Bar Kiste:Kunst in der Kiste

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In Die Kiste darf nicht jeder rein, grölende Gäste von Junggesellenabschieden sind nicht unbedingt erwünscht. (Foto: Robert Haas)

Die Bar in Altschwabing ist angenehm normal - übersichtlicher Getränkekarte und Flohmarkt-Einrichtung sei Dank. Allerdings steht ihr Ende schon fest.

Von Christiane Lutz

Dieser Text ist leider veraltet, die Bar gibt es inzwischen nicht mehr.

Es tut sehr gut, bei einem Spaziergang durch das inzwischen doch recht eigenartige Altschwabing festzustellen, dass es hier und da tatsächlich noch Bars für vernünftige Menschen gibt. Die Kiste ist definitiv eine davon. Man könnte sie von der Atmosphäre her als kleine Schwester der Favoritbar bezeichnen, ähnlich schummrig und seltsam immer-da-gewesen wirkt sie, obwohl sie erst im Februar eröffnete. In einem schiefen Häuschen in der friedlichen Siegesstraße verbirgt sie sich, hinter einem großen Siebdruck des Münchner Künstlers Señor Burns.

Ein paar Jahre Spaß haben - schon jetzt steht fest, wann die Kiste wieder schließen muss. (Foto: Robert Haas)

Und da wäre ein wichtiger Teil des Konzepts der Kiste genannt: die Kunst. In der Kiste stellen regelmäßig Künstler ihre Bilder aus. "Wenn ein Raum das hergibt, muss man das doch auch machen", sagt Severin Atzinger, der mit Markus Mutschler die Bar betreibt. "Wir sind für alles offen - bloß nicht für Hausfrauenkunst", sagt Atzinger. Wer sich aber jetzt denkt, in der Kiste stehen sekttrinkende Menschen herum, die bedächtig Kunst betrachten, der irrt. Die Bilder wirken eher wie Dekoration an den schwarz gestrichenen Wänden. So jubelt man dem Publikum Kunst am besten unter.

Flohmarkt-Flair bis 5 Uhr früh

Die Einrichtung der Kiste ist zusammengestückelt aus Ebay-Käufen und Flohmarktartikeln, alte Sessel säumen eine kleine Tanzfläche, fast jeden Abend wird in der Kiste aufgelegt: Funk, Soul, Indie. Am Wochenende geht die Party schon mal bis 5 Uhr früh, "aber nicht zu laut - wegen der Nachbarn."

Die Getränkekarte ist übersichtlich, hier muss ein Drink vor allem schnell gemacht und unprätentiös sein. Der freundliche Barmann kippt für den Hausdrink "Superjunk" (6,50 Euro) einfach Vodka, Mate und Zitronensaft zusammen. Das Publikum in der Kiste ist angenehm erwachsen-durchmischt, auch keine Selbstverständlichkeit in der Gegend. Atzinger sagt: "Wenn sich ein paar grölende Junggesellenabschiede her verirren, schicken wir sie ins Barschwein weiter." Aber prinzipiell dürfe erst mal jeder rein.

Dass Atzinger und Mutschler überhaupt eine Bar aufmachten, war Zufall. Als ein neuer Betreiber für die Bar gesucht wurde, in der lang das Black and White Pilspub war, entschlossen sie sich schnell. Atzinger arbeitet als Veranstaltungstechniker, Mutschler hat das Bar-Restaurant Frida in der Maxvorstadt mitbegründet. "Wir wollten mit der Bar zunächst einfach ein paar Jahre Spaß haben, irgendwas zwischen Bar und Miniclub", sagt Atzinger, "ehe das Gebäude in zwei Jahren abgerissen wird." Denn das steht leider schon fest. Wahrscheinlich baut jemand ein paar sehr teure Wohnungen.

© SZ vom 09.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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