SZ-Podiumsdiskussion am Dienstagabend:Brucks umstrittenstes Projekt

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Mit einem Bürgerentscheid möchten Gegner einer Bebauung des Viehmarktplatzes das Projekt stoppen. Die Befürworter sehen dagegen die Chance für eine Neugestaltung der Innenstadt.

Stefan Salger

Fast genau ein Jahr, nachdem der Stadtrat die Bebauung des Viehmarktplatzes beschlossen hat, treffen Befürworter und Kritiker des Projekts bei einer SZ-Podiumsdiskussion aufeinander. An diesem Dienstag werden sie versuchen, für ihre Sichtweisen zu werben, bevor am Sonntag der Bürgerentscheid folgt. Brucks Oberbürgermeister Sepp Kellerer (CSU) und Planungsreferentin Gabriele Fröhlich (FW) vertreten von 19.30 Uhr an im Säulensaal des Veranstaltungsforums das Lager der Befürworter, dem auch die SPD-Fraktion zuzurechnen ist. Uwe Strobel, Sprecher der Bürgerinitiative, sowie Klaus Pleil (BBV), im Stadtrat Referent für Stadtmarketing, sprechen für das Lager der Kritiker. Im Anschluss an die Podiumsdiskussion sollen Bürger zu Wort kommen, der Eintritt ist frei.

Unter dem Titel "Bausünde oder Bereicherung der Innenstadt" wird es um die möglichen Auswirkungen durch das geplante Wohn- und Geschäftshaus gehen. Die Befürworter wollen eine Baulücke schließen und verknüpfen damit die Hoffnung auf eine Belebung der Innenstadt sowie auf Impulse für den Einzelhandel. Die Kritiker fürchten Konkurrenz für bestehende Geschäfte und den Wegfall von verfügbaren Parkplätzen. Zudem werfen sie der Stadt vor, ein Filetgrundstück unter Wert aus der Hand zu geben. Nach SZ-Informationen werden für das rund 2800 Quadratmeter große, nicht erschlossene Grundstück rund 1,2 Millionen Euro angesetzt.

Auf dem nördlichen Teil des Platzes, der zwischen der Hauptstraße und dem Einkaufszentrum City-Point liegt, will die schwäbische Activ-Group von Frank Dörflinger auf 1800 Quadratmetern Grundfläche ein vierstöckiges Gebäude errichten. Insgesamt rund zwölf Millionen Euro werden dafür veranschlagt. Den größten Teil des Hauses will der Investor im eigenen Besitz behalten und lediglich vermieten. Dörflinger rechnet mit etwa 18 Monaten Bauzeit.

Ein mit Bauexperten und Stadträten besetztes Gremium hatte sich nach europaweiter Ausschreibung auf den Entwurf von Architekt Florian Beck geeinigt. Dieses sieht ein frei stehendes Gebäude mit einer Fassade aus Muschelkalkstein vor. Über zwei Einkaufsgeschossen, die sich jeweils ein Elektrofachmarkt und eine Textilkette der gehobenen Qualitätskategorie teilen sollen, sind in einem zweiten Obergeschoss und einem Dachgeschoss 20 Wohnungen geplant - von eineinhalb bis zu vier Zimmern.

Der Entwurf sieht ein umlaufendes Walmdach aus Zink mit einer Traufhöhe von etwas mehr als zehn Metern vor, von dem eine teils begrünte und mit Spielgeräten ausgestattete Dachterrasse hufeisenförmig umschlossen wird. Durch ein 120 Quadratmeter großes Café im Erdgeschoss soll Laufkundschaft angezogen werden. Entlang der Ludwigstraße sind im Erdgeschoss Arkaden geplant, im Gebäude soll zudem eine öffentliche Toilette die bestehende Anlage im Norden des Viehmarktplatzes ersetzen.

Um eine teure doppelgeschossige Ausführung zu vermeiden, müsste sich die erforderliche Tiefgarage nicht nur unter den nördlichen, sondern auch unter den südlichen Teil des Viehmarktplatzes erstrecken. Insgesamt 176 Stellplätze sollen hier untergebracht werden - zurzeit gibt es 150 oberirdische Parkplätze auf dem Viehmarktplatz. 117 Stellplätze sind vorrangig für Kunden vorgesehen, weitere 35 für die künftigen Besitzer oder Mieter der Wohnungen. Die verbleibenden 24 Stellplätze sollen in den Besitz der Stadt übergehen und öffentlich zugänglich sein. Die Zu- und Abfahrt zur Tiefgarage erfolgt den Plänen zufolge über die Pucher Straße.

Die Stadt würde das Grundstück also abgeben und im Gegenzug den südlichen Teil der Tiefgarage erhalten. Zudem würde sich der Bauherr an der Gestaltung des südlichen Viehmarktplatzes beteiligen. Auf der Fläche sollen weiterhin Veranstaltungen wie Grüner Markt und Christkindlmarkt stattfinden. Den erforderlichen Restbetrag für die Platzgestaltung nebst einem Brunnen will die Stadt mit Hilfe der Städtebauförderung und Mitteln der Stellplatzablöse aufbringen.

Die Gegner des Projekts wollen nicht am Status Quo des Viehmarktplatzes als oberirdischer Parkplatz festhalten. Konkrete Alternativen benennen sie nicht, diese sollten bei einem städtebaulichen Wettbewerb ausgearbeitet werden.

© SZ vom 20.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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