Großeinsatz:Vorsicht, heiß und fettig

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Tatort Zwischengeschoss: In einem Imbiss unter der Arnulfstraße wurde der Feueralarm ausgelöst. (Foto: Stephan Rumpf)

Wegen einer qualmenden Bratwurst halten am Hauptbahnhof keine S-Bahn-Züge. Keine Schikane, beteuert die Feuerwehr

Von Marco Völklein, München

Kleine Ursache, große Wirkung: Eine Bratwurst hat am Dienstagmorgen am Hauptbahnhof einen Großeinsatz der Berufsfeuerwehr ausgelöst. Wie Feuerwehrsprecher Florian Hörhammer berichtete, war in einer Wurstbude im Zwischengeschoss unter der Arnulfstraße etwas Fett herabgetropft, dann verdampft und löste so den Feuermelder an der Decke aus. Ein Polizeisprecher ergänzte, in einem Kiosk sei die Dunstabzugshaube defekt gewesen. Deshalb habe sich der Rauch so weit ausbreiten können, dass er den Rauchmelder erreichen konnte. Die Feuerwehr rückte daraufhin mit zwei Löschzügen (insgesamt zehn Fahrzeuge) sowie einem zusätzlichen Führungsfahrzeug an. Die Deutsche Bahn (DB) als Betreiberin der S-Bahn ließ parallel dazu die Züge im Bahnsteiggeschoss darunter vorübergehend nicht mehr halten. Erst nachdem die Feuerwehrleute die Sache inspiziert und den Rauchmelder wieder in seine Ausgangsposition zurückgesetzt hatten, konnten auch die S-Bahnen wieder am Hauptbahnhof unter der Arnulfstraße halten. Nach gut 15 Minuten, sagt Hörhammer, "war der Einsatz auch schon beendet".

Solche Zwischenfälle sind nicht selten. Wer regelmäßig mit der S-Bahn fährt, kann immer mal wieder von kurzzeitigen Feuerwehreinsätzen an diversen Tiefbahnhöfen berichten. Tatsächlich handeln die Retter der Feuerwehr wie auch die Verantwortlichen der DB in solchen Fällen in der Regel nach einem vorher festgelegten Plan. Schließlich kann keiner der Verantwortlichen ahnen, ob es sich bei einem Feueralarm nur um eine vor sich hin kokelnde Bratwurst handelt. Oder ob nicht doch ein schwererer Einsatz ansteht, vielleicht sogar ein heftiger Brandfall. Um auch für einen solchen gerüstet zu sein, rückt die Feuerwehr routinemäßig bei Alarmen in U- und S-Bahnhöfen mit mindestens zwei Löschzügen und zusätzlicher Unterstützung in der Führungsebene an. Sollte sie tatsächlich auf ein offenes Feuer treffen, sind sofort genügend Leute und Material da, um rasch und wirksam einzugreifen. Und ausreichend Führungskräfte, um zusätzliche Retter nachzufordern und einzuweisen.

Ebenso routinemäßig greift das Notfallprogramm bei der Deutschen Bahn: Dass die S-Bahnen durch den Bahnhof durchfahren, "hat sicherlich nichts mit Schikane zu tun", sagt Hörhammer. Vielmehr gehe es darum, bei einem schweren Zwischenfall nicht noch weitere Fahrgäste oder Passanten zu gefährden. Mal angenommen, bei dem Kiosk-Zwischenfall vom Dienstag hätte es sich nicht um eine rauchende Bratwurst gehandelt, sondern um ein größeres Feuer mit entsprechender Rauchentwicklung - "dann wäre es absoluter Wahnsinn, in der Station direkt darunter S-Bahnen halten und die Leute aussteigen zu lassen", sagt Hörhammer. Denn die gingen ja in der Regel unmittelbar nach oben, also direkt in den mitunter heftig verqualmten Bereich.

Aus dem gleichen Grund - weil eben keiner weiß, was genau passiert ist, wenn ein Alarm anschlägt - würden auch automatische Durchsagen geschaltet, um die Leute zum Verlassen des Bahnhofs aufzufordern, sagt Hörhammer: "Wir fahren dann so schnell wie möglich hin, gehen direkt an den Rauchmelder ran, schauen genau nach und stellen alles wieder zurück, wenn nichts passiert ist." Erfahrene Feuerwehrleute sind eben lieber auf der sicheren Seite.

© SZ vom 26.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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