Streit um Puc-Leiter:Unterschriftenaktion für Kaller

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Besucher der Puchheimer Stadthalle fordern eine Vertragsverlängerung. Kritik an Kränzlein kommt jetzt auch von SPD-Bürgermeisterkandidat Norbert Seidl.

Peter Bierl

Besucher des Puchheimer Kulturzentrums Puc sammeln Unterschriften für den Verbleib von Michael Kaller als Leiter des Hauses. Der Bürgermeister-Kandidat der SPD, Norbert Seidl, ging unterdessen vorsichtig auf Distanz zu seinem Parteifreund Bürgermeister Herbert Kränzlein (SPD), der Kallers Vertrag nicht verlängern will. Kränzlein hätte die Bürgermeisterkandidaten in den Vorgang einbeziehen sollen, sagte Seidl am Mittwoch der SZ. Er sei "eher für Kaller". Die Unterschriftenaktion hat Michael Pöllmann gestartet, Listen liegen in einigen Geschäften aus. Pöllmanns Mitstreiterin Inge Fisch, die wie Pöllmann häufige die Veranstaltungen im Puc besucht, hat am Mittwochvormittag gleich 17 Unterschriften gesammelt. "Kaller macht ein breitgefächertes Super-Programm, das kann nicht sein, dass der abgesägt wird", sagte sie der SZ. Am Donnerstag will sie mit Listen vor dem Kulturzentrum stehen, wenn das Resistenz-Theater Germering auftritt. Dass der Bürgermeister den Zeitvertrag des Kulturamtsleiters nicht verlängern mag, stößt auch bei Kulturschaffenden und Politikern auf Unverständnis. "Der Kulturverein ist sehr interessiert, dass Kaller im Amt bleibt, damit wir die gemeinsamen, erfolgreichen Projekte fortsetzen können", sagte die Vorsitzende Elke Paulus der SZ. Der Leiter des Puchheimer Jugendkammer-Orchesters, Peter Michielsen, nannte Kränzleins Schritt "merkwürdig" und ist überrascht, dass Kallers Vertrag zeitlich befristet ist. "Das Puc läuft sehr gut und das Angebot ist hervorragend", lobte er. Johannes Haslauer, von der Initiative der Freunde der alten Schule, nannte es "sehr befremdlich, einen höchst bewährten Kulturmanager mit sehr formalen Begründungen quasi beiläufig vor die Tür setzen zu wollen". Müsste Kaller gehen, wäre dies ein "herber Rückschlag für das städtische Kulturleben". Waltraud Majewski und Werner Knebel, die den "Freundeskreis Puc" gegründet haben, der Eigenproduktionen wie die Taschenopern finanziell unterstützt, plädieren ebenfalls für einen Verbleib Kallers. "Als er anfing, gab es nichts, er hat alles aufgebaut und diese Aufbauphase ist noch nicht vorbei", sagte Knebel. Kaller sei kreativ und innovativ: "Der läuft nicht in ausgetretenen Bahnen, darum verstehe ich nicht, wieso es heißt, da wäre frischer Wind nötig." Knebel ist ebenfalls irritiert über die Zeitverträge, die frühere Kulturreferentin Heidi Mixl (UBP) findet es pikant, dass gerade ein sozialdemokratischer Bürgermeister so etwas praktiziert. Auch sie lobt Kallers Arbeit und fordert dessen Verbleib. Mixl widersprach der Auffassung, der Puc-Leiter sei eine Art Intendant: "Das ist eine weisungsgebundene Verwaltungstätigkeit." Der dritte Bürgermeister und UBP-Kandidat Wuschig erinnerte daran, dass Kränzlein die vier Kandidaten um seine Nachfolge bei der Auswahl des Wirts der Bürgerstuben einbezogen hat, mit dem Argument, einer von ihnen werde mit dem neuen Pächter zusammenarbeiten müssen. "Bei so einem sensiblen Thema hätte er uns mit einbeziehen sollen, aber das ist nicht seine Art", sagte auch Seidl. Er wies jedoch darauf hin, dass sich Kaller wieder um die Stelle bewerben könne:. "Ein offener Wettbewerb tut dem Kulturbereich gut." Die Bewerbungsfrist ist am 1. April ausgelaufen, angeblich sollen schon Bewerber zur Vorstellung ins Rathaus eingeladen worden sein. Am 23. April debattiert der Stadtrat auf Antrag von Grünen, UBP und Parteifreien über das Thema, dabei wollen die Bürger ihre Unterschriften übergeben. Der Bürgermeister wollte sich am Mittwoch inhaltlich nicht äußern, sondern rügte die SZ-Berichterstattung.

© SZ vom 05.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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