ort für muntere Dialoge. Vom mythischen Verklären großer publizistischer Scoops hat Riehl-Heyse wenig gehalten, aber er wusste auch: "Gäbe es nicht dieses Jagdfieber der Journalisten - die Mächtigen könnten sich allzu sicher fühlen, weil unsere Meinung allein ihnen selten weh tut."Foto: Neubauer(Text: sueddeutsche.de/jja/pfau)

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