Hep Monatzeder im Gespräch:"Ich bringe sehr viel mit"

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Münchens Dritter Bürgermeister Hep Monatzeder über seine OB-Ambitionen, das Zaudern seiner Konkurrenten und die Option einer schwarz-grünen Koalition.

Peter Fahrenholz und Christian Mayer

Kandidatendiskussionen bei den Grünen laufen anders als bei der Konkurrenz: Der Promi-Faktor ist hier eher ein Nachteil. Münchens bekanntesten Grünen schreckt das nicht ab: Hep Monatzeder will 2014 Oberbürgermeister werden.

Ein Mann will nach oben: Hep Monatzeder würde gerne der erste grüne Oberbürgermeister Münchens werden. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Herr Monatzeder, die Grünen wollen nicht von einer öffentlichen Kandidatenkür abrücken, Sie lehnen das strikt ab. Sehen Sie sich noch immer als Kandidat?

Über ein Verfahren redet man eigentlich erst, wenn man mehrere Kandidaten hat. Die gibt es im Moment aber gar nicht, außer mir hat noch niemand seine Bereitschaft erklärt. Insofern war es ein Geburtsfehler, als erstes ein Verfahren festzulegen.

Wie konnte es zu diesem Fehler kommen?

Das ist wohl der Dynamik der Vorstandsklausur entsprungen gewesen. Da war man wohl sehr euphorisch und hat geglaubt, jetzt hat man das Gelbe vom Ei gefunden.

Musste das überhaupt so früh festgelegt werden? Die OB-Wahl ist ja erst im Jahr 2014.

Aus meiner Sicht bestand überhaupt kein Grund zur Eile. Die Grünen müssen doch nicht jetzt eine Kandidatendebatte führen. Es wäre doch viel spannender gewesen, erst mal abzuwarten, wen die SPD ins Rennen schickt. Wenn da die öffentliche Aufmerksamkeit wieder abgeflaut wäre, hätten die Grünen sagen können: Hoppla, da gibt's ja noch einen Dritten oder eine Dritte. Das wäre doch viel interessanter gewesen.

Die Grünen sind zu früh dran?

Frühjahr 2012 hätte locker gereicht. Bis dahin hätte sich die Partei überlegen können, in welche Richtung sie will. Natürlich kann man, mit Blick auf mich, die Position vertreten, jetzt ist der Kerl schon so alt, ist schon so lange dabei, wieso will er jetzt als OB kandidieren?

Die Frage ist nicht unberechtigt. Warum sind Sie der richtige Kandidat?

Ich wäre der richtige Kandidat, weil ich sehr viel mitbringe. Ich bringe Kontinuität mit. Die Münchner wissen, was sie von mir zu erwarten haben, sie kennen mich über Jahre hinweg. Ich werde nicht alles anders machen als der Christian Ude, aber ich werde andere Akzente setzen. Ich habe Verwaltungserfahrung. Und ich habe noch einiges vor. Ich glaube, mit dem passenden Kandidaten haben die Grünen nach dem Abgang von Christian Ude eine historische Chance, in München den oder die OB zu stellen.

Wo wollen Sie denn andere Akzente setzen? Immerhin regieren die Grünen ja schon mehr als 20 Jahre mit.

Erst einmal nehme ich für mich in Anspruch, dass ich schon einiges erreicht habe in dieser Stadt. Aber natürlich konnten die Grünen nicht alles, was ihnen besonders am Herzen liegt, zur Gänze umsetzen. Manches hat lange gedauert. Ich denke da etwa an das Thema Erneuerbare Energie. Die Energie-Plus-Häuser waren ja schwer durchzusetzen gegenüber unserem großen Koalitionspartner. So etwas ist natürlich leichter, wenn man es selber mit einer ganz anderen Mächtigkeit umsetzen kann. Strittig war auch immer das Thema Verkehrspolitik. Wenn ich will, dass die Verkehrsräume anders verteilt werden, muss ich irgendwann an den Individualverkehr ran. Und da tut sich die SPD natürlich schwer.

Aber auch nach 2014 werden die Grünen nicht allein entscheiden können. Ihren Koalitionspartner werden Sie wohl weiter an der Backe haben.

Das ist schon richtig. Aber keiner weiß, wie groß dieser Koalitionspartner dann sein wird und wie groß die Grünen dann sind. Aus den letzten Wahlen sind die Grünen immer gewichtiger hervorgegangen. Auch bei der letzten Kommunalwahl hat die SPD verloren, und wir haben zugelegt.

