SZ-Leser haben abgestimmt:Busfahrer aus Leidenschaft

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Im Alter von 19 Jahren kam der gebürtige Bosnier Hodzic Zekerijah nach Deutschland. Schon als kleiner Junge war Busfahrer sein Traumjob. (Foto: Günther Reger)

Hodzic Zekerijah aus Olching ist zum beliebtesten Chauffeur im Landkreis gewählt worden. Der 45-Jährige begrüßt und verabschiedet seine Fahrgäste oft persönlich und mit einem freundlichen Lächeln

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

"Seit Juli 2012", antwortet Hodzic Zekerijah ohne lange zu überlegen und mit einem zufriedenen Lächeln auf die Frage, seit wann er auf der Linie 843 zwischen den S-Bahnhöfen Fürstenfeldbruck und Olching einen der Busse fährt. Der 45-jährige Olchinger weiß das deshalb so genau, weil es für ihn die erste Buslinie in seinem Leben war. Und "weil das mein Traumberuf ist", grinst er. Seit viereinhalb Jahren also hat der gebürtige Bosnier die Lizenz, Leute zu befördern. Dass ihm der Job so viel Spaß und Freude macht, geht freilich auch an den Fahrgästen nicht unbemerkt vorüber. Und so verwundert es nicht, dass er bei der diesjährigen MVV-Aktion "Busfahrer des Jahres" zum beliebtesten Chauffeur im Landkreis Fürstenfeldbruck gewählt worden ist.

Stets freundlich, vor allem zu Kindern und älteren Menschen - das ist in etwa der Tenor der Fahrgäste und SZ-Leser, die sich an der Aktion beteiligt und Zekerijah zu ihrem Busfahrer des Jahres gewählt haben. Das macht neugierig und Lust auf eine Busfahrt mit der Linie 843. Ist der Olchinger tatsächlich so freundlich und immer gut gelaunt? Selbst wenn er den Bus voller lärmender Schüler hat?

Die Fahrt beginnt mittags an der Bushaltestelle am Marktplatz in Fürstenfeldbruck. Eine Handvoll Schüler tollt ausgelassen zwischen anderen Fahrgästen herum und zwischen älteren Damen, die in der Stadt Einkäufe erledigt haben. Der Bus mit der Nummer 843 des Brucker Busunternehmens Enders kommt zwei Minuten später, als es der Fahrplan verspricht. Später wird man erfahren weshalb: Um diese Zeit herrscht am S-Bahnhof Fürstenfeldbruck Hochbetrieb, der Unterricht an den Schulen ist zu Ende, die Schüler wollen nach Hause. Und Zekerijah muss sein Gefährt zusammen mit sechs weiteren Kollegen und ihren sechs Bussen in kürzester Zeit von dem dann etwas beengten Bahnhof Richtung Innenstadt steuern.

Trotz der angespannten Situation begrüßt Hodzic Zekerijah - den seine Fahrgäste auch Brazzo nennen dürfen, weil der richtige Name für viele Deutsche unaussprechlich ist, die Einsteigenden mit einem Lächeln. Der Bus setzt sich in Bewegung auf der belebten Hauptstraße. Konzentriert beobachtet Zekerijah den Verkehr. An den nächsten Haltestellen steigen nur Leute aus. Der Olchinger verabschiedet die meisten, je nach Alter und Aussehen, mit "Auf Wiedersehen" oder "Tschau". Selbst wenn sie an der hinteren Tür aussteigen ruft er mitunter noch ein "Wiederschaun" hinterher.

An der Haltestelle "Kriegerdenkmal" steht eine Seniorin mit ihrem Rollator. Der Bus hält, die Frau entscheidet sich für die hintere Tür. Zekerijah blickt in den Spiegel über sich, so hat er den hinteren Eingangsbereich im Auge. Geduldig lässt er die Dame einsteigen, dann ruft er "Grüß Gott" und setzt seine Fahrt fort. Als die Frau im Ortszentrum Olching wieder aussteigt, wiederholt sich das Spiel mit der hinteren Türe und dem geduldigen Blick in den Spiegel. "Auf Wiederschaun, noch einen schönen Tag", ruft er ihr schließlich hinterher. Nun naht das Ziel. Als am S-Bahnhof Olching alle aussteigen, ruft ihnen Zekerijah noch ein "Wiederschaun und einen schönen Tag" hinterher.

Für Hodzic Zekerijah, der mit 19 nach Deutschland gekommen ist, ist es einfach völlig normal, seine gute Laune an die Fahrgäste weiterzugeben. "Ich bin einfach so ein Mensch", lächelt er, "Kontakt zu Menschen, das macht mir einfach Spaß." Das habe ihm auch früher an seiner Arbeit im Hirschgarten in München gefallen, wo er acht Jahre als Kellner die Gäste bediente. Der Kontakt zu Menschen war auch ein Grund, warum der Vater von zwei Kindern seinen Job als Fahrer einer Firma für Reinigungsbedarf aufgab und sich zum Busfahrer ausbilden ließ. Dem Beruf, den er schon immer ausüben wollte, wie er sich erinnert: "Als kleines Kind habe ich einen Busfahrer als Freund gehabt. Der war wirklich sehr nett" und sei immer sein Vorbild gewesen. Dass er nun zum beliebtesten Busfahrer des Jahres gewählt wurde, zeigt Hodzic Brazzo Zekerijah, dass er seinem Vorbild schon recht nahe gekommen ist. Ihn selbst freut diese Wahl unbeschreiblich.

© SZ vom 05.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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