Überraschung im Brucker Altenheim:Ein Teddy für Frau Lacher

Lesezeit: 2 min

Sechs Seniorinnen des Brucker Pflegeheims Theresianum nähen ein Weihnachtsgeschenk. Über das Plüschtier darf sich eine bettlägerige Mitbewohnerin freuen.

Von Stefan Salger

Fünf Wochen für einen Teddy. Das ist viel Zeit. Aber wenn die Hände und die Augen nicht mehr so recht wollen, dann ist es egal, wie lange es dauert, so ein Plüschtier herzustellen. Schließlich ist alles Handarbeit, die Einzelteile müssen genäht, aufgefüttert und zusammengefügt werden. Entscheidend ist, dass es irgendwann einmal fertig ist. Und dass man mit so einem Weihnachtsgeschenk große Freude bereiten kann.

´Der ist für Sie`: Die Seniorinnen überreichen der bettlägerigen Mitbewohnerin einen Teddy als Weihnachtsgeschenk. (Foto: Günther Reger)

An diesem Vormittag ist es so weit: Sechs Frauen , alle zwischen 85 und 95, machen sich auf den Weg. Mit Rollstühlen und Rollatoren geht es den Flur entlang und einmal rechts um die Ecke. Karin Jansen, Betreuerin im Theresianum-Pflegeheim, macht die Vorhut. Sie verschwindet kurz im Zimmer von Maria Lieselotte Lacher und winkt dann den Rest der kleinen Expeditionstruppe herein.

Maria Lieselotte Lacher kann ihr Bett nicht mehr verlassen. Ihre Betreuerinnen sind zu dem Schluss gekommen, dass man der 85-Jährigen mit einem Kuscheltier, das sie in den Arm nehmen kann und das vielleicht sogar so etwas bietet wie ein klein bisschen Halt, eine große Freude machen könnte.

Und so wurde die Idee mit dem Teddybären geboren, den Gerda Zenkert nun feierlich überreichen wird. Seit fünf Wochen ist klar, an wen die Handarbeitsgruppe, die einmal die Woche für mehr als eine Stunde gemeinsam gebastelt hat, den kleinen Teddy überreichen will. Aber bislang kannten sich die Frauen nicht, von Lacher und ihrem nicht eben leichten Los haben sie nur gehört. Und so wird es eine erste, vorsichtige Annäherung.

Die 94-Jährige hält Maria Lieselotte Lacher den Teddy hin. Damit haben sich die Bedenken der Betreuer, die zierliche Frau könne sich möglicherweise nicht von dem lieb gewonnenen Plüschtier trennen wollen, als unbegründet erwiesen. "Für Sie", sagt Zenkert und legt das Plüschtier aufs Kopfkissen.

Maria Lieselotte Lacher ist noch etwas verunsichert wegen der vielen Menschen, die sich in ihrem Zimmer drängen. Aber ihre Augen leuchten. Das Geschenk ist angekommen bei der Frau, die sich selbst früher künstlerisch betätigt hat - sie nähte, strickte, malte und fertigte Holzskulpturen oder Bleiverglasungen an, so lange es die Hände eben zuließen.

Das Geschenk soll ihr nach den Worten von Karin Jansen vermitteln: "Wir denken an dich, du gehörst zu uns und bist nicht allein." Gerade in der Zeit vor Weihnachten ist es für die Heimbewohner nicht immer einfach, dann denken sie schon mal zurück an die eigene Kindheit oder an die Familie und werden sentimental.

Es wird noch eine Geschichte vorgelesen, dann machen sich die Gäste langsam wieder auf den "Heimweg". Der wird genutzt, um gleich noch über die nächsten Pläne nachzudenken. Ein gemeinsam angefertigter Osterhase würde doch ganz gut passen, findet Edith Lippert. In jedem Fall will sie, ebenso wie Henriette Aneder, Anna Sabaka, Gerda Zenkert, Katharina Niggl und Ilse Meier, wieder Betreuerin Karin Jansen für das neue Projekt gewinnen.

Schließlich ist die Betreuerin eine echte Expertin - als Mitglied des Brucker Teddy-Clubs, der sich jeden Donnerstag in der Hasenheide trifft. Jansen hat an die 50 Teddybären angefertigt und dürfte auch mit einem Osterhasen zurechtkommen. Vor allem aber freut sie sich, wenn die Senioren mitziehen. Denn sie gehört einem Team geschulter Mitarbeiter an, die mit speziellen Angeboten die Bewohner dazu motivieren sollen, in Gruppen aktiv zusammenzuarbeiten, um so möglichst lange geistig und körperlich aktiv zu bleiben.

© SZ vom 23.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: