Willy Astor im Gespräch:"Eindimensionalität hat mich nie interessiert"

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Willy Astor gehört zu den regelmäßigen Gästen auf den Kulturbühnen im Landkreis. Meist allerdings als Kabarettist. Dieses Mal aber will er konzertant bleiben. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Kabarettist Willy Astor kann nicht nur lustige Wortwitze abfeuern, sondern ist auch ein leidenschaftlicher Musiker. Im Interview spricht er über Sehnsuchtsorte, die Wichtigkeit von Träumen und Selbstzweifel

Interview von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Mit seinen oft wahnwitzigen Kaskaden von Wortspielen gehört Willy Astor zu den bekanntesten Kabarettisten Bayerns. Doch er hat auch eine andere Seite: Die des Liedermachers, der mit seiner Band spannende Weltmusik macht. Genau in dieser Rolle gastiert er nun im Brucker Veranstaltungsforum.

SZ: Herr Astor, man kennt Sie ja vor allem als Wortakrobaten auf der Bühne und im Fernsehen. Wie reagieren die Leute denn auf ihr Instrumentalprogramm?

Willy Astor: Das ist natürlich ein Nischenprojekt, das aber nichtsdestotrotz von den Leuten geliebt wird. Das freut einen als Künstler freilich immer. Aber ich habe mir das über die letzten 20 Jahre auch langsam aufgebaut.

War es damals schwer, auch als Musiker ernst genommen zu werden?

Ich glaube, auf der Bühne konnte ich das überzeugend rüber bringen. Was aber anfangs schwer war, war die Leute von der Presse zu überzeugen, sich auch dieses Projekt anzuschauen und darüber zu schreiben. Aber dann war das Feedback positiv.

Was hat Sie damals dazu bewegt, diesen neuen Pfad einzuschlagen?

Eindimensionalität hat mich nie interessiert. Wenn ich mir vorstelle, ich wäre so ein Stand-up-Kabarettist und könnte keine Musik machen, das wäre sehr monoton. Das "Sound of Islands"-Projekt ist einfach eine weitere Farbe auf meiner Künstlerleinwand. Das ist mir sehr wichtig, weil es für mich auch Seelenarbeit bedeutet. Ich kann dabei Dinge ganz ohne Worte ausdrücken.

Was ist es denn, das Sie durch reine Musik besser ausdrücken können als mit Worten?

Ich kann die Leute bei ihrer Fantasie packen und sie auf Reisen mitnehmen, die ich teilweise selbst unternommen habe, Reisen an Sehnsuchtsorte. Wenn alles klappt, kann ich die Leute damit tatsächlich im Herzen berühren.

Was sind für Sie persönlich Sehnsuchtorte, die Sie gerne noch aufsuchen würden?

Ich habe mal ein Stück geschrieben, das heißt: "Ich war noch nie in Havanna". Das ist beispielsweise was, wo ich gerne noch hin möchte, bevor es vielleicht irgendwann komplett unter amerikanischer Hand ist. Ein anderes Ziel wäre Brasilien. Ich habe ein paar Freunde von dort und würde das gerne mal sehen. Ich bin jemand, den es mehr in die Wärme zieht. Deswegen ist natürlich Italien immer auch ein Sehnsuchtsort für mich. Wenn ich am Brenner den ersten Espresso trinke, kann ich mein Sorgenpaket vergessen.

Bleibt bei den vielen Auftritten überhaupt Zeit fürs Reisen?

Im letzten Jahr hatte ich 120 Termine, da kann man sich das ja ausrechnen. Und mit der Familie hat sich das Reisen natürlich extrem reduziert auf Orte, an denen es Kinderanschluss gibt. Das ist natürlich nicht mein Traum, das muss ich ehrlich zugeben, weil du in solche Urlaube letztlich immer deinen Alltag mitnimmst. Aber ich habe zum Glück eine Frau, die versteht, dass ich immer mal wieder alleine die Koffer packen und abhauen muss, um für mich zu sein und den Kopf frei zu kriegen. Ich fliege tatsächlich gerne nach Mallorca, weil man schnell dort ist und mir das Klima und die Mentalität gefallen.

Nehmen Sie bei ihren Auftritten auch etwas von den Orten mit, an denen Sie sind?

