Streit um Puc-Leiter:Eklat im Sitzungssaal

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Puchheimer Bürger sammeln 878 Unterschriften für einen Verbleib von Michael Kaller. Von Bürgermeister Kränzlein werden sie deshalb attackiert.

Peter Bierl

878 Unterschriften für den Verbleib von Michael Kaller als Leiter des Puchheimer Kulturzentrums Puc haben Bürger am Montag im Rathaus dem Bürgermeister übergeben. "Das ist eine Kampagne oder absurdes Theater, ohne die Fakten zu kennen", sagte Herbert Kränzlein (SPD) und wurde ausgebuht. In nichtöffentlicher Sitzung beschloss der Stadtrat, dass das Verfahren zur Neubesetzung weiterläuft und die Stelle befristet bleibt.

Mehr als 40 Bürger trafen sich vor Sitzungsbeginn am Rathaus, um die Listen zu übergeben. "Es ist der Wunsch vieler, dass Kaller seine sehr erfolgreiche Arbeit in unserem Puc fortsetzen kann", sagte Wilfried Seinig, der im Saal als Sprecher fungierte und die Unterschriften eigentlich dem dienstältesten Stadtrat, Reinhold Koch (UBP), geben wollte, der aber an den Bürgermeister verwies.

Kränzlein nahm die Listen entgegen und erklärte, dass nach der Gemeindeordnung Personalangelegenheiten "ausschließlich nichtöffentlich zu behandeln" seien. Vor 14 Jahren sei sich der Gemeinderat einig gewesen, das Kulturmanagement als "eine Vergabe auf Zeit" zu behandeln. Im nichtöffentlichen Teil der Sitzung werde er die Geschichte im Detail vortragen, für Stadträte, "die ein schlechtes Gedächtnis haben". 2008 habe der Gemeinderat mit 20 zu 3 Stimmen "ausdrücklich" gegen eine unbefristete Dauerstellung votiert und sei "dezidiert" auf die Befristung hingewiesen worden. Insofern handele es sich bei der aktuellen Ausschreibung um einen "klaren Vollzug dessen, was der Stadtrat will", betonte der Bürgermeister. Dieser Schritt sei mit der Kulturreferentin und dem Personalausschuss vorher besprochen worden.

Befristete Stellen seien "im ganzen künstlerischen Bereich" weitgehend üblich, sagte Kränzlein. Er verwies auf Vorgänge an den Kammerspielen und am Gärtnerplatztheater in München. Auch der Leiter des Brucker Veranstaltungsforums müsse sich als berufsmäßiger Stadtrat alle fünf Jahre der Wahl stellen, sagte Kränzlein. Kaller fungiert als Kulturamtsleiter und ist kein berufsmäßiger Stadtrat. Seinig äußerte sein Befremden über die Vorwürfe der "Kampagne" und des "absurden Theaters", mit denen der Bürgermeister seine Rede eröffnet hatte.

"Sie dienen dem Bürger und nicht umgekehrt", sagte Seinig, was Kränzlein als "populistisch" kommentierte. Er wiederholte, es handele sich um eine Kampagne mit "Leserbriefen und Beleidigungen". Dies sei ein "bewusster Versuch, den Bürgermeister zu beschädigen". Seinen Angaben zufolge liegen etwa 50 Bewerbungen vor, von denen zehn relevant seien.

Bei der Auswahl würden "viele Gesichtspunkte abgewogen". Eine lebenslängliche Anstellung eines Puc-Leiters wäre auch möglich, das müsse jedoch der Stadtrat entscheiden. Auch viele Unterschriften seien dafür "nicht maßgeblich", erklärte Kränzlein. Auf die Frage Seinigs, wieso Kallers Vertrag dieses Mal nicht verlängert worden sei, erhielten die Bürger keine Antwort.

Im nichtöffentlichen Teil beschloss der Stadtrat mit Mehrheit, die Puc-Leitung auch künftig befristet zu besetzen. Das Auswahlverfahren wird fortgeführt. Die Entscheidung über die Bewerber nach Vorberatung im Personalausschuss treffe das Stadtratsplenum, sagte Kränzlein am Dienstag.

© SZ vom 25.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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