Stichwahl:Fürstenfeldbrucker Wahlkrimi

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Erich Raff von der CSU siegt im Mai bei der Oberbürgermeister-Stichwahl mit hauchdünnem Vorsprung gegen Grünen-Politiker Martin Runge

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Turnusgemäß hätte eigentlich erst 2020 ein neuer Oberbürgermeister in der Kreisstadt gewählt werden müssen. Dem BBV-Kandidaten Klaus Pleil waren nach dem Erdrutschsieg gegen seinen CSU-Mitbewerber Andreas Lohde bei den Kommunalwahlen 2014 aber nicht einmal zwei Amtsjahre vergönnt. 2015 erlitt er im Sommerurlaub einen Herzinfarkt, von dessen Folgen er sich bis heute nicht vollständig erholt hat. Pleils Stellvertreter, Erich Raff von der CSU, übernahm die Amtsleitung. Weil sich die Hoffnung auf eine Rückkehr des Oberbürgermeisters aber nicht erfüllte, wurden für den Mai 2017 Neuwahlen angesetzt. Dabei setzte sich der amtierende Zweite Bürgermeister Erich Raff zunächst durch, gefolgt von dem Gröbenzeller Gemeinde- und Kreisrat Martin Runge (Grüne), der gemeinsam von Grünen und BBV ins Rennen geschickt worden war. Mit nicht einmal 17 Prozent überraschend weit abgeschlagen landete Philipp Heimerl, der bei der Fürstenfeldbrucker SPD als Nachwuchshoffnung gilt.

Die Wahlbeteiligung lag mit etwa 45 Prozent gut drei Prozentpunkte unter jener des Jahres 2014. Mit jeweils um die 3,5 Prozent landeten die weiteren drei Bewerber, Georg Stockinger von den Freien Wählern, Elisabeth Staffler von Leben in Bruck sowie Florian Weber von Die Partei, auf Augenhöhe, aber allesamt abgeschlagen.

Dass der 59 Jahre alte Martin Runge etwa 14 Prozentpunkte hinter dem fünf Jahre älteren Erich Raff gelandet war, wurde von Beobachtern mitnichten als Vorentscheidung gewertet. Eher im Gegenteil, auch die beiden Teilnehmer der folgenden Stichwahl rechneten mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen - denn vor allem den SPD-Wählern wurde eine größere Affinität zum Lager von BBV und Grünen und damit zu Martin Runge nachgesagt.

Die CSU versuchte im Wahlkampf, die Herkunft des "auswärtigen Gröbenzellers" herauszustreichen. Raff geriet vor allem wegen des Verschickens eines an alle über 65-jährigen Brucker persönlich adressierte Briefs in die Schusslinie. In diesem hieß es: "Mit Ihrer Stimme habe ich es ins Endspiel um den Titel des Oberbürgermeisters geschafft, das jetzt Fürstenfeldbruck gegen Gröbenzell heißt." Die beiden Kontrahenten verzichteten aber weitgehend auf persönliche Attacken und versuchten, durch Inhalte zu überzeugen - wohl auch deshalb, weil sie im Falle eines Wahlsiegs von Runge als OB und Stellvertreter eng hätten zusammenarbeiten müssen. Bei der Stichwahl zwei Wochen nach dem ersten Durchgang setzte sich in einem echten Krimi dann aber der pensionierte Polizeihauptkommissar Erich Raff mit denkbar knappem Vorsprung durch. 52 Prozent der Brucker gaben ihm ihre Stimme, 48 Prozent entfielen auf Martin Runge, der im September für Margarete Bause in die Grünen-Fraktion des Landtags nachrückte. Die Wahlbeteiligung lag bei 41,24 Prozent und damit um gut drei Prozentpunkte unter jener des ersten Durchgangs.

Bereits kurz vor dem Ende der Auszählung gratulierte Martin Runge Erich Raff bei der Wahlparty im Rathaus, nachdem er nach Auszählung der ersten beiden der 24 Wahllokale noch in Führung gelegen hatte. BBV und Grüne würdigten das Ergebnis des Gröbenzeller Politikers als Achtungserfolg.

© SZ vom 27.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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