Handel mit Metallen:Kärntner Blei und steirisches Eisen

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Der Bedarf an Metallen eröffnete den Münchner Kaufleuten ein lukratives Geschäftsfeld

Von Schwerindustrie im modernen Sinn kann im Mittelalter nicht die Rede sein, das metallverarbeitende Gewerbe war handwerklich organisiert. Aber woher bezogen Huf- und Waffenschmiede, Schlosser oder Kunsthandwerker ihre Werkstoffe? Seit Anfang des 14. Jahrhunderts, so berichtet Michael Schattenhofer in seinem Buch "Wirtschaftsgeschichte Münchens", deckte der örtliche Handel den Bedarf an Roh- und Schmiedeeisen durch Importe aus der Steiermark und aus Kärnten. Auch auf der Frankfurter Messe betrieben Münchner Kaufleute neben Wein- und Pferdehandel das Geschäft mit Kärntner Blei und steirischem Eisen. Als zur Mitte des 15. Jahrhunderts in den Alpen, insbesondere bei Kufstein, Schwaz, Rattenberg und Kitzbühel, reiche Silber-, Blei und Kupferlager entdeckt wurden, beteiligten sich auch Münchner Handelsherren am Bergwerksgeschäft. Um 1470 war beispielsweise der Patrizier Bartholomäus Schrenk am Tiroler Silberabbau beteiligt und gründete in München eine Bergwerks- und Hüttengesellschaft. Seine Söhne erwarben ebenfalls Reichtümer durch den Bergbau. Die Brüder Bernhard und Augustin Tichtl gründeten um 1500 gemeinsam mit dem Nürnberger Hans Ebener eine Gesellschaft, die Kupfergruben in Böhmen abbaute.

Die Stadt selbst errichtete im Lehel an einem der Stadtbäche einen großen Messinghammer, also ein Hammerwerk, das mit Wasserkraft angetrieben wurde. Pächter der Werkstatt wurde im Jahr 1511 der Münchner Patrizier und Ingenieur Heinrich Barth, der Erbauer der Kesselbergstraße, der auch einen Kupferhammer in Benediktbeuren besaß.

Der Bedarf an Eisen und anderen Metallen in der mittelalterlichen Stadt war beträchtlich. Das Schmiedehandwerk spielte eine wichtige Rolle, und gegen Ende der Epoche hatte die Branche eine Unmenge an Spezialisten hervorgebracht. Schattenhofer, von 1958 bis 1980 Direktor des Stadtarchivs, führt sie in seinem posthum erschienenen Buch auf: "So gab es an Schmieden, von den Gold- und Silberschmieden abgesehen, Hufschmiede, Kupfer- oder Kaltschmiede, Rotschmiede, Nagelschmiede, Sensen- und Klingenschmiede, Messerschmiede und Schwertfeger, Salwurchen oder Panzerschmiede, Helm- und Zirkelschmiede, Nepperschmiede (Nepper = Bohrer), dazu an verwandten Gewerben neben den Schlossern noch Sporer, Plattner, Fingerhuter, Haftlbieger, Ringler, Nadler, Gabel- und Löffelmacher."

© SZ vom 08.09.2015 / wg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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