Sie haben nach der Wahl in Baden-Württemberg gesagt, auch in München müssen die Wahlen in der Mitte gewonnen werden. Wie wollen Sie das grüne Profil erhalten und gleichzeitig weiter in bürgerliche Wählerschichten vordringen?

Genauso wie der Winfried Kretschmann in Baden-Württemberg. Man behauptet auch von mir, dass ich keine Figur mit extremen politischen Ansichten bin. Es ist richtig: Man gewinnt die Wahlen in der Mitte und nicht an irgendwelchen Rändern. Deshalb ist es wichtig, in alle gesellschaftlichen Schichten hineinzukommen.

Hat das Beispiel Kretschmann auch Ihre Altershypothek beseitigt? Sie wären bei der Wahl 2014 so alt wie Kretschmann heute.

Kretschmann war eine Steilvorlage. Damit hat sich in meinen Augen auch dieser Kritikpunkt erledigt. Der entscheidende Punkt ist doch, welche Strategie die Grünen einschlagen. Ich überlege mir bei meiner Kandidatur doch etwas. Es geht mir nicht nur um die Wahl 2014, sondern auch darum, wie geht es mit den Grünen danach weiter. Man darf nicht nur auf den möglichen OB Monatzeder schauen, sondern auch auf die zweite oder dritte Reihe.

Sie meinen, ein OB Monatzeder könnte zwar dann selber nicht noch einmal antreten, aber rechtzeitig einen Nachfolger aufbauen?

So stelle ich mir das vor. Wie soll es denn sonst gehen? Nehmen wir mal den Idealfall: Ich gewinne tatsächlich die OB-Wahl 2014. Dann gibt es einen Zweiten oder Dritten Bürgermeister oder eine Bürgermeisterin. Und da könnte man ja sowohl die Frage des Generationen- als auch des Geschlechterwechsels mit berücksichtigen. Und diese Person könnte dann entsprechend aufgebaut werden.

Und wenn Sie verlieren?

Selbst hier bin ich so vermessen zu sagen: Könnte ja sein, dass ich es schaffe, eine Stichwahl zu erzwingen. Das würde die Grünen insgesamt stärken.

Und Sie würden im Falle einer Niederlage dann gleich den Weg für einen Generationswechsel freimachen, oder?

Ich muss nicht wieder Dritter Bürgermeister werden. Ich weiß jetzt schon, wie es geht. Deshalb wäre es richtig gewesen, erst über die Strategie nachzudenken und dafür bei den Mitgliedern zu werben. Aber es gibt halt diese grüne Urangst vor Prominenz. Jeder, der einigermaßen prominent ist, gilt schon als suspekt.

Aber jetzt brauchen die Grünen doch zugkräftige Spitzenkandidaten.

Manche haben es geschafft, diesen Denkprozess zu vollziehen, siehe Baden-Württemberg oder Berlin. Wenn man gewinnen will, muss man den stärksten Kandidaten oder die stärkste Kandidatin küren und sich dann auch geschlossen dahinter versammeln. Ich erzähle das hier meiner Partei jetzt schon seit Monaten.

Glauben Sie, Sie können Ihre Partei davon noch überzeugen?

Das wird man sehen. Ich halte aber auch eine andere Variante für denkbar: Dass es am Ende nur einen Kandidaten gibt. Bisher hat sich ja außer mir noch niemand erklärt. Wenn einer sagen würde, ich trete an, weil ich da oder dort besser bin als der Monatzeder, das wäre doch mal ein starkes Signal. Wie will ich denn ein starker Bürgermeister werden, wenn ich schon bei der Kandidatur zaudere?

Sie haben davon gesprochen, im Falle eines Sieges eine Person aus dem Bürgermeisteramt zum Nachfolger aufzubauen. Haben Sie da jemanden im Auge?

Ich habe natürlich jemanden. Aber das werde ich jetzt nicht sagen.

Kommt für Sie auch nach 2014 nur die SPD als Partner in Frage? Oder wäre angesichts der Atomkraft-Wende, die die CSU gerade vollzieht, auch eine schwarz-grüne Zusammenarbeit denkbar?

Ich habe immer die Position vertreten, dass nach Wahlen die Karten neu gemischt werden. Da muss man schauen, mit wem es reicht und mit wem es politisch am besten geht. Auch mit der SPD muss im Falle einer Koalition eine Menge verhandelt werden. Ich weiß nicht, wie sich die Münchner CSU, oder die CSU insgesamt, bis 2014 verändert. Erkennbar ist gegenwärtig, dass die CSU in München versucht, ein bisschen liberaler zu werden. Aber es gibt natürlich in vielen Bereichen nach wie vor einen gewaltigen Dissens mit der CSU.

© SZ vom 29.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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