Spiel für guten Zweck :Wenn der Würfel das Kriegsglück mitbestimmt

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Feldherren am Tisch: Tabletop-Spieler Florian Trautner (links) und Patrick Bücherl versuchen, ihre Figuren in bessere Position zu bringen. (Foto: Günther Reger)

Beim Spielnachmittag des Brucker Vereins "Feldfürsten" werden mit Miniatursoldaten ganze Schlachten geschlagen

Von Moritz Glas, Fürstenfeldbruck

Der Krieg tobt. Immer wieder hört man Befehle wie "Vorrücke!" "Beschuss!" oder "Deckung!". Die Landschaft ist gezeichnet durch Ruinen und Rauch. Die beiden Kontrahenten des Tabletop-Vereins "Feldfürsten" stehen sich gegenüber, zwischen ihnen liegt das Schlachtfeld, aufgebaut auf einem Tisch. Bestückt mit Gebäuden, Containern, simulierten Rauchgranaten und vor allem natürlich verschiedenen Soldatentypen. Die beiden spielen "Infinity", eine sehr taktische und strategiebasierte Tabletop-Variante. Das Spiel beginnt, indem beide Kontrahenten die gleiche Anzahl von Figuren, die sogenannten "Miniaturen", auf ihrer Seite aufstellen. Für jeden Spielzug hat man eine bestimmte Anzahl von "Befehlen". Damit können die Spieler ihre Soldaten in günstigere Positionen befördern oder den Feind unter Beschuss nehmen. Darüber, wie weit sie sich bewegen dürfen oder wie gut sie treffen, entscheiden dann die Würfel. Sind alle Befehle aufgebraucht, ist der andere Spieler an der Reihe. Das Spiel endet, sobald eine Armee das Missionsziel erreicht hat. Das kann immer anders aussehen. Vom Einnehmen taktisch wichtiger Gebäude bis hin zu Geiselrettung oder einfach nur dem Besiegen aller gegnerischen Truppen ist alles dabei. Eine Runde kann bis zu zweieinhalb Stunden dauern.

Insgesamt werden etwa zehn verschiedene Tabletop-Systeme bei dem Fürstenfeldbrucker Verein gespielt. Jedes mit seinen eigenen Regeln und in einem eigenen Setting. Vom Mittelalter über Wildwestszenarien bis hin zu Science-Fiction Schlachten ist alles dabei. Das liebste Spiel ist ihnen aber "Infinity". Die Besonderheit: Jede Einheit ist mit Spezialfähigkeiten und Waffen ausgestattet. Darum ist das System weit weniger vom Würfelglück abhängig als andere Spiele. "Natürlich kommt es immer wieder mal durch pures Würfelglück zu spielentscheidenden Ereignissen, man kann aber vieles durch Strategie und taktische Überlegenheit wett machen, indem man etwa die Stärken und Schwächen jeder gegnerischen Einheit perfekt ausnutzt. Der Glücksfaktor wird so extrem runtergeschraubt", sagt Patrick Bücherl, der Vorstandsvorsitzende.

Individuell gestaltete Spielfelder, Miniaturen und Missionsziele machen jeder Runde zu einer neuen Herausforderung für die Kontrahenten. So wird es nie langweilig. Tabletop ist ein Hobby für sich. Man könnte fast sagen, es ist eine Kombination aus Brettspiel und Modellbau. Die Spieler bemalen und gestalten die Figuren nämlich selbst. Ein Mitglied des Vereins erzählt: "Wenn ich mir Mühe gebe und mit vollem Aufwand bemale, brauche ich für eine Miniatur etwa 20 Arbeitsstunden." Man kann sich also leicht ausrechnen, wie lange das Bemalen einer 20 Mann starken Armee dauert. Die Figuren sind teilweise richtige kleine Meisterwerke, die bis ins kleinste Detail modelliert und bepinselt wurden. Mit ein bisschen Glück gewinnt man mit seinen kleinen Kunstwerken ja beim nächsten Bemalwettbewerb, den die Feldfürsten immer wieder veranstalten.

Der Verein bot am vergangenen Samstag einen freien Spieletag an. Anwesend waren vor allem Mitglieder des Vereins aber auch Neueinsteigern war es möglich, ein kleines "Schnupperspiel" zu bestreiten. Für eine Gebühr von 50 Cent konnte man neu würfeln, um der eigenen Armee einen besseren Vorteil auf dem Schlachtfeld zu verschaffen. Ziemlich unorthodox für ein Brettspiel. Es diente aber einem guten Zweck. Die Einnahmen gingen an den "Weißen Ring".

Klassische Brettspiele oder Gesellschaftsspiele sind in den vergangenen Jahren in vielen Haushalten Computerspielen gewichen. Nicht aber bei den Mitgliedern der Fürstenfeldbrucker Feldfürsten. Dort entscheiden weiter die Würfel und nicht der Controller den weiteren Verlauf eines Spiels.

© SZ vom 09.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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