Geburt in Hellabrunn:60 Kilo Nashorn-Nachwuchs

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Um 9.01 Uhr kam der Bulle am Montag im Tierpark zur Welt. Der Zoo ist sehr glücklich - besonders weil die Mutter schon eine tragische Niederkunft hatte

Von Florian Fuchs, München

So richtig gepanzert sieht der Kleine ja noch nicht aus, eher knuddelig und ein wenig glubschäugig. Das wirkt schon süß, wenn auch nicht babyeisbärig, knuddeln ist aber trotzdem keine gute Idee: Erstens hätte Mutter Rapti etwas dagegen. Zweitens bringt der kleine Nashornbulle selbst auch schon 60 Kilo auf die Waage - ausgewachsen können es bei einer Schulterhöhe von bis zu 1,85 Metern sogar grazile 2000 Kilogramm werden -, und da könnte so ein bisschen Knuddeln schon gefährlich sein.

Einfach Staunen heißt also die Devise beim "ersten Panzernashornbaby, das 2015 in Europa geboren wurde", wie der Tierpark Hellabrunn stolz verkündet. Um exakt 9.01 Uhr am Montagmorgen war es soweit: Mit 492 Tagen Tragzeit ließ sich Mutter Rapti etwas mehr Zeit als üblich, dafür verlief die Geburt schnell und problemlos. Etwa 50 Minuten danach machte der Bulle seine ersten Gehversuche, nach zweieinhalb Stunden trank er das erste Mal bei seiner Mutter.

Zoodirektor Rasem Baban ist über den Verlauf der ersten Stunden besonders glücklich, weil die ersten beiden Geburten von Rapti alles andere als positiv verliefen: Vor zehn Jahren hatte das Panzernashorn eine Totgeburt, was in Zoos wie auch in freier Wildbahn gar nicht so ungewöhnlich ist. Im September 2012 kam dann ein Nashornbulle auf die Welt, der nach drei Tagen starb - vermutlich an einer Infektion, die er sich bereits im Mutterleib zugezogen hatte. Das nun geborene Junge, das noch keinen Namen hat, soll deshalb extra gut behütet werden, Mutter und Nachwuchs sind in den nächsten Tagen noch nicht für Besucher zu sehen. "Wir geben dem Jungtier jetzt alle Zeit, die es benötigt, um sich an seine neue Umwelt zu gewöhnen", sagt Baban. Ein Risiko, dass nach der Geburt Komplikationen auftreten, heißt es aus dem Tierpark, bestehe bei den Nashörnern dennoch immer.

Es wird also eine gewisse Anspannung herrschen in Hellabrunn die nächsten Tage, in freier Wildbahn ist das Indische Panzernashorn vom Aussterben bedroht. Der Lebensraum beschränkt sich auf wenige Gebiete in Bhutan, im südlichen Nepal sowie auf Teile von Indien, der Wildbestand wird auf nur noch etwa 2750 Tiere geschätzt. Der Verlust des Lebensraums sowie die Jagd auf ihr Horn, das zwar keinen medizinischen Nutzen hat, in der asiatischen Medizin aber dennoch hochgeschätzt ist, setzt den Tieren zu. Rapti, Vater Niko und das Neugeborene sind laut Tierpark deshalb besonders wichtig für den Genpool der in Obhut von Menschen lebenden Panzernashörner.

© SZ vom 01.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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