Gericht:"Geld spielt keine Rolex"

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Millionenbetrüger muss für vier Jahre ins Gefängnis

Von Susi Wimmer

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es die ganz große Show ist, die Nader S. da vor der achten Strafkammer am Landgericht München I abzieht. Er, der seit Jahrzehnten in Deutschland lebt, benötigt eine Dolmetscherin. Er, der mit vermeintlichen Krediten einem Hamburger Geschäftsmann 2,8 Millionen Euro abgenommen hat, schneidet beim IQ-Test des Gerichtspsychiaters eher unterdurchschnittlich ab. Und am Ende will er dem Gericht noch diktieren, dass er eine Haftstrafe akzeptieren würde, so er sie in Dubai verbringen könne. Am Ende des Tages wird der 59-Jährige wegen Betrugs zu vier Jahren Gefängnis verurteilt.

So wie der korpulente Mann lethargisch vor Gericht kauert, lässt sich nur schwer vorstellen, wie er mit seinem Hamburger Opfer in anderen Sphären schwebte: Hotelsuiten in Bad Homburg, Prostituierte, Black Jack, Roulette und ein Bündel 500-Euro-Scheine in der Hosentasche. "Es war wie in diesen Mafia-Filmen", sagte Opfer Johannes S. vor Gericht. Nader S. sei eine schillernde Figur gewesen, nach dem Motto: "Geld spielt keine Rolex".

Ausgerechnet über die Vermittlung einer CSU-Schatzmeisterin hatten sich die Herren Ende 2015 kennengelernt. Geschäftsmann Johannes S. war auf der Suche nach Krediten, und Nader S. behauptete, Mittler der Königsfamilie in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu sein und üppige Darlehen organisieren zu können. Dann allerdings verlangte er Vorleistungen. Für einen 250-Millionen-Kredit wollte er 15 000 Euro, dann 185 000 Euro, später sollte es noch ein Aston Martin Rapide sein und 800 000 Euro, und am Ende verlor Johannes S. 2,8 Millionen Euro, ohne je einen Cent an Darlehen gesehen zu haben.

Johannes S. ist beileibe nicht das einzige Opfer. Vor Gericht kommt heraus, dass etliche Verfahren gegen Nader S. liefen und eingestellt wurden. Aktuell ermittelt die Staatsanwaltschaft in weiteren 13 Fällen. Allerdings, so sagt ein Polizist im Zeugenstand, säßen die Opfer bei Befragungen mehr oder weniger stumm vor ihm. Keiner wolle Anzeige erstatten. Der psychiatrische Gerichtsgutachter Matthias Hollweg attestiert Nader S. zwar Anzeichen einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung sowie Spielsucht, allerdings beides nicht so ausgeprägt, dass sie die Schuldfähigkeit einschränken würden.

"Nein, ich habe nicht gemacht", radebrecht der 59-Jährige. Nachdem die Verfahrensbeteiligten einen Deal ausgehandelt haben, der ein Geständnis voraussetzt, sagt er: "Okay, ich gebe zu." Außerdem ordnet das Gericht an, die 2,8 Millionen Euro einzuziehen. Nader S. sagt, er habe kein Geld, er habe 30 Millionen Euro in Casinos verspielt. Ob Realität oder Show, das wird das Gericht wohl nicht mehr klären.

© SZ vom 24.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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