Veranstaltungsforum:Nicht durch diese Türe

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Bei der Redlounge-Party in Fürstenfeld werden drei Syrer abgewiesen. Sicherheitsdienste belasten sich gegenseitig

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Samstagnacht im Veranstaltungsforum Fürstenfeld: Ein Türsteher verweigert drei jungen Männern syrischer Herkunft den Zutritt zur Redlounge, einer beliebten Party. Alle Gäste vor und hinter den Dreien werden nach Aussage einer Freundin der Syrer hineingelassen. Hat sich der Türsteher von ausländerfeindlichen Motiven leiten lassen? Für die Freundin hat sich dieser Eindruck bereits bestätigt. Seitens der Akteure - den Veranstaltern von der Eventagentur Anima Events GmbH und den Mitarbeitern des PSD-Security-Service - schiebt man sich gegenseitig die Verantwortung zu. Der Vermieter der Räumlichkeiten und Leiter des Veranstaltungsforums, Norbert Leinweber, wiederum hat mit beiden noch nie schlechte Erfahrungen gemacht. Solche Vorfälle will er aber auf dem Klosterareal auch nicht dulden, sollte die Ablehnung tatsächlich einen rassistischen Hintergrund gehabt haben.

Die Redlounge-Partys gibt es seit 13 Jahren. Sie finden alle paar Monate in der Tenne im Veranstaltungsforum statt. Organisatoren sind Klaus Hörhager und Johann Schmölz; neben Anima Events betreiben sie auch den Club Buck Rogers in der Hasenheide. Am Samstag war wieder einmal Zeit für die Party in der Tenne. Auch eine 20-Jährige, die ihren Namen in diesem Zusammenhang nicht in der Zeitung lesen möchte, wollte mit ihren Freunden gegen Mitternacht hinein. Es sei schon recht voll gewesen, dennoch habe man alle Gäste vor ihnen in die Tenne gelassen. Bei ihrer siebenköpfigen Gruppe dann die Enttäuschung: alle ließen die Sicherheitsleute hinein, bloß nicht die Drei mit den syrischen Wurzeln, deren Herkunft angesichts der routinemäßigen Ausweiskontrolle sofort klar war. Nach einem Grund fragte die 20-Jährige die Männer an der Tür vergeblich. Erst habe man gar nichts gesagt, schließlich "Anweisung von oben". Wie die junge Frau berichtet, wurden die Gäste hinter ihnen auch hineingelassen, sie selbst hätte auch reingedurft. Unpassende Kleidung, Alkoholisierung oder Drogenmissbrauch schließt sie als Ablehnungsgründe ebenso aus wie zu viele Männer oder Frauen drinnen. "Meiner Meinung nach war das von diesen Herren Rassismus in Reinform."

Auf eine Nachfrage beim Veranstalter von Anima Events reagiert Klaus Hörhager mit einem entnervten Stöhnen. "Und über die anderen 97 Gäste, die nicht reingekommen sind, über die wird nichts geschrieben", sagt er. Er selbst sei nicht in der Tenne gewesen, aber sicher sei keiner seiner Leute fremdenfeindlich. Hörhager zählt die üblichen Ablehnungsgründe auf: Überfüllung und so weiter. Da das laut der Zeugin aber ausgeschlossen werden kann, verweist er schließlich auf den Sicherheitsdienst: Der stehe an der Tür und werde vom Vermieter bestimmt.

"Das würde mich überraschen, da wir ja selbst einige Flüchtlingsunterkünfte betreuen", erklärt Eckart Lutzeier, Chef des PSD-Security-Service. Bei 150 festen Mitarbeitern könne er so einen Vorfall aber auch nicht ausschließen. Allerdings ist ihm bewusst, dass seine Branche oft mit Rassismus in Verbindung gebracht wird. Deshalb wirkt er dem entgegen. "Wir haben in unserer Truppe selbst einen Syrer, wir haben Türken." Im Übrigen seien auf den Redlounge-Partys "vom Veranstalter selbst zwei eigene Türsteher dabei, die unseren Leuten auch Weisungen erteilen dürfen". Sind also die Redlounge-Mitarbeiter verantwortlich? Eine erneute Anfrage bei Anima Events wird schroff abgewiesen. Davor heißt es noch, ein farbiger PSD-Mitarbeiter habe die Syrer abgewiesen.

Ja, ein Farbiger habe am Samstag in der Tenne gearbeitet, sagt Eckart Lutzeier. Und verspricht, über sein Büro sofort eine Verbindung zu diesem herstellen zu lassen. Bis Redaktionsschluss sechs Stunden später ist jedoch nichts passiert. Dafür verabschiedet sich Lutzeier mit den Worten: "Meiner Meinung nach reden die sich jetzt ganz schön raus von Anima Events."

Leinweber vermietet als Leiter des Veranstaltungsforums die Räumlichkeiten an Anima Events und arbeitet mit der Firmengruppe Lutzeier beim Sicherheitsdienst und auch beim Facility-Management eng zusammen. Er hat noch mit keinem von beiden schlechte Erfahrungen gemacht und würde sich wundern, wenn der Vorfall tatsächlich fremdenfeindlich motiviert gewesen wäre. Dennoch will er der Sache nun noch einmal nachgehen, gegebenenfalls mit den Verantwortlichen sprechen. "So etwas darf natürlich nicht vorkommen."

© SZ vom 04.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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