Teststrecke kreuzt Planungen:BMW-Fahrerkademie wird zum Problem

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Der Lärm des Trainingsgeländes auf dem ehemaligem Flugfeld gefährdet Bauwünsche der Kreisstadt für den Fliegerhorst. Es wären nur noch Industriegebiete zulässig.

Von Gerhard Eisenkolb

Auf Maisacher Gebiet liegt die Trainingsstrecke von BMW. Die Lärmwerte haben jedoch Auswirkungen auf die Pläne der Nachbarkommune. Fürstenfeldbruck könnte nur noch Industrie ansiedeln. Die Kreisstadt verfolgt jedoch andere Pläne. (Foto: Johannes Simon)

Der Autolärm des bereits in Betrieb genommenen Trainingszentrums für Fahrsicherheit von BMW auf dem ehemaligen Luftwaffenflugfeld wird für die Stadt Fürstenfeldbruck zum Problem. Im Brucker Rathaus befürchtet man inzwischen, dass wegen der Lärmimmissionen auf dem überwiegenden Teil des rund 200 Hektar großen Bundeswehrgeländes auf städtischer Flur nur noch Industrieflächen ausgewiesen werden können. Damit wären die Planungen der Stadt für die Zeit nach dem Abzug der Bundeswehr Makulatur. Um dies zu verhindern, soll der Ferienausschuss des Stadtrates an diesem Mittwoch die Zustimmung zum Bebauungsplan der Gemeinde Maisach für den ehemaligen Luftwaffen-Flugplatz, der auf Maischer Flur liegt, verweigern.

Billigt der Stadtrat das Maisacher Konzept, so die Befürchtungen der Nachbarkommune, hätte die Stadt keine Handhabe mehr, um gegen die Pläne der Nachbargemeinde vorzugehen. Die Stadt will aber in der Kaserne nach dem endgültigen Abzug der Luftwaffe in fünf Jahren neben einer privaten Fachhochschule auch Gewerbebetriebe ansiedeln und Flächen für den Wohnungsbau ausweisen. Nur für die Ansiedlung von Industriebetreiben ist der Stadt das Gelände zu wertvoll. Sie will sich alle Entwicklungsmöglichkeiten offen halten und strebt eine Kompromisslösung an, die zumindest die Ausweisung von Mischgebieten zulässt. In Mischgebieten ist neben Gewerbebetrieben auch eine Wohnnutzung erlaubt.

Die noch niedrigeren Immissionswerte für reine Wohngebiete strebt die Stadt nicht an. Im Brucker Rathaus hält man es auch nicht für wünschenswert, dass der Schallschutz durch eine hohe Lärmschutzwand ("Berliner Mauer") gewährleistet wird, die die BMW-Driving-Academy-Maisach vom restlichen Kasernengelände abschirmt.

Der Maisacher Bürgermeister Hans Seidl (CSU) hält die Planungen der Stadt mit dem Bebauungsplan seiner Gemeinde für vereinbar. Er beruft sich auf den Lärmgutachter seiner Gemeinde, laut dem das BMW-Fahrtraining mit einem angrenzenden Mischgebiet zu vereinbaren sein soll. Seidl verweist zudem darauf, dass der Lärm der Trainingsstrecke von der Bundeswehr akzeptiert worden sei, für die auch keine anderen Immissionsschutzwerte gelten. Zudem habe die Stadt früher wiederholt dem Maischer Konzept zugestimmt. Noch etwas steht für Seidl nicht zur Disposition: "BMW darf die Werte nicht überschreiten", sagt der Bürgermeister. Im Zweifelsfall müsse mit dem Betreiber der Fahrstrecke verhandelt werden.

Die Stadt wiederum begründet ihre Ablehnung mit eigenen Messungen in diesem Juli. Nach diesen liegt die Lärmbelästigung knapp über dem zulässigen Grenzwert. Da zur fraglichen Zeit das Trainingszentrum nur zum Teil ausgelastet war und eine Erweiterung vorgesehen ist, rechnet der Brucker Oberbürgermeister Sepp Kellerer (CSU) damit, dass der Lärm zu einem ernsthaften Problem werden kann. Dem Bebauungsplan die Zustimmung zu verweigern, bezeichnet der OB deshalb als reine "Vorsichtsmaßnahme, um Schaden von der Stadt abzuwenden".

Der Maisach Bürgermeister wiederum ist überzeugt, dass die Stadt mit einem Veto seinen Bebauungsplan nicht mehr zu stoppen kann. Für diesen Fall schließt man im Brucker Rathaus eine Klage nicht mehr aus. Bereits seit etwa einem Jahr haben die beiden Kommunen Gespräche über das Lärmproblem geführt. Laut Brucker Seite stimmte Stadt in ersten Verfahrenschritten zu, dann habe die Gemeinde Maisach nicht zu zugesagten Korrekturen am Konzept geliefert. Entgegen der Absprache seien die veränderten Immissionsschutzregelungen nicht in den aktuellen Bebauungsplan aufgenommen worden. Auch einer Fristverlängerung bis Ende September stimmte die Nachbargemeinde nicht zu. Da es sich um einen Interessenkonflikt zwischen zwei aneinandergrenzenden Kommunen mit gegenseitigen Abhängigkeiten handelt, beruft sich die Stadt auch auf das im Baugesetzbuch geforderte Gebot der Rücksichtnahme. Seidl erinnert dagegen daran, dass nur mit dem BMW-Trainingszentrum der Stadt die Belastungen durch einen Zivilflugplatz erspart wurden.

© SZ vom 21.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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