Weniger Plastikmüll:Umweltschutz an der Ladentheke

Lesezeit: 3 min

Mehrere Einzelhändler in Fürstenfeldbruck machen vor, wie man den Verbrauch von Plastiktüten eindämmen kann. Sei es durch Stofftaschen auf Pfandbasis oder Wurstverkauf direkt in die private Kunststoffbox

Von Julius Giehr, Fürstenfeldbruck

Ein Jahr ist es her, dass der Gewerbeverband seinen Mitgliedern empfohlen hat, keine kostenlosen Plastiktüten mehr auszugeben. Nun zieht Franz Höfelsauer, der Vorsitzende des Verbands, eine positive Bilanz. Und auch die Europäische Union sieht Handlungsbedarf. Sie und will nach einem aktuellen Gesetzesentwurf von 2018 an das Herausgeben von kostenlosen Plastiktüten verbieten. Damit reagiert die EU auf die zunehmende Verschmutzung der Umwelt durch Plastik und versucht die Anzahl der umweltschädlichen Einwegtüten auf ein Minimum zu reduzieren. Viele Händler in Fürstenfeldbruck sind diesem Gesetzesentwurf jedoch schon weit voraus - und das auf freiwilliger Basis.

Das Modehaus Fuchsweber beispielsweise hat seit nunmehr eineinhalb Jahren einen Sinneswandel vollzogen und legt seitdem einen besonderen Fokus auf nachhaltige und ökologische Produkte. Dies spiegelt sich nicht nur im umgestellten Sortiment wider, sondern auch in den Verpackungsmöglichkeiten, die den Kunden zur Verfügung gestellt werden. So bietet das Modehaus Stofftüten für einen Euro und Papiertüten zum Preis von 50 Cent an.

Papiertüten sind in der Produktion zwar nicht umweltfreundlicher als Plastiktüten, da diese generell dicker sind und chemisch behandelt werden müssen, um dieselbe Reißfestigkeit aufzuweisen, jedoch kann die Umweltbilanz vor allem durch den Einsatz von Recyclingpapier verbessert werden. So können die Tüten einfacher entsorgt werden als die traditionellen Plastiktüten. Ähnlich gestaltet sich das bei Stofftüten. Bei diesen steigt jedoch nur der ökologische Nutzen, wenn sie mehrmals verwendet werden.

Auch diesen Effekt versucht das Modehaus Fuchsweber durch spezielle Tricks anzukurbeln. So ist der Preis, den man sowohl für die Stofftaschen als auch für die Papiertüten zahlen muss, lediglich Pfand und kann durch das Mitbringen der Tüte beim nächsten Einkauf wieder zurückbekommen werden. Durch diese Maßnahmen sorgt das Modehaus dafür, dass die Tüten mehrmals verwendet werden und der ökologische Nutzen maximiert wird.

Nach der Umstellung vor eineinhalb Jahren seien einige Kunden unzufrieden damit gewesen, dass sie nun für die Tüten zahlen müssten, erklärt Ganimete Halimi, Sprecherin des Modehauses. Diese Umstände konnten jedoch durch Aufklärung der Kunden über das Pfandsystem und den ökologischen Hintergrund beseitigt werden. Mittlerweile laufe das System sehr gut und die Kunden seien zufrieden, so Halimi. Zudem werden den Kunden bei einem Großeinkauf Stofftüten kostenlos dazugegeben.

Einem ähnlichen Konzept folgt die Metzgerei Reich. Auch dort bekommen Kunden ab einem Einkauf von 20 Euro eine Stofftüte geschenkt. Nichts desto trotz sei eine Metzgerei aufgrund der Hygienestandards in ihren Verpackungsmöglichkeiten stark eingeschränkt, so Katharina Reich, Verantwortliche für die Filiale. So müssen beispielsweise Fleisch und Wurst in beschichtetes Papier eingepackt werden. Um den Einsatz von Kunststofftüten zu reduzieren, bietet die Metzgerei ihren Stammkunden an, dass diese ihre privaten Kunststoffboxen mitbringen können. In ihrer Filiale würden circa fünf Kunden dieses Angebot wahrnehmen, sagt Reich. Aus hygienischer Sicht werde darauf geachtet, dass die Dosen selbst nicht von der Verkäuferin berührt werden, sodass keine Keime übertragen werden können. Zudem will Reich in Zukunft vermehrt dünne, umweltfreundlichere Papiertüten einsetzen.

Den Willen, komplett auf Papiertüten umzustellen, hat auch Ahmeti Afendita, Leiterin eines Obst- und Gemüse-Feinkostladens in der Fürstenfeldbrucker Hauptstraße. Im Moment bietet sie ihren Kunden noch Papier- und Plastiktüten an. Die Plastiktüten kommen vermehrt bei größeren Einkäufen aufgrund ihrer Reißfestigkeit zum Einsatz. Aktuell brauche "so gut wie jeder Kunde" eine Tüte, so Afendita. Deshalb möchte sie künftig keine kostenlosen Tüten mehr ausgeben - in der Hoffnung, dass die Kunden dann ihre eigenen Taschen mitbringen.

Der Bioladen "Natürlich Leben" bietet bereits seit seiner Eröffnung nur die langfristig umweltfreundlicheren Mehrweg-Tragetaschen an. Diese sind entweder aus Stoff oder Kunststoff. Zusätzlich bietet der Bioladen seinen Kunden leer stehende Obst- und Gemüsekisten als Verpackung an. Durch die Wiederverwertung der Kisten können wertvolle Ressourcen und Energie gespart werden. Das Obst und Gemüse können die Kunden dabei in separate Papiertaschen einpacken. Aus der Gesamtkundenzahl und den insgesamt verkauften Taschen, errechnet Markus Dieffenbach, Inhaber der Filiale, dass lediglich jeder 70. Kunde eine Tüte kauft. Fast alle Kunden bringen demnach ihre eigenen Beutel mit. Dieffenbach beobachtet jedoch auch, dass beispielsweise der Umsatz des Salates um 30 Prozent sinkt, falls dieser nicht in Plastiktüten eingepackt ist. Dies sei wohl darauf zurückzuführen, dass der Salat in Plastik verpackt ansprechender aussehen würde, so der Inhaber des Bioladens.

Somit liegt auch eine große Verantwortung in den Händen der Kunden, wenn es um ökologischere und nachhaltigere Verpackungsmöglichkeiten geht. Denn vor allem die Wiederverwendung von Tüten kann nur durch den jeweiligen Kunden beeinflusst werden.

© SZ vom 30.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: