Wahlkampf:Auf politischer Wandertour

Lesezeit: 2 min

Bundestagskandidat Christian Winklmeier zu Gast beim Sommerfest der Germeringer SPD. (Foto: Johannes Simon)

"Walk & Talk" beim Sommerfest der Germeringer SPD

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Als "Der Winklmeier" präsentiert sich der SPD-Bundestagskandidat auf den Wahlplakaten in Germering volkstümlich. "Der Winklmeier" ist Christian Winklmeier aus Gilching, der im neuen Wahlkreis Starnberg, Landsberg mit dem Zuschlag der Wähler aus Germering für die Bundestagswahl am 24. September gebildet wurde. Favorit für das Direktmandat ist Winklmeier in einer Region, die so etwas wie ein CSU-Erbhof ist, nicht. Aber an Selbstbewusstsein mangelt es dem 26-jährigen Studenten keineswegs. Und Ideen hat er auch: Mit "Walk & Talk" macht er sich im Wahlkreis bekannt.

Auf der sechsten Etappe seiner 600-Kilometer-Wanderung mit Bollerwagen ist er beim Sommerfest der Germeringer SPD im Germeringer Jugendheim "Rübezahl" angekommen. 600 Kilometer deshalb, weil das die Entfernung nach Berlin ist, wo er im Herbst als Abgeordneter hin will. "400 Kilometer haben wir schon geschafft", bilanziert Winklmeier an diesem Abend zufrieden und berichtet von einem "absolut positiven Wahlkampf von Haustür zu Haustür". Bei der Germeringer SPD muss er keine unentschlossenen Wähler überzeugen, sind doch beim Grillabend mit SPD-Fraktionssprecher Robert Baumgartner als Grillmeister offenbar nur SPD-Mitglieder anwesend.

"Hier läuft der Winklmeier - Ihr Bundestagskandidat" steht auf seinem roten T-Shirt drauf. Daneben steht seine Freundin und Wanderpartnerin Kerstin Königbauer, ebenfalls im roten T-Shirt. Zusammen sind sie im Wahlkampf diverse Orte abgelaufen.

Winklmeier steht auch schon um sechs Uhr morgens an S-Bahnstationen und verteilt seine Werbebroschüren. 2009 ist er mit 18 Jahren in die SPD eingetreten. Prägend war das Elternhaus dafür nicht unbedingt. "Meine Eltern haben mich aber erzogen, Zeitung zu lesen", erinnert er sich noch gut. "Es wurde auch politisch diskutiert." Jetzt geht er davon aus, dass seine Eltern sicherlich SPD wählen werden. Seit 2014 ist er Gemeinderat in Gilching und den SPD-Parteivorsitz hat er dort auch inne. Winklmeier hat zwei Bacherlor-Studienabschlüsse in Politik und Volkswirtschaftslehre (VWL) vorzuweisen und betreibt noch ein VWL-Masterstudium an der Universität Augsburg. Nebenbei arbeitet er im Büro der SPD-Landtagsabgeordneten Kathrin Sonnenholzner.

So quirlig und modern Winklmeier einerseits rüberkommt, so konservativ ist er andererseits bei einem wichtigen politischen Thema. Ehemalige SPD-Wähler, die sich nach der Agenda 2010 des ehemaligen Kanzlers Schröder von der Partei abgewandt haben, weil sie Hartz IV als Armuts- und Ausgrenzungsgesetz betrachten, will er offenbar nicht zurückgewinnen. Er hält die Parole der Jobcenter vom Fördern und Fordern, die seiner Meinung nach besonders ältere Arbeitslose motiviere, ausdrücklich für richtig, obwohl Kritiker diesen Gleichklang in der Praxis stark bezweifeln. "Ich bin auch für Sanktionen", bekräftigt Winklmeier und unterstützt damit die Praxis der Jobcenter, den Arbeitssuchenden, falls diese sich angeblich zu wenig kooperativ zeigen, das Hartz IV-Lebensminimum noch bis auf Null zu kürzen. Der SPD-Direktkandidat plädiert aber auch dafür, den Müttern vor 1992 ebenfalls drei Entgeltpunkte auf deren Rente anzurechnen, wie den Müttern ab 1992. Die Riesterrente will der Bundestagskandidat langfristig abgeschafft wissen, um das eingesparte Geld wieder der gesetzlichen Rentenkasse zuzuführen, wie er bei seinem Stopp beim Sommerfest betont.

© SZ vom 25.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: