Glosse:Eis drauf. Wurscht.

Lesezeit: 2 min

Was wäre, wenn München die Spiele 2018 bekommen hätte?

Von Stefan Simon

München, 26. April 2017. Knapp zehn Monate vor der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in München haben die Organisatoren beschlossen, noch mehr Wettbewerbe in der Stadt auszutragen. Langlauf und Biathlon können nicht wie geplant in Garmisch-Partenkirchen stattfinden, da mehrere Landwirte enttäuscht auf die Höhe der Schwarzgeldzahlungen des Internationalen Olympischen Komitees reagierten und ihre Felder nicht mehr zur Verfügung stellen wollen. Ersatzweise soll nun die S-Bahn-Stammstrecke zwischen Hackerbrücke und Pasing stillgelegt und in eine Loipe verwandelt werden.

Wintersportexperten glauben hier sogar bessere Bedingungen vorzufinden als im Werdenfelser Land. "Die Weichen der Münchner S-Bahn frieren im Winter völlig unabhängig von Temperatur und Niederschlägen ein", bestätigte ein Sprecher des Verkehrsverbundes, vermutlich benötige man nicht einmal Kunstschnee, um die Strecke zu präparieren. "In jedem Fall freuen wir uns, den vielen Pendlern endlich einmal einen neuen Grund für Zugausfälle nennen zu können", so der Sprecher weiter. Ein Ski-Ersatzverkehr werde aber eingerichtet.

Oberbürgermeister Dieter Reiter regte an, als Reaktion auf die Probleme in Garmisch sicherheitshalber auch die alpinen Wettbewerbe nach München zu verlegen. "Unter dem Windrad in Fröttmaning und im Olympiapark lässt sich das schon machen", findet der Rathauschef. Schneekanonen seien in mehr als ausreichender Zahl angeschafft worden, als das Bewerbungsmotto "Fest der Freundschaft" durch einen neuen Slogan ersetzt wurde, der Reiter angeblich während des Anzapfens auf dem Oktoberfest eingefallen war: "Eis drauf. Wurscht."

Ungelöst bleibt der Streit um das Maskottchen für Olympia 2018. Für die Sommerspiele 1972 hatte München mit dem bunt gestreiften Dackel "Waldi" geworben - er war das erste olympische Maskottchen überhaupt. Die Rathaus-Koalition aus CSU und SPD lehnt es mit ihrer Mehrheit weiter ab, den Dackel erneut zu verwenden. Bei der Gestaltung war 1972 weder Schwarz noch Rot verwendet worden. "Das schaut ja sonst aus, als käme er von der Opposition", sagte Bürgermeister Josef Schmid.

Seine Idee, das Tier umzufärben, war vor einem Jahr am Wechsel zweier CSU-Stadträte zur Bayernpartei gescheitert. SPD-Fraktionschef Alexander Reissl verlangte danach, zur Gestaltung des Maskottchens weniger Schwarz zu verwenden. Doch sein CSU-Kollege Hans Podiuk erwiderte, die SPD habe kein Recht, mehr Rot zu fordern, die Zahl ihrer Mandate habe sich ja nicht erhöht.

Fernsehkoch Alfons Schuhbeck hat wenige Minuten vor Redaktionsschluss angeboten, als Maskottchen einzuspringen und in der ganzen Stadt Büsten und Statuen von sich aufzustellen. Das habe sich in seinen Geschäften sehr bewährt. IOC-Präsident Thomas Bach bot bereits seinen Rücktritt an.

© SZ vom 26.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: