Geschwister-Scholl-Institut in München:Zu laut zum Lernen

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Das Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft der LMU München (Foto: lok)

Jeder Schritt ist hörbar, jedes Wort hallt nach: Wer am Geschwister-Scholl-Institut studiert, kann kaum in Ruhe arbeiten und studieren. Denn nach jahrelangen Bauarbeiten ist das Institut der Politikwissenschaftler hellhöriger als zuvor - jetzt muss womöglich nachgebessert werden.

Von Sebastian Krass

Seit drei Jahren stellen Bauarbeiten die Geduld der Nutzer des Uni-Gebäudes in der Oettingenstraße auf eine harte Probe. Brandschutz und Verkabelung sind inzwischen auf modernem Stand, der Schallschutz allerdings ist noch schlechter als vorher. Dies bestätigt die Verwaltung der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU).

Zuvor hatte das in dem Gebäude untergebrachte Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft (GSI) in einem Brief scharfe Kritik geäußert. Die umgestalteten Flure seien zwar "höher und freundlicher", erklärt die LMU, "zugleich haben die Maßnahmen aber auch die Halligkeit verstärkt. Vor allem sind jetzt Schritte, Stimmen und Geräusche noch stärker zu hören und störender." Nun sei man auf der Suche nach Lösungen für das Problem.

Das GSI wirft der LMU-Bauabteilung schwere Versäumnisse bei der Planung der Bauarbeiten vor. Das Gebäude genüge "in schallschutztechnischer Hinsicht in keiner Weise den Mindestanforderungen an einen Lehr- und Forschungsbetrieb", heißt es in dem Schreiben an den Leiter der Bauabteilung und den zuständigen Vizepräsidenten der LMU, Christoph Mülke.

Man habe die Probleme mit dem Schallschutz seit vergangenem Sommer mehrmals angesprochen, die Bauabteilung sei allerdings untätig geblieben. Deshalb habe das GSI aus eigenem Antrieb ein "unabhängiges Sachverständigengutachten" in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse dokumentiert das GSI auf seiner Homepage, auch der Brief stand dort für einige Tage, ist inzwischen aber wieder entfernt worden.

Verständnis für Klagen und Beschwerden

"Das Gutachten zeigt zudem, dass selbst bei einer Nachrüstung der vorhandenen Türen ein konzentriertes Arbeiten und vertrauliche Gespräche (z.B. zu Prüfungs- Haushalts- oder Personalangelegenheiten) nicht möglich sein werden", heißt es in dem Brief weiter. Man hätte "durchaus Verständnis, sollte es zu Klagen und Beschwerden von Mitarbeitern und Studierenden kommen". Dass der zuständige LMU-Mitarbeiter sich geweigert habe, das Gutachten "auch nur zu kommentieren, ist in diesem Zusammenhang völlig inakzeptabel". Man sei "nicht bereit, das Verhalten der Bauverwaltung länger hinzunehmen".

Öffentliche Kritik in diesem Tonfall ist in der LMU höchst ungewöhnlich. Sie liefert einen Hinweis darauf, wie groß Ärger und Frustration bei den Nutzern des Gebäudes in der Oettingenstraße 67 sind, in dem neben Politikwissenschaftlern auch Informatiker, Kommunikationswissenschaftler und Ethnologen untergebracht sind. Es sind nicht die ersten Vorwürfe, die gegen die Bauabteilung laut werden.

Ende vergangenen Jahres hatte die Branddirektion schwere Versäumnisse beim Brandschutz während der Bauarbeiten moniert. Es habe "teils eine erhebliche Gefahr" für die Nutzer des Gebäudes bestanden, etwa wegen versperrter Fluchtwege. Die LMU widersprach dieser Einschätzung. Kurz zuvor hatte der Fund von asbesthaltigen Materialien Aufregung verursacht, auch in diesem Fall versicherte die LMU-Verwaltung, es habe keinerlei Gefahr bestanden. Am GSI bezweifelt man diese Aussage.

Lieber Teilsanierung als grundlegende Arbeiten

Zur Erklärung für aufgetretene Probleme führt die LMU an, dass eigentlich eine "grundlegende Sanierung des gesamten Gebäudes erforderlich gewesen" wäre. Die aber hätte wohl einen zweistelligen Millionenbetrag gekostet und hätte eigens beim Freistaat beantragten werden müssen. "Der Erfolg eines solchen Antrags war immer sehr fraglich". Deshalb habe man sich entschieden, auf mehrere Teilbaumaßnahmen zu setzen. "Im Ergebnis hat dies allen Betroffenen - Wissenschaftlern, Studierenden, Bauverwaltung - über einen langen Zeitraum äußerst viel abverlangt", erklärt die LMU. Die Bauarbeiten sollen, so der bisherige Plan, Ende Mai beendet sein.

Nun aber könnten wegen der Schallproblematik Nacharbeiten nötig werden. Nach der Kritik des GSI gab es Anfang der Woche ein Krisentreffen bei LMU-Vize Mülke. Dabei sei mit Betroffenen ein "Konzept erarbeitet" worden, "wie in den nächsten vier Wochen die grundlegenden Probleme angegangen werden können.

Hierzu gehören die Koordinierung der weiteren Aktivitäten unter Beteiligung der Fakultät, die Verbesserung der Schallproblematik sowie weitere Maßnahmen", erklärt die LMU vage. Zudem merkt sie an, es habe auch schon 1997, als die Uni das Gebäude übernahm, Klagen über die Hellhörigkeit gegeben. Fragen, inwiefern es in den vergangenen Jahren Versäumnisse der für den Bau Verantwortlichen gegeben habe, lässt die Uni unbeantwortet.

© SZ vom 03.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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