Vorlauf zur Badewannen-WM:Unterwegs abgesoffen

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Nur zwei Teilnehmer sieht das vermeintliche Spektakel eines Vorlaufs zur Badewannen-WM im Germeringer Freibad. (Foto: Günther Reger)

Germeringer Spektakel wird mit nur zwei Teilnehmern zum Flopp

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Ob vier Menschen im Freibad sind oder 4000, bei Rainer Braun merkt keiner den Unterschied. Bei nur 14 Grad Außentemperatur und dichten Wolken am Himmel hatten nur zwei Paare den Weg zum Vorlauf zur Badewannenrennen-Weltmeisterschaft ins Germeringer Freibad gefunden. Braun ließ die mitgebrachte Lautsprecheranlage trotzdem laut aufdrehen und kommentierte das Rennen zwischen dem "Tasmanischen Teufel" und der "Pink Submarin" ganz leidenschaftlich. Beide Teams paddelten beherzt los und lagen bei der Wendemarke dicht auf, als die Badewanne mit Brigitte und Isabella Klinger plötzlich unterging. "Brigitte", rief Braun ins Mikrofon, als der Titanic-Filmsong ertönte: "Ich sagte doch Badewannenrennen und nicht U-Boot-Rennen."

Beim einzigen Badewannenrennen an diesem Tag siegten Rudi Simm und sein siebenjähriger Sohn David, beide in den gelben Eishockeytrikots und furchterregenden weißen Eishockeytorwartmasken der Wanderers Germering, für die Vater Simm immer noch Eishockey spielt. Auf dem Eis fühlt er sich aber wesentlich wohler als auf dem Wasser: "Die Balance mit der Wanne zu halten, war schwierig." Braun hat handelsübliche Badewannen zu Rennbadewannen umbauen lassen. Damit zieht der gelernte Metzger seit Mitte Mai von Freibad zu Freibad oder Hallenbad, zu insgesamt 99 Vorlauf-Terminen. Im November findet dann in Düsseldorf ein großes Finale statt. Braun nennt es Badewannenrennen-WM.

"Das Wetter muss passen", sagte Braun, "dann haben wir hier Karnevalsstimmung wie in Rio". Das Wetter passte in Germering am Pfingstsamstag überhaupt nicht. Der 49-jährige gebürtige Schwabe machte trotzdem kein trauriges Gesicht. Ganz im Gegenteil: Er sieht sich auch an so einem Tag als "Rampensau". Mit Wasser und Bädern kennt sich Braun gut aus. Seit 14 Jahren organisiert er "Events", wie er sagt. "Wir machen Familienanimation in Bädern mit Wasserspielgeräten", erzählt er. "Das läuft ungefähr so wie in einem Robinson-Club." Sein Rekord steht bei 16 000 Badegästen in Würzburg an einem Tag, die er dort unterhalten hat.

In Germering hat Braun nicht nur seine vier Badewannen in Rennausführung dabei. Auch eine sechs Meter lange "Wackelbrücke" aus Kunststoffinseln hat er auf dem Wasser aufbereitet. Auf der letzten Insel liegt ein Fußball, der von dort in ein Tor im Wasser geschossen werden muss. Braun nennt es auch in Germering die erste Stadtmeisterschaft im Elfmeterschießen auf dem Wasser. "Erwachsene haben hier keine Chance, da gewinnen immer die Kinder", sagte Braun leise voraus. Vater Simm und die "Klinger-Girls", Mutter und Tochter, erwiesen sich als viel zu schwer für die Inseln und stürzten spätestens nach der dritten ins Wasser. Braun: "Das ist immer eine Riesengaudi fürs Publikum. Wären im Germeringer Freibad nicht nur zwei Zuschauer gewesen, wäre das schallende Gelächter der Besucher sicherlich bis zum 500 Meter entfernten Golfplatz zu hören gewesen. Wie von Braun prophezeit, kam es auch. Der kaum 30 Kilo schwere David rannte leichten Fußes über die Inseln, erreichte den Ball, traf ihn aber nicht richtig, so dass er nicht ins Tor flog. Das machte aber nichts, David bekam als Medaille für den ersten Platz eine kleine gelbe Ente umgehängt. "Jetzt kommt noch die Champagner-Dusche wie bei der Formel 1", kündigte Braun an, holte den versteckten Eimer Wasser hervor und bespritzte alle drei Erstplatzierten nacheinander.

Braun zieht mit einer Crew von vier Personen mit Wohnmobil und Anhänger durch die Lande. In diesem Jahr ist er auch in Österreich, der Schweiz und in Italien unterwegs. Nach Germering ging es 650 Kilometer weiter nach Wolfsburg, wo gleich am nächsten Tag das dortige Freibad bespielt und bespaßt wurde. Die Bäderbetreiber buchen und bezahlen ihn. Mittlerweile ist das fast ein Selbstläufer für Braun. Für die Frei- und Hallenbäder, wo Braun auftritt, ist es eine prima Werbung und an einem heißen Tag ein erstklassiges Geschäft. Zumal Braun, seit er die Badewannenrennen erfunden hat, immer eine Medienschar im Schlepptau hat. "SAT 1 hat auch schon wieder angerufen", erzählte er in Germering stolz. Dorthin wird er noch in diesem Jahr zurückkommen. "Am 28. Juli bringe ich mein eigenes Wetter mit, das sind 40 Grad", versprach Braun. Dann werde es auch eine große "School-Out-Party" geben.

© SZ vom 26.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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