Halloween in München:Wenn der Mut zur Hässlichkeit erwacht

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Blutige Säbel, klaffende Wunden und schräge Fratzen: Wer sich in den Halloween Gore Store wagt, darf nicht schreckhaft sein. Viele Münchner decken sich hier für ihren finsteren Halloween-Auftritt ein. Inhaberin Alex Paric über die Kostümtrends und die Unterschiede zwischen Halloween und Fasching.

Melanie Staudinger

Für Alex Paric von Halloween Gore Store ist das Halloween-Fest mit die schönste Zeit im Jahr. Für ihre Maske braucht sie nur 20 Minuten. (Foto: Stephan Rumpf)

Wer in diesen Tagen den Halloween Gore Store in der Müllerstraße besucht, sollte vor allem Zeit mitbringen. Momentan sieht es nämlich fast so aus, als wolle sich halb München vor dem 31. Oktober noch mit gruseligen Kostümen eindecken. Der Laden mit all den schaurigen Masken an der Wand ist zwar nicht besonders groß, aber er bietet eine ganz eigene Welt: Charlie Chaplin hängt hier neben Michael Myers aus den legendären Halloween-Filmen. Es gibt Horror-Krankenschwester-Kostüme ebenso wie Vampirumhänge oder Kunstblut. Die Mitarbeiter haben sich klaffende, blutige Wunden ins Gesicht geschminkt. Für Alex Paric vom Halloween Gore Store ist Halloween mit die schönste Zeit im Jahr.

Frau Paric, was bedeutet Halloween für Sie?

Oh viel. Mich freut es am meisten, dass ich die Masken, die ich mir unter dem Jahr modelliert habe, endlich auch mal tragen kann. Und es macht mir Spaß, unseren Kunden zu erklären, wie sie das ohne großen Aufwand nachmachen können. Viele glauben das nämlich nicht.

Wie lange haben Sie denn für ihre Maske heute gebraucht?

20 Minuten vielleicht. Das ist relativ einfach. Man trägt flüssiges Latex auf und schichtet dann Zewa drauf. Anschließend reißt man es vorsichtig an einigen Stellen wieder auf, so dass es wie große Wunden aussieht, und trägt die Farbe auf.

Welche Kostüme sind denn in diesem Jahr besonders beliebt?

Halloween boomt hierzulande nun schon seit einigen Jahren. Und seitdem sind im Grunde genommen auch immer die gleichen Kostüme in. Die Menschen verkleiden sich gerne als Vampire oder Zombies. Die Klassiker eben. Viele orientieren sich auch an neuen Zombie-Filmen: "The Walking Dead" ist etwa in diesem Jahr sehr beliebt. Allerdings können wir die Masken in der Regel erst ein bis zwei Jahre nach Erscheinen des Films verkaufen. Erst dann gibt es die Lizenz.

Kaufen Ihre Kunden am liebsten komplette Kostü me oder Einzelteile?

Das hängt meistens vom Geldbeutel ab, aber auch, wie groß die Vorfreude auf die Halloween-Party ist. Unsere Freaks kaufen komplett alles. Kostüm, Perücke und Make-up müssen perfekt zusammenpassen. Diejenigen, die auf den letzten Drücker kommen und nur auf die Schnelle etwas Grusliges wollen, greifen eher zu aufklebbaren Narben oder anderen kleineren Dingen. Für Kinder gibt es fast das gleiche Angebot wie für Erwachsene.

Gibt es auch Kostüme, die an Halloween so gar nicht gehen?

Für mich gibt es die nicht. Man kann ja auch lustige Sachen auf Horror stylen. Bei uns im Laden haben wir jeden Tag ein anderes Motto für die Mitarbeiter. Am Samstag war es "Die sieben Zwerge", am Mittwoch verkleiden wir uns alle zu "Alice im Horrorland". Die Herzkönigin ist ja von Haus aus böse, aber auch Alice oder der Hase können gruselig sein, wenn man es nur richtig macht.

Ihre Mitarbeiter sind zu Halloween jeden Tag anders verkleidet?

Klar, sonst wäre es ja längst nicht so lustig hier. Und es hat den Vorteil, dass das Personal im Gedränge immer gleich erkannt wird. Nachmittags kommt man hier manchmal gar nicht mehr durch.

Gibt es Unterschiede zwischen Halloween und Fasching?

Oh ja, die große Mehrheit wählt ganz andere Kostüme als an Fasching. An Halloween dominiert der Mut zur Hässlichkeit. In den Faschingstagen wollen dann alle wieder schön aussehen. Allerdings gibt es natürlich Frauen, die auch an Halloween gut aussehen wollen. Die wählen dann meist ein Vampirkostüm.

Halloween erlebt seit einigen Jahren auch in Deutschland einen Boom. Wird hier ähnlich gefeiert wie in die USA?

Die Amerikaner feiern Halloween fast wie Weihnachten und schmücken ihre Häuser. Das ist nicht so ausgeprägt hier. Deko-Artikel werden eher von Gastwirten gekauft und von Leuten, die selbst eine Party veranstalten. Wandfolie und Hängefiguren gehen gut. Was ich schade finde, ist, dass man in München untertags so selten Kinder sieht, die "Süßes oder Saures" spielen. Da sind die Leute anderswo schon weiter. Aber im konservativen Bayern dauert es ja immer ein bisschen länger, bis sich neue Dinge durchsetzen.

© SZ vom 30.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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