Nachgefragt:Wo Ludwig der Bayer den Tod fand

Lesezeit: 3 min

Eine Gedenktafel am Rande Fürstenfeldbrucks markiert den Ort, an dem der Kaiser einer Herzattacke erlegen sein soll.

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

Es sind nur ein paar Gehminuten vom Grünen Zentrum mit Landwirtschaftsschule und Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Fürstenfeldbrucker Stadtteil Puch zu einem Mischwald, der sich an einem Hang entlang zieht. Etwa dort, wo der Weg zwischen den Bäumen verschwindet, soll Kaiser Ludwig der Bayer einst auf der Bärenjagd im Alter von 65 Jahren gestorben sein. Vor 20 Jahren hat die Pucher Dorfgemeinschaft anlässlich des 650. Todestages dort eine Eiche gepflanzt und eine Gedenktafel aufgestellt. Darauf ist zu lesen: "Hier am Kaiseranger verstarb am 11. Oktober 1347 Kaiser Ludwig der Bayer".

Überliefert ist, dass ein Bauer beim Kaiser war, als dieser starb. Dass Ludwig noch ein Stoßgebet an Maria gerichtet haben soll, das sei wohl nicht belegt, sagt Edigna Kellermann. Sie ist Vorsitzende eines Vereins, der das Andenken an eine andere bedeutsame Persönlichkeit, an die selige Edigna, wachhält. Edigna soll laut Überlieferung 1074 auf der Flucht vor einer Zwangsheirat nach Puch gekommen sein und sich um die Bevölkerung, besonders um Kinder, gekümmert haben.

Die hölzerne Gedächtnistafel, die an des Kaisers Tod bei der Eiche erinnert, ist als Regenschutz mit einem Dächlein versehen. Von der Kapelle, die dort einst gestanden haben soll, ist nichts zu erkennen. Am Fuß der Tafel entzünden Pucher Bürger manchmal eine Kerze in einer Laterne. Nebenan, unter der schon kräftig gewachsenen Eiche, lädt eine Bank zum Ausruhen ein. Von dort aus hat man einen schönen Blick hinüber zum Dorf, aus dem die Pfarrkirche herausragt.

"Wir gehen bei schönen Wetter immer wieder mal vom Grünen Zentrum herüber, um eine Pause zu machen", verrät Bettina, eine im Nachbarlandkreis Dachau wohnende Landwirtschaftsschülerin, die ebenso wie ihr Begleiter historisch durchaus beschlagen ist. Die Gegend sei in früheren Jahren begehrtes Jagdgebiet der Wittelsbacher gewesen. Allerdings sei "sehr zweifelhaft", dass es damals in der Region noch Bären gegeben habe. "Geht man nach dem Namen der Siedlung Puch, was angeblich von Buche kommt, die schon im 8. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt wurde, waren damals rundum wohl viele Buchenwälder, in denen sich auch Großwild heimisch fühlte", ergänzt ihr Begleiter. Trotz Umwandlung in eine Kulturlandschaft habe es zu Kaiser Ludwigs Zeiten dort sicher noch ausreichend Jagdgründe gegeben.

SZ-Karte (Foto: SZ-Grafik)

Die beiden Landwirtschaftsschüler wissen auch, dass der Kaiser ein großer Gönner des Klosters Fürstenfeld war und dass Bruck zum Beginn der Herrschaft der Wittelsbacher ein wichtiger Grenzort zum Herrschaftsgebiet der Andechser im Süden und der Staufer im Westen war. Daher habe es in Puch wie auf dem Engelsberg und auf dem Nikolausberg auch eine Burg gegeben.

Das Andenken an den großen Wittelsbacher und Gönner hochzuhalten, war von jeher das Ansinnen des Klosters Fürstenfeld, doch wegen des päpstlichen Kirchenbanns, mit dem der Kaiser belegt wurde, war dies nicht so einfach. Erstmals machte Abt Tezelinus Katzmaier (1779-1796) den Versuch, für den "großen Wohltäter" ein Denkmal am Todesort zu errichten und ließ dafür sogar eine Schneise durch den Wald schlagen, damit der Kurfürst vom Kloster aus hinüberschauen könne. Sein Nachfolger, Abt Gerhard Führer, führte das Vorhaben weiter. 1797 sollte am Kaiseranger das Denkmal aufgestellt werden. Durch die damaligen Kriegszeiten und durch die Klosteraufhebung im Zuge der Säkularisation 1803 kam es nicht mehr dazu. Auf Betreiben des damaligen königlichen Brucker Posthalters Louis Phillip Weiß genehmigte König Max I. Josef im Jahre 1808 die Errichtung der Kaisersäule an der Landstraße. Wegen Geldmangels wurde das Monument aber erst 1812 fertiggestellt.

Das Denkmal ist ein Obelisk aus grauem Ettaler Marmor auf Tuffquadern. Es zeigt ein Relief mit dem gekrönten Haupt des Kaisers und Verzierungen, die Roman Anton Boos schuf. Von dem Bildhauer stammen auch die beiden Monumentalfiguren von Klostergründer Ludwig dem Strengen und dessen Sohn Ludwig dem Bayern in der Fürstenfelder Klosterkirche. Ursprünglich war das Denkmal von einer Parkanlage mit gefasster Quelle umgeben, die der königliche Hofgartenintendant Friedrich Ludwig von Sckell gestaltet hatte. Ob dieses Denkmal weiterhin an dieser Stelle bleibt, ist nicht ganz sicher. Denn in dem Bereich soll ein Kreisverkehr gebaut werden. Es gibt aber auch Pläne, den kleinen Park landschaftlich aufzuwerten.

© SZ vom 15.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: