Gesundheitsausschuss:Reizklima im Landtag

Lesezeit: 2 min

Beschwerden bei der Kontrolle: Mitarbeiter der Flughafensicherheit beklagen sich über Ausdünstungen. (Foto: Andreas Gebert/dpa)

Die von Detektoren geplagten Flughafen-Mitarbeiter blitzen bei der Staatsregierung ab

Von Jan Nico Schott

Die Hoffnungen, mit denen etwa 50 Mitarbeiter der Münchner Flughafen-Sicherheitsfirma SGM am Dienstag in den Landtag gekommen sind, haben sich nicht erfüllt. Bei einer Debatte im Gesundheitsausschuss gab es zwar Verständnis bei allen Landtagsfraktionen für sie, aber keine konkreten Zusagen auf Verbesserungen für die SGM-Angestellten. Reizthema Nummer eins sind nach wie vor die neuen Sprengstoffdetektoren der Typen "Itemiser" und "Sniffer", die unangenehm riechen und viele Sicherheitskräfte angeblich krank machen. Die Betroffenen vermuten giftige Ausdünstungen. Hingegen sieht die Staatsregierung die Ursache dafür weiterhin an anderer Stelle.

Im Großen und Ganzen waren sich die Landtags-Fraktionen einig: So wie jetzt kann es nicht weiter gehen mit der angespannten Situation am Flughafen. Dementsprechend kritisch fragten die Ausschussmitglieder bei Uwe Büchner nach. Dieser ist Leiter des Luftamts Südbayern und damit Vorgesetzter der SGM, die zu 100 Prozent dem Freistaat Bayern gehört. Er stand für die Staatsregierung Rede und Antwort und bezog sich auf eine schriftliche Stellungnahme von CSU-Innenminister Joachim Hermann.

Demnach gebe es "keine naturwissenschaftliche Erklärung" für die Symptome der Sicherheitskräfte. Die meisten Beschwerden seien identisch mit klassischen Erkältungserscheinungen. Während im Herbst ein erstes Gutachten erhöhte Schadstoffausdünstungen festgestellt hatte, ergaben sich bei weiteren Untersuchungen unkritische Werte. Auch eine mangelnde Belüftung oder starke Hitzeempfindlichkeit der Geräte könne das Luftamt als Ursache ausschließen. Zudem sei die Zahl der Krankmeldungen aktuell sogar niedriger als im April des Vorjahrs.

Dennoch klagen Mitarbeiter derzeit immer noch vermehrt über Kopfschmerzen, Halskratzen und Atembeschwerden. Eine SGM-Angestellte kam sogar im Gesundheitsausschuss zu Wort und schilderte ihren Krankheitsverlauf. Sie klagte außerdem, dass Mitarbeitern mit der Kündigung gedroht werde, was Büchner umgehend zurückwies. Es gebe auch nicht mehr Kündigungen als sonst.

Wenn also die Geräte einwandfrei funktionieren, dann bleibt eigentlich nur noch die psychische Komponente. Das ist zumindest der Standpunkt der Staatsregierung, die sich auf eine Stellungnahme von Arbeitsmedizinern der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) bezieht. In dieser ist von einem "Sick-Building-Syndrom" die Rede. Das bedeutet, dass Menschen eigentlich harmlose Symptome auf eine Schadstoffbelastung zurückführen und dadurch tatsächlich krank werden.

Die Ausschussvorsitzende Kathrin Sonnenholzner (SPD) wies darauf hin, dass auch dieser Befund ein Krankheitsbild sei, auf das der Arbeitgeber reagieren müsse. Büchner stimmte zu und verwies auf Vorschläge der LMU, die vor allem wieder Vertrauen zwischen Arbeitgeber und -nehmer schaffen sollen.

Dass es vor allem am Vertrauen krankt, zeigte sich, als Benno Zierer von den Freien Wählern sprach. Er forderte ein kooperatives Miteinander zwischen der SGM und ihren Mitarbeitern. Von denen erntete er prompt kräftigen Applaus. Ehe die Vorsitzende ermahnte, dass das im Sitzungssaal eigentlich untersagt ist.

Die SGM-Angestellten wollen nun an diesem Mittwochmorgen von 5 Uhr an in einen dreistündigen Warnstreik treten. In diesem geht es allerdings um die laufenden Tarifauseinandersetzungen. Es werde zu Verzögerungen bei der Abfertigung kommen, kündigte die Gewerkschaft Verdi an.

© SZ vom 20.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: