Sportwetten:Alles auf Sieg

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Im Landkreis Fürstenfeldbruck haben zwei private Wettbüros eröffnet-die Rechtslage ist jedoch verworren

Stefan Salger

Sie glauben an ein kalkulierbares Risiko und setzen alles auf Sieg: In Puchheim und in Fürstenfeldbruck haben in den vergangenen Wochen zwei private Wettbüros eröffnet. Sie pochen auf ein Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs, das ein Verbot solcher Einrichtungen für nicht zulässig erklärt. Das Landratsamt als zuständige Aufsichtsbehörde aber orientiert sich am gültigen Glücksspiel-Staatsvertrag von 2008, der dem Staat ein Monopol einräumt, und notfalls mit der Zwangsschließung droht.

Die Lage ist verworren. Und sie wird auch dadurch nicht klarer, dass sich die Ministerpräsidenten vor einigen Tagen in Magdeburg darauf verständigt haben, die Türe für private Sportwetten etwas zu öffnen. Das Lottomonopol soll bleiben, aber von 2012 an sollen zunächst versuchsweise für fünf Jahre Lizenzen an sieben große Anbieter vergeben werden-gegen Zahlung hoher Konzessionsabgaben.

Eine Sprecherin des Landratsamts Fürstenfeldbruck bestätigt auf Nachfrage der SZ, dass bis 2012 der alte Glücksspiel-Staatsvertrag von 2008 gilt. Private Wettbüros seien also bis dahin verboten. Ob die Büros von Stanleybet in der Schöngeisinger Straße in Fürstenfeldbruck und Sjbet 24 an der Lochhauser Straße in Puchheim nun geschlossen werden, bleibt aber offen. Zuständige Genehmigungsbehörde für Bayern ist die Regierung der Oberpfalz. Die aber dürfte kaum eine Lizenz erteilt haben. Die Landkreisbehörde kündigte an, "mit Augenmaß kontrollieren" zu wollen. Fehlt die Genehmigung, dann könnte nach einer Anhörung durchaus die Schließung angeordnet werden. Betreiber und Kunden müssten sich unter Umständen sogar wegen illegalen Glücksspiels-immerhin ein Straftatbestand-verantworten.

Der Betreiber des Wettbüros in Fürstenfeldbruck will sich zu all dem nicht äußern. Damir Gacic, sein Puchheimer Kollege, sieht dagegen keinen Grund zum Mauern. Er pocht auf den Eilbeschluss des Gerichts von Ende März. Darin wird das kommerzielle Anbieten privater Sportwetten mit Blick auf EU-weite Regelungen in der Tat für zulässig erklärt. Ein Verbot wäre "eine unverhältnismäßige Beschränkung der europarechtlichen Dienstleistungs- und Niederlassungsfreiheit". Allerdings könnten Anbieter privater Sportwetten auch künftig nicht ohne behördliche Erlaubnis tätig werden, heißt es weiter. Und über eine solche Erlaubnis verfügen die Wettbüros offenbar noch nicht. Gacic räumt offen ein, dass das Gewerbeamt den Betrieb eines Wettbüros abgelehnt hat.

Gleichwohl hofft Gacic, bei dem Kunden seit zwei Monaten Wetten auf zahlreiche Ballsportarten abschließen oder sich einfach nur ein Champions-League-Spiel ansehen können, auf einen Konsens mit den Behörden. "Verbote führen doch nur dazu, dass die Leute auf den riesigen Schwarzmarkt ausweichen, ins Internet oder ins Ausland." Der staatliche Monopolist Oddset sei wegen seiner niedrigen Gewinnquoten für viele Kunden einfach keine Alternative.

© SZ vom 09.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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