Theaterabend am Viscardi-Gymnasium:Ein Abend voller Verwechslungen

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Wer ist hier wer und warum trägt der Hausmeister ein Weihnachtsmannkostüm? Fragen, die während des Abends auftauchen und zumindest für die Zuschauer auch beantwortet werden. (Foto: Günther Reger)

Die Inszenierung von "Ladysitter" überzeugt auf ganzer Linie. Während die Zuschauer das Geschehen überblicken können, verlieren die Charaktere jeglichen Überblick

Von Julia Kiemer, Fürstenfeldbruck

Maximilian sitzt im Wohnzimmer seiner Junggesellenbude. Im Radio läuft "Uptown Funk". Er telefoniert: "Man, es ist echt nervig, ständig tröpfelt es raus. Kaum legt man sich hin, da läuft's schon wieder. Ich hab da drüber schon so ein Vater-Sohn-Gespräch gehabt, aber so geht's nicht weiter. Da muss man doch was machen können." Als Zuschauer möchte man meinen, er rede über seine Inkontinenz. Dann aber beendet er sein Telefonat mit den Worten: "Na gut, dann kommst' halt heute im Laufe des Tages vorbei und reparierst den Wasserhahn". Schon in der ersten Szene der Komödie "Ladysitter" zeigen sich also die Verwechslungspotenziale, die sich im Laufe der Aufführung zu einem waschechten Chaos entwickeln. Das Stück von Bernd Spehling wurde am Montagabend von den Schülern des Wahlkurses "Dramaturgisches Gestalten" des Viscardi-Gymnasiums in der Aula der Schule aufgeführt.

Maximilian Bogner, hervorragend gespielt von Julian Bichl, möchte seinen letzen Abend in Freiheit feiern, da er in zwei Tagen seine Verlobte Maja (Joa Ried) heiraten wird. Linda, eine befreundete Friseurin, ist zu Besuch, um ihn für den Abend herzurichten. Die nächsten Verwechslungen treten auf: Linda merkt, dass sie ausversehen statt Haargel Schuhcreme für die Frisur verwendet hat. Das sorgt für erste Lacher im Publikum, spielt Bianca Aßmus Linda doch sehr überzeugend als eine vertuschende Freundin, die den Fehler erst gar nicht auffliegen lassen möchte. Die Unterhaltung der beiden ist von kessen Sprüchen mit hohem Lachfaktor geprägt. Der Noch-Junggeselle erzählt im Gespräch auch, dass sein Opa Archie aus dem Gefängnis frei kommt und hier nächtigt, um sich für das Wiedersehen mit seiner Frau Marie, gespielt von Anna-Lena Wagler, herauszuputzen. Bevor Opa Archie also kommt, gehen noch Betty (Meike Paeslack), die Nachbarin, die heimlich in Maximilian verliebt ist und immer über den Balkon klettert, der Hausmeister Winfried und die "Seniorenbarbie" Charlotte von nebenan bei dem Junggesellen ein und aus.

Nicht nur die Besetzung ist witzig, auch die Umsetzung sorgt für Erheiterung. Neben der weiblich besetzten Hausmeisterrolle, die von Laura Berkensberg gespielt wird, wird die ältere Dame Charlotte von Nebenan von Lino Lander mit viel Witz als französische, aufdringliche und nach Liebesabenteuern suchende ältere Dame verkörpert. Auch ein als Nikolaus verkleideter Hausmeister, der nebenbei Promotionjobs ausübt, garantiert einige Lacher.

Als alle Gäste wieder weg sind, kommt dann Opa Archie, der authentisch mit bayerischem Akzent von Philip Bichl gespielt wird. Der macht seinem Ruf als Ex-Knacki gleich alle Ehre. Weil er ungewöhnlich viel Interesse an der Sparkasse von Gegenüber hat, vergisst er schnell Maximilians Anweisungen: Linda, der Friseurin, solle er keinen Alkohol geben und die aufdringliche Charlotte solle er auf keinen Fall herein lassen. Nun nehmen die Verwechslungen ihren Lauf. Archie lässt Charlotte herein, die er für die Friseurin hält. Auch im Gespräch, das vor Zweideutigkeit nur so strotz und von Julian Bichl und Lino Lander im Dialog hervorragend gespielt wird, schöpft er keinen Verdacht. Dann kommt Betty dazu. Und um die Verwechslungen perfekt zu machen, gesellt sich auch Linda zu den zwei Damen und Archie, der nun glaubt, er habe die lästige Nachbarin am Hals. Weil Linda Alkohol trinkt, veräppelt sie, liebenswürdig rübergebracht von Aßmus, völlig beschwipst aber gekonnt die liebestolle Charlotte. Archie hüpft währenddessen mit der vermeintlichen Friseurin Charlotte in die Badewanne und Betty fliegt zu allem Überdruss vom Balkon. Am Ende erfährt Maximilian, dass Opa Archie einen neuen Banküberfall auf die vorher ins Visier genommen Sparkasse plant und dafür Winfried als Fahrer eingespannt hat.

Viel Wortwitz, zweideutige Dialoge und ein riesiges Verwechslungschaos sorgen an diesem Abend für viele Lacher und Begeisterung im Publikum. Die authentischen Darstellungen der Charaktere tun ihr Übriges zu einer rundum gelungenen und witzigen Inszenierung.

© SZ vom 01.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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