Heimatgefühl:Afrika

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Nicole Adjetey führt mit ihrem Mann Edoe einen Afrika-Shop. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Nicole Adjetey versorgt Landsleute mit Yamswurzeln und Haarteilen

An der Tür schon steigt der Geruch von geräuchertem Fisch auf, rechts stehen ein paar Gemüsekisten voller wundersamer Gewächse, an den Wänden hängen meterweise Haarteile. Eine Frau schiebt einen Kinderwagen durch die Tür, der winzige Laden wirkt noch winziger. Wer hinter der Theke steht, sieht man beim Hereinkommen gar nicht. Es ist Nicole Adjetey, Inhaberin von "Chez Nicole". Sie und ihr Mann Edoe Adjetey verkaufen hier seit 2015 so ziemlich alles, was man als Afrikaner in München vermissen könnte: spezielle Erdnuss-Aufstriche, Stoffe, Haarglätter und Igname, also eine kartoffelartige Yamswurzel. "Wir hatten schon Angst, ob unser Laden in München läuft", sagt Edoe Adjetey. Das Paar hat vier Kinder. Er selbst arbeitet noch in der Münchner Suppenküche, der Shop ist mehr Nicoles Ding. Aber, so sagt er, sie kämen schon über die Runden. Die beiden sind in Togo geboren und haben so eine Vorliebe für die togolesische Kultur. Aber, sagt Edoe Adjetey, es kämen Menschen vieler verschiedener afrikanischer Länder zu ihnen. In der Fremde fühlt man sich eben mit dem Menschen des eigenen Kontinents verbunden, auch wenn einen zu Hause Welten trennen. Auch Deutsche kommen, die wollen vor allem die Haarteile haben, die Nicole allerdings nicht anbringen kann, was viele gern hätten. Die Deutschen seien aber eher zögerlich, sagt Adjetey. Wie wenig es doch braucht, um sich an einem Ort fremd zu fühlen. Nicole und Edoe Adjetey ist es aber egal, woher jemand kommt, sie freuen sich über jeden, der den Weg zu ihnen findet. "Mensch ist Mensch." Nur die Nachbarn, die kennen die beiden auch nicht.

© SZ vom 18.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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