Umstrittener Postenschacher:Spiel über Bande

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Die Wanderers Germering haben zwar eine Mannschaft in der Bayernliga, aber im Verein wird nicht nur Eishockey gespielt. (Foto: Günther Reger)

Der Eissportverein Wanderers Germering kommt auf Umwegen zu einer neuen Vereinsführung

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Die Wanderers Germering sind keine Wanderer, sie sind ein Eissportverein. Mit der Dominanz des Eishockeysports wurde in diesem Verein jedoch nie hinter dem Berg gehalten. Das Herrenteam spielt in der Bayernliga und im Nachwuchs hat der Club alle Jahrgänge besetzt und durchaus erfolgreich. Doch die Eiskunstläuferinnen fühlten sich im Club schon immer benachteiligt. Sie mussten häufig auf die schlechteren Trainingszeiten im Polariom, der Germeringer Eishalle, ausweichen. Um überhaupt üben zu können, müssen sie sich seit vielen Jahren sogar sonntags sehr früh aus dem Bett quälen, damit sie um 7.30 Uhr auf dem Eis Pirouetten drehen können. Bei der Mitgliederversammlung im Juli, als ein neuer Vereinsvorstand gewählt werden sollte, intervenierte Eislauf-Abteilungsleiterin Silke Overath und die Vorstandswahl platzte.

Ohne neuen Vorstand drohte dem 400-Mitglieder-Verein die Auflösung. Der alte Vorstand um Uwe Haulitschek, 57, musste im Amt bleiben, die missliche Lage sondieren und eine neue Versammlung anberaumen. Dabei hatte der nach zehn Jahren Vorstandstätigkeit amtsmüde Haulitschek lange nach Kandidaten für die neue Vereinsführung suchen müssen.

"48 Stunden vor der Versammlung liefen die Telefone heiß", erzählt er rückblickend. Erst einen Tag vor dem Termin stand das neue Vorstandsteam. Der 39-jährige Jürgen Geiger, einen Logistikunternehmer aus Puchheim, sollte der neue Vereinschef werden. Mit Geiger kandidierten Markus Degenhardt für den Posten des Zweiten Vorsitzenden, Patrick Holzhammer für den Dritten Vorsitzenden, Silvia Sohr für die Finanzen und Florian Hutterer für die Öffentlichkeitsarbeit im Vorstand.

Diese kurzfristige und schlecht kommunizierte Zusammensetzung des Vorstandes gefiel Silke Overath ganz und gar nicht. Schließlich bringen die Eiskunstläufer auch 90 Mitglieder ein. Sie schlug den bisherigen Dritten Vorsitzenden Andreas Fallwickl erneut für dieses Amt vor. Geiger wurde dann von den 50 anwesenden Mitgliedern noch mit großer Mehrheit gewählt. Degenhardt, bisher für Öffentlichkeitsarbeit zuständig, konnte sich nach einem 23:23-Patt erst im zweiten Wahlgang mit 26:23-Stimmen durchsetzen. Die Wahl zum Dritten Vorsitzenden gewann dann eher überraschend hoch mit 29:19-Stimmen Fallwickl gegen Holzhammer, den Kandidaten der neuen Vereinsführung. Daraufhin erklärte Degenhardt, dass er seine Wahl nicht annehme, weil er ohne Holzhammer im Vorstand nicht arbeiten wolle. Dann wurde es turbulent. Overath warf ihren Hut für den Stellvertreterposten in den Ring. Zu einer Wahl kam es nicht jedoch nicht mehr, weil in einer Sitzungspause hinter den Kulissen diskutiert wurde. Anschließend wurde die Wahl abgebrochen und vom Wahlleiter Christoph Borst verkündet, dass der bisherige Vorstand kommissarisch im Amt bleibe.

Nach einer Krisensitzung gab Haulitschek jetzt Entwarnung. Der amtierende Vorstand hatte sich mit allen Beteiligten getroffen. Der Intervention Overaths wurde Rechnung getragen. "Der neue Vorstand soll den gesamten Verein im Blick haben", versprach Haulitschek. Overaths Kandidat Fallwickl soll jetzt sogar zweiter Vorsitzender werden, Holzhammer kandidiert wie gehabt als dritter Vorsitzender. Degenhardt bleibt in seinem bisherigen Amt als Mitarbeiter für Öffentlichkeitsarbeit dem Vorstand weiterhin erhalten. Auch der Vereinschef in spe, Jürgen Geiger, wird bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 8. September ebenfalls wieder antreten.

Haulitschek wünscht sich, dass dann der neue Vorsitzende Geiger eine "Zukunftsvision Wanderers 2000" entwirft und sich die finanzielle Basis für die Eishockey-Bayernligamannschaft verbessert. Die Wanderers müssen mit 125 000 Euro pro Jahr auskommen, normal wären in dieser Liga mehr als 400 000 Euro. Schon 25 000 Euro mehr würde die Lage verbessern.

© SZ vom 29.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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