Ich schaue mir schon genau an, wo ich hinfahre. Und wenn es wirklich schöne Orte sind, dann fahre ich viel früher los und bleibe manchmal sogar noch den nächsten Tag dort. Ab und an hat man ja Glück und spielt drei Tage in Wien oder Berlin, das sind natürlich Knaller. Aber ich bin auch happy, wenn ich in Regensburg bin oder in Münster. Durch meinen Job komme ich wirklich ein bisschen rum und habe oft die Gelegenheit, es mir schön zu machen. In Basel gibt es beispielsweise eine tolle kleine Bühne und für mich ist die Altstadt dort direkt am Rhein ein Traum.

Versuchen Sie dann auch, ihre Touren so zu planen, das bestimmte Orte dabei sind?

Das eher weniger. Aber es gibt natürlich Dinge, die ich mir noch wünschen würde. Beispielsweise eine kleine Europatournee oder mal nach Andalusien oder New York. Die Musik versteht man ja überall.

Wie konkret sind diese Pläne denn?

Na ja, dazu müsste ich noch ein bisschen mehr internationales Renommee haben. Aber man darf seine Träume nicht an der Garderobe aufhängen, sondern sollte sie immer mit sich tragen. Was zum Beispiel hilfreich wäre, wäre ein Lied als Teil einer Filmmusik. Das hat man ja zum Beispiel bei Yann Tiersen gesehen, der auf dem Soundtrack von "Die fabelhafte Welt der Amélie" zu hören war. Der ist danach auf eine richtige Europatour gegangen.

Neben dem Kabarett und "Sounds of Islands", haben Sie ein Liedermacher- und ein Kinderprojekt. Gibt es da in der Vorbereitung eine klare Arbeitsteilung?

Nein, was passiert, passiert einfach. Ich bin immer froh, wenn mir etwas einfällt, ich lebe sozusagen von der Hand in den Mund. Wichtig ist, dass bei mir alles auf der Bühne auch von mir selbst kommt, ich habe keine Ghost-Schreiber oder Komponisten oder so. Meistens ist es so, dass mir Dinge genau dann einfallen, wenn ich eigentlich etwas anderes abgeben muss und eine Deadline habe. Dann notiere ich mir die Idee und gehe sie sofort an, wenn das andere erledigt ist. Ich werde sozusagen von allen Seiten beschossen aus meinem Kopf. Das ist manchmal auch eine Plage.

Nach 30 Jahren auf der Bühne haben Sie aber keine Angst mehr, mit Programmen nicht rechtzeitig fertig zu werden, oder?

Es ist natürlich ein alter Hut, zu sagen, ich habe es ja bis jetzt immer geschafft. Natürlich hat man eine Basis an Wissen. Aber die Zweifel kann ich nie ausschalten, weil ich eine klare Messlatte dafür habe, was ich unter einem guten Programm verstehe. Diese Selbstzweifel sind wirklich etwas, was ich gerne abschütteln würde. Auf der anderen Seite zeigt mir das, dass ich immer noch genug Demut habe, dem Publikum etwas Gutes, Intelligentes bieten zu wollen. Ich will immer gute Kunst machen und mich nicht auf dem Erfolg ausruhen.

Ist es eigentlich irgendwann schwerer geworden, immer neue Wortspiele zu finden?

Das habe ich ehrlich gesagt schon vor 20 Jahren gedacht. Nachdem ich sechs Tage hintereinander im Circus Krone gespielt hatte, habe ich mir gedacht, was bitte soll denn jetzt noch kommen? Aber Gott sei Dank, es kommt immer etwas.

Wenn Sie am Montag in Fürstenfeldbruck auf der Bühne stehen, wird es dann nur Musik geben oder auch ein bisschen den lustigen Willy Astor?

Natürlich werde ich unterhaltsam moderieren und ein paar Späße machen. Das erwarten die Leute, und es gefällt ihnen. Aber ich reiße jetzt keine Solonummern runter, insgesamt wird es tatsächlich ein konzertanter Abend. Für mich sind das wird immer ganz besondere Momente, und wer ein bisschen open-minded ist und Sinn für weltmusikalische Einflüsse hat, der ist da gut aufgehoben. Auch, weil die Band wirklich aus fantastischen Musikern besteht, bei denen ich immer wieder nur mit der Zunge schnalzen kann.

"Sounds of Islands", Willy Astor & Freunde, Montag, 15. Januar, von 20 Uhr an im Veranstaltungsforum Fürstenfeld. Karten im Vorverkauf ab 30 Euro unter www.fuerstenfeld.de und unter 08141/666 54 44

© SZ vom 11.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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