Gesunder Lifestyle:Grünzeug

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Gesunder Lifestyle: Leon Haase stellt in seiner kleinen Manufaktur Mixgetränke aus Obst und Gemüse her. (Foto: Nils Schwarz)

Leon Haase betreibt seit einem Jahr den Smoothie-Lieferservice Charlie Green. Bio ist alles in seinem Sortiment, regional nicht immer

Von Jacqueline Lang, München

Sieben Uhr morgens in Schwabing. Leon Haase, 27, trägt einen weißen Kittel und weiße Crocs. Er steht in seinem kleinen Labor und schnibbelt Gemüse und Obst. Anschließend wird es abgewogen und auf die drei Hochleistungsmixer verteilt. Das ist wichtig, denn herkömmliche Mixer sind nicht dazu im Stande, die Fasern richtig aufzuspalten. Folglich würden wertvolle Nährstoffe beim Mixen verloren gehen, erklärt der Jungunternehmer. Streng genommen steht Haase nicht in einem Labor, sondern in einer Küche. Den Kittel und die Gesundheitsschuhe trägt er aus Hygienegründen. Haase ist neben Markus Rosenberg, 32, einer der Gründer des Green-Smoothie-Lieferservices Charlie Green.

Wie genau sie auf den Namen gekommen sind, weiß Haase gar nicht mehr, aber angelehnt ist er an den Affen Charlie aus der gleichnamigen Fernsehserie. Denn die besondere Verarbeitung der Nahrungsmittel haben sich die amerikanischen Erfinder des grünen Smoothies im Affenreich abgeschaut. "Im Gegensatz zum Menschen, der ein Salatblatt selten mehr als zweimal kaut, verbringen Affen Stunden damit, auf Blättern herumzukauen und nehmen dadurch viel mehr wertvolle Nährstoffe auf", sagt Haase.

Kennengelernt haben sich die beiden Gründer beim Sport. Schon damals hat Rosenberg nach dem Work-out regelmäßig grüne Smoothies getrunken. Irgendwann kamen er und Haase darüber ins Gespräch. Durch den Hype aus Amerika angesteckt, entschlossen sie sich, die grünen Smoothies auch in Deutschland bekannter zu machen. Anfangs war ein Laden im Gespräch, aber aus Kosten- und Logistikgründen haben sie sich schließlich für einen Lieferservice entschieden. Mit einer eigenen Filiale in München liebäugeln sie aber immer noch.

Bis es soweit ist, fährt Haase die Lieferungen nach wie vor oft selbst aus. Wenn die Kunden innerhalb Münchens wohnen, schwingt er sich dafür auf sein altes Post-Fahrrad mit der großen Tragefläche vorne. Kunden außerhalb von München werden mit dem Auto beliefert.

Durch sein Ethnologie-Studium war Haase schon früh sensibilisiert für Bio-Produkte. Der Titel seiner Masterarbeit lautete: "Bio-Piraterie und der Umgang mit indigenen Kulturgütern am Beispiel von Quinoa in Bolivien". Jetzt, nach dem Studium, macht auch er damit Geschäfte.

Auch in seinen Smoothies sind viele sogenannte Super-Foods wie beispielsweise Banane, Ananas oder Ingwer, die voller gesunder Nährstoffe sind. Haase weiß, dass viele dieser Obst- und Gemüsesorten nicht natürlicherweise in Deutschland oder gar Europa wachsen. Auch den rohen Kakao und die Moringa-Pflanze gibt es hier nicht. Ein Widerspruch zum bewussten Lebensstil? Haase und sein Kollegen finden das nicht. Sie versuchen zwar, ihre Produkte möglichst regional zu beziehen, allerdings entscheiden sie sich bei der Abwägung im Zweifelsfall für den Nutzen. Dasselbe gilt für die Verpackung: Glasflaschen waren im Gespräch. Schließlich haben sie sich jedoch für recycelte Plastikflaschen entschieden. Für ein Pfandsystem hätten sie bislang auch keine Kapazität in ihrer kleinen Manufaktur in der Gundelinenstraße. Die Plastikfalschen ohne Weichmacher hält Haase aber im Gegenzug für eine gute Zwischenlösung.

Mit ihrem Konzept sind die zwei Jungunternehmer inzwischen nicht mehr alleine auf dem Münchner Markt. Zwei Monate nachdem sie ihre Idee hatten, eröffnete der ein anderer Laden mit einem ähnlichen Sortiment. Und seit es foodora und andere solcher Lieferservice-Formate gibt, kann man grüne Smoothies auch von Cafés und Restaurants anliefern lassen, die selbst keinen Lieferservice haben. Haase sieht das aber gelassen. Konkurrenz bedeutet für ihn primär Nachfrage. Der Mann mit dem blonden Dreitagebart will außerdem nicht nur frische Säfte verkaufen, sondern auch ein Lebensgefühl. In Zukunft möglicherweise nicht nur Flüssignahrung und Supersnacks, sondern vielleicht auch "modernes Fast-Food", wie Haase es nennt. "Echt und ehrlich" soll es sein. Besonders das ehrlich ist Haase wichtig. Und damit will sich Charlie Green auch in Zukunft dem gesunden Lifestyle verschreiben.

Sollte der Hype um die grünen Smoothies und kalt-gepressten Säfte irgendwann wieder abflauen, dann überlegen sich die zwei jungen Männer einfach was Neues. Man müsse flexibel bleiben, sagt Haase und zieht an seiner Zigarette. Das Rauchen ist ihm trotz des gesunden Lebensstils als Laster geblieben.

© SZ vom 08.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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