Hearing zum Radverkehr:Parkplätze zu Radwegen

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Die Stadt sucht nach Methoden, wie sie den Fahrradverkehr stärker fördern kann

Von Marco Völklein

So gegen Ende der gut dreistündigen Veranstaltung hat Elisabeth Merk noch eine Frage an die angereisten Experten. Ob es denn "Querdenker-Strategien" gebe in anderen Städten, will die Stadtbaurätin wissen. "Von denen könnten wir ja eventuell etwas lernen." Tatsächlich fallen Peter Bischoff vom Planungsbüro SHP Ingenieure Beispiele ein. In Hannover habe die Stadt in einem Parkhaus das Erdgeschoss von Autos geräumt, dort könnten nun Radfahrer ihre Gefährte unterstellen. Und für die gesamte Region Hannover erarbeite sein Büro gerade, wie man Teile von Park & Ride-Parkplätzen an Bahnhöfen in den Sommermonaten umwidmet in Bike & Ride-Plätze. "Im Winter", schildert Bischoff die Idee, "parken da die Autos, im Sommer die Radfahrer."

Der Planer aus Hannover beschäftigt sich seit Langem mit der Förderung des Radverkehrs. Für die Region Hannover haben er und seine Leute zuletzt ein ganzes Netz an Radschnellwegen entwickelt, das nun nach und nach realisiert werden soll. Ähnliches soll auch in München geschehen: Der Landkreis hat bereits eine Machbarkeitsstudie für einen ersten Schnellweg zwischen Garching und der Landeshauptstadt in Auftrag gegeben. Im Herbst will der Stadtrat nachziehen und die Machbarkeit auf Münchner Flur prüfen lassen. Zudem soll Merk noch heuer die städtische Radverkehrsstrategie fortschreiben - das Stadtratshearing am Mittwoch im Rathaus sollte dazu die nötigen Ideen liefern.

Und so diskutieren Planer und Stadträte über alle möglichen Radthemen. Neben Schnellwegen geht es auch um die Sicherheit an Kreuzungen oder die Frage, ob eine Helmpflicht sinnvoll wäre (wenngleich dies eine Kommune gar nicht regeln kann). Einig sind sich die Vertreter aller Parteien darin, dass der Radverkehr weiter und stärker gefördert werden muss. Nur bei der Frage nach dem Wie scheiden sich die Geister.

So mahnt ÖDP-Stadträtin Sonja Haider einen Ausbau des Radnetzes an. Von den im städtischen Grundsatzbeschluss 2009 aufgeführten Radprojekten "wurde in den letzten Jahren nicht viel umgesetzt". Ziel müsse sein, angesichts des massiven Zuzugs "mehr Autofahrer aufs Rad zu bringen und die Stadt anders zu gestalten". Und Paul Bickelbacher (Grüne) fordert, "auch mal Experimente zu wagen" - beispielsweise durch das probeweise Abmarkieren von Radstreifen auf der Rosenheimer Straße.

Andre Wächter (Alfa) warnt davor, das Ganze "ideologisch" anzugehen. Er selbst nutze mal das Rad, mal Busse und Bahnen, mal das Auto. "Und keine Partei der Welt wird daran etwas ändern." Michael Mattar (FDP) ergänzte, man werde "auch weiter Autoverkehr haben", zudem wachse der Lieferverkehr. "Oberste Priorität muss daher das Fließen des Verkehrs haben." Daher sei es für ihn denkbar, Parkplätze zu streichen, um Platz für Radstreifen und -wege zu schaffen. Sebastian Schall (CSU) schränkt aber ein, dass man sich dies "von Fall zu Fall anschauen" müsse. Ihm wäre es am liebsten, man könnte den Radverkehr auf Nebenstrecken bündeln. Hier aber widerspricht Bettina Messinger: Allein wegen der steigenden Zahl von Batterie-unterstützten Pedelecs "werden wir auch entlang von Hauptstraßen große Radverkehrsanlagen brauchen".

© SZ vom 09.